Laufend veröffentlicht Microsoft neue Details zur kommenden Software-Aktualisierung für Windows Phone 7. Das Update-Paket trägt den Codenamen Mango und wird ab Herbst 2011 für alle Smartphones mit Windows Phone 7 erwartet und kostenlos zum Download zur Verfügung stehen. Auch Smartphones der ersten WP7-Generation können sich auf das Update freuen.
Mango wird Windows Phone 7 laut Microsoft mit über 500 Funktionen erweitern und verbessern. Viele davon sind Verbesserungen unter der Haube, die nur einen kleinen Teil der Nutzer betreffen. So kann sich Windows Phone 7 künftig auch mit versteckten WLANs verbinden. Andere dagegen sind größere Änderungen und Funktionen, die eigentlich von Anfang an geplant waren, es aber nicht in die erste Version von Windows Phone 7 geschafft haben.
Mango mit besserem Mail-Programm
Die E-Mail-Funktion, die wir hier ausführlich beleuchten, ist einer der Bereiche, der kräftig überarbeitet wurde. Nutzer können künftig beispielsweise eigene Ordner aus dem E-Mail-Postfach direkt auf dem Startbildschirm anheften. Damit hat man direkt im Blick, wenn eine als wichtig gekennzeichnete Nachricht eintrifft. Außerdem lassen sich nun mehrere Postfächer zusammenfassen, sodass E-Mails an einem zentralen Punkt im Smartphone einsehbar sind.
Eine weitere Neuerung ist die Aufgabenliste, die künftig direkt im E-Mail-Hub mit angezeigt wird. Auch der Kalender-Hub wurde verbessert. Eine der Neuerungen: Wer verschiedene Kalender abonniert hat, etwa um Feiertage oder Ferien anzeigen zu lassen, kann diese Daten nun auch im Smartphone darstellen.
Ähnlich wie E-Mail-Postfächer lassen sich auch Kontakte in Gruppen sortieren und auf der Startseite als Live-Kachel hinterlegen. Praktisch ist auch, dass man diesen Gruppen eine Massen-SMS oder E-Mail schicken kann, etwa um Teams zu koordinieren.
E-Mail, Office und Internet Explorer 9
Der Office-Hub erhält ebenfalls neue Funktionen: Dokumente, die auf dem Smartphone erstellt und bearbeitet wurden, konnten bislang nur auf einem SharePoint Server abgelegt werden. Das ändert sich mit Mango: Microsoft erlaubt künftig, dass diese Daten im Cloud-Dienst Skydrive online abgelegt werden - auf Wunsch auch in einem Ordner, der für andere Nutzer zugänglich ist.
Skydrive stellt jedem Nutzer 25 GByte an kostenlosem Speicherplatz zur Verfügung, für die Nutzung ist lediglich ein Windows-Live-Konto notwendig, über das die meisten Besitzer von Windows Phone 7 normalerweise sowieso verfügen.
Die größte Änderung für Nutzer dürfte es aber im Browser geben: Künftig wird Windows Phone 7 eine mobile Version des Internet Explorer 9 verwenden. Dieser basiert größtenteils auf der Desktop-Version, sodass Funktionen wie HTML5 oder die Auslagerung des Seitenaufbaus auf die Grafikchips ebenfalls enthalten sind. Ein Wermutstropfen: Leider lässt sich der Browser nicht mit Plugins erweitern, sodass etwa Inhalte auf Basis von ActiveX oder Flash nicht wiedergegeben werden können.
Ein Problem von Windows Phone 7 ist, dass Nicht-Microsoft-Anwendungen aktuell nur im Vordergrund arbeiten dürfen. Das wird sich mit Mango und den sogenannten Background-Agenten ändern. Diese Agenten sind spezielle Funktionen, welche im Hintergrund arbeiten könne. Entwickler dürfen sie in ihre Apps einbauen. Diese Agenten können anschließend Aufgaben erfüllen, wie Nachrichten im Hintergrund abholen, auf eingehende Chat-Anfragen lauschen oder Musik spielen lassen.
Mit dem Agenten-Systems will Microsoft die Kontrolle darüber behalten, welche Aufgaben die Anwendungen im Hintergrund erledigen. Das ist wichtig, da die Apps ansonsten möglicherweise den Akku zu schnell leeren. Eine Lehre, die Microsoft bei Windows Mobile auf die harte Tour lernen musste.
Ebenfalls neu ist das "Fast App Switching" also das schnelle Umschalten zwischen verschiedenen Anwendungen. Wechselt der Nutzer in Windows Phones 7 aus einer Anwendung, wird diese nicht zwangsläufig komplett beendet. Vielmehr wird die Anwendung im jeweiligen Zustand eingefroren und belegt dann wenig oder keine Rechenleistung mehr. Über das App Switching kann man schnell zu einer App zurückkehren und dort weitermachen, wo man aufgehört hat.
Entwickler erhalten mit Mango noch weitere interessante Funktionen. So könne sie künftig direkt auf die Kamerafunktionen zugreifen, was beispielsweise für Apps mit Augmented Reality oder Barcode-Scanner wichtig ist. Zudem ermöglicht Mango den Einsatz von TCP-Sockets, eine Funktion, die etwa für Instant Messenger wie Skype wichtig ist.
Fazit: Neue Smartphones, baldiges Update
Wer Windows Phone 7 bereits abgeschrieben hatte, der wird mit dem Mango-Update eines Besseren belehrt. Fakt ist, dass Microsoft scheinbar zum Starttermin scheinbar zahlreiche Einschnitte vornahm, die mit dem nächsten Update zumindest teilweise ausgebessert werden. Allein der Internet Explorer 9 in der mobilen Version sollte mit zahlreichen Browsern der Konkurrenz gleichziehen - auch die Desktop-Version konnte überzeugen und erhält allgemein Lob.
Klar ist aber auch, dass es Mango allein nicht schaffen wird, mehr Nutzer für Windows Phone 7 zu begeistern. Dazu fehlen noch neue, schicke Geräte, die es mit iPhone und Co. aufnehmen können. Man darf nicht vergessen, dass die aktuellen Windows Phone 7 Smartphones noch immer die erste Generation darstellen. Eine würdige Wachablösung steht mit den Geräten Titan und Radar aus dem Hause HTC bereits in den Startlöchern.
Außerdem lässt die geplante Kooperation mit Nokia Großes erwarten. Der finnische Konzern baut noch immer großartige Smartphones mit aktueller Hardware, wie etwa das Nokia N8 zeigt. Doch auch die anderen Hersteller haben laut Microsoft neue Geräte geplant.
Ein genauer Veröffentlichungstermin ist noch nicht bekannt. Hier hält sich Microsoft bislang bedeckt. Seit Ende Juli steht die RTM-Version den Herstellern für eigene Anpassungen zur Verfügung. Es ist also mit einem baldigen Release zu rechnen - schon alleine, um dem zu erwarteten Hype um iPhone 5 und Android 4.0 etwas entgegensetzen zu können. (fho)
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation CIO.