JPEG 2000: Das neue Format für Bilder

Legenden und Wahrheit

Grafikanwender in aller Welt, die sich vom Format JPEG 2000 eine Revolution erwartet haben, sehen sich beim Testen der ersten Implementierungen teilweise enttäuscht. Daher ist es höchste Zeit, mit dem einen oder anderen Märchen ein für alle Mal Schluss zu machen.

JPEG 2000 stellt eine in allen Bereichen verfeinerte Version von JPEG dar, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Der Ersatz der DCT durch die Wavelet Transformation hat zur Folge, dass sich Artefakte zwar unterbinden lassen, wer jedoch auf Kompressionsfaktoren jenseits der 100 hofft, muss lange suchen, bis er ein geeignetes Bild findet.

Fakt ist, dass man mit JPEG 2000 in der Regel um 30% besser komprimieren kann als mit dem alten JPEG. Also statt 20:1 mit 27:1 bei gleicher subjektiver Qualität. Allerdings kann die geschickte Auswahl eines Bildes auch einmal zum umgekehrten Ergebnis führen. Manche Webseiten liefern dafür gute Beispiele. Als Faustregel komprimieren Wavelets besser bei hohen Kontrasten, JPEGs besser bei Texturen. Die Lossless-Implementierung von JPEG 2000 arbeitet mit rund 2:1 etwas schlechter als der Vorgänger, was vor allem die Radiologen unter den Anwendern enttäuschen wird.

Die mathematische Komplexität der Wavelets-Kompression ist gut und gerne zehn Mal höher als die DCT von JPEG. Bei modernen PCs fällt dies nicht ins Gewicht. Probleme bereitet es vor allem Digitalkameras, da sich die Zeit zwischen zwei Aufnahmen deutlich verlängert. Hier ist ein Kompromiss zwischen Rechenleistung, Speicherbedarf und Batterieverbrauch nötig.

JPEG wird auch weiterhin eine Alternative bleiben. Denn so schlecht komprimiert es gar nicht: Im Kompressionsvergleich der ISO mit verschiedenen JPEG-2000-Implementationen hat es nicht als Letzter abgeschnitten. Zehn Jahre Feinarbeit machen sich bezahlt.