Rückblick 2013

Zehn spektakuläre Softwarefehler

Obamacare-Desaster, Nasdaq-Ausfall und drohender Energienetz-Black-out: Im Jahr 2013 gab es einige bemerkenswerte Pannen, die von Softwarefehlern verursacht wurden.

Von den spektakulärsten und weitreichendsten Software-Fehlern des Jahres sind mehr und mehr auch Energiedienstleister und Industriefertiger betroffen. Zählten in früheren Jahren vor allem Finanzdienstleister, TK-Unternehmen und Behörden zu den Opfern von Softwarefehlern, finden sich im Kreis der Top-Ten-Geschädigten zunehmend auch Unternehmen aus ganz anderen Branchen wieder. "Relativ neu vertreten sind Industriefertiger oder Versorgungsunternehmen. Deren Kerngeschäft wird erst jetzt durch Software wirklich revolutioniert. Beispiele sind die großen Fortschritte in der Automobilelektronik oder das Smart Metering bei Energieanbietern", schildert Jochen Brunnstein, Principal Consultant bei SQS Software Quality Systems, die Veränderungen.

Die diesjährige von SQS zusammen gestellte Liste zeigt, dass Softwarefehler sowohl wirtschaftliche Verluste als auch Imageschäden verursachen können. Bespielhaft nennt Brunnstein die Software-Implementation der staatlichen Krankenversicherung in den USA, die von US-Präsident Barack Obama initiierte wurde und salopp als "Obamacare" bezeichnet wird: "Der wegen schlechter Software holpernde Start hat noch einmal beachtlichen politischen Flurschaden hinterlassen", beobachtet Brunnstein.

In Privatunternehmen verursachen Softwarepannen fast immer Geldverluste. "Der wirtschaftliche Schaden ist in diesen Fällen immer um ein Vielfaches größer als das, was das notwendige Maß an vorbeugender und systematischer Software-Qualitätssicherung gekostet hätte", rät der SQS-Manager.

1. Start von "Obamacare": Software schluckt ein Drittel der Versicherungsanträge

Die politisch hoch kontroverse Krankenversicherung "Obamacare" in den USA schlug bei ihrem Start erneut hohe Wellen. Das für die Umsetzung der Versicherung zuständige Gesundheitsportal sah sich im vergangenen Herbst gleich mehrfach Kritik an seiner Software ausgesetzt. Der gravierendste Mangel: Rund ein Drittel der Versicherungsanträge konnte zunächst nicht weiter verarbeitet werden. Aufgrund von Software-Fehlern blieben die im Portal ausgefüllten Antragsformulare liegen und erreichten die zuständigen Versicherer nicht. Grund war unter anderem eine Systemroutine, die das Eintragen der Sozialversicherungsnummer unterband.

Die betroffenen Bürger gerieten dadurch in die Gefahr, trotz korrekter Anträge zunächst keinen Versicherungsschutz zu erhalten. Neben dieser Großpanne beschwerten sich zahlreiche Bürger über die schlechte Bedienbarkeit der Software und Fehler in den Formularen. Zudem hatten rund 35.000 Nutzer länger als eine Woche Schwierigkeiten, sich einzuloggen, obwohl das System eigentlich auf 800.000 Besucher ausgelegt war. Verantwortliche des Gesundheitsportals rieten den Antragstellern deshalb, bei den jeweiligen Versicherern zusätzlich nachzufragen, ob diese ihren Antrag ordnungsgemäß erhalten haben.

2. Fast-Blackout des nationalen Stromnetzes in Österreich

Eine einfache Zählerstandsabfrage hat das österreichische Stromnetz im Mai vergangenen Jahres an den Rand eines völligen Zusammenbruchs gebracht und damit auch Stromnetze in anderen europäischen Ländern gefährdet. Dabei hatte sich zunächst ein Steuerungsbefehl bei der Inbetriebnahme eines neuen Erdgas-Leitsystems in Süddeutschland in das Steuerungssystem der europäischen Stromnetze verirrt, sich dort multipliziert und dadurch den Strombetrieb fast zum Absturz gebracht.

Der Selbstläufer glich dabei einer sogenannten "Distributed Denial of Service"-Attacke (DDoS), bei der Angreifer einen Server durch eine Flut von Anfragen in die Knie zwingen. Nachdem die Systempanne öffentlich geworden war, erklärte ein Vertreter der zuständigen Stromregulierungsbehörde gegenüber dem Österreichischen Rundfunk (ORF), dass die Sicherheits-Levels der IT-Informationssysteme bei den Stromversorgern hochgefahren werden müssten.