Was kommt nach 10-Gigabit-Ethernet?

Ethernet als Zugangstechnik "in the First Mile"

Ähnlich wie Telefondienste soll künftig auch Ethernet in Haushalten und Büros zur Verfügung stehen. Mit Ethernet im Teilnehmeranschluss-Bereich beschäftigt sich die Arbeitsgruppe 802.3ah "Ethernet in the First Mile" (EFM). Dieser Technik wird ein großes Marktpotenzial bescheinigt; wohl auch deswegen arbeiten die Mitglieder der Working Group besonders intensiv an den Spezifikationen.

In der EFM-Arbeitsgruppe fanden sich 100 Teilnehmer aus 50 Firmen zusammen. Deshalb wurden vier Teams formiert, die sich mit folgenden Themen auseinander setzten:

- EFM über Kupferkabel: Dabei stehen Punkt-zu-Punkt-Verbindungen über vorhandene Kupferkabel im Mittelpunkt. Die Datenrate soll 10 MBit/s betragen, die maximale Entfernung bis zu 750 Meter. Allerdings wurden auch Ansätze vorgestellt, die Distanzen von 1,2 Kilometern überbrücken.

- Ethernet über Lichtwellenleiter: Für Punkt-zu-Punkt-Verbindungen wird die Übertragung über eine einzige Glasfaser diskutiert. Angedacht sind Applikationen mit 1000 MBit/s über Entfernungen bis 10 Kilometer. Zusätzlich beschäftigt sich die Untergruppe mit Punkt-zu-Multipunkt-Verbindungen. An eine Glasfaser werden in diesem Fall 16 weitere Lichtwellenleiter angekoppelt.

- EFM EPON, also Ethernet über passive optische Netze: Hier liegt der Schwerpunkt auf Punkt-zu-Mehrpunkt-Verbindungen über bis zu 16 Fasern.

- EFM OAM (Operations, Administration and Maintenance): Diese Gruppe beschäftigt sich mit der Inbetriebnahme, Verwaltung und der Wartung von EFM-Netzen. Die Fachleute erarbeiten insbesondere Vorschläge für "Remote Loopback" oder die Linkkontrolle.

Einen interessanten Vorschlag machten die Vertreter von acht Firmen: Sie wollen das Präambel-Datenfeld von Ethernet-Frames dazu nutzen, um darüber Informationen für EFM zu transportieren. Die sieben Byte große Präambel dient in Ethernet-Netzen dazu, die so genannte Takt-Rückgewinnung sicherzustellen. In Netzen mit Koaxialleitungen fallen von den sieben Byte am Anfang eines Frames bis zu vier dem Schwingungsverhalten der Kabel zu Opfer. Andere Kabeltypen, etwa Lichtwellenleiter oder Twisted-Pair-Kupferleitungen, kommen mit kleineren Präambeln aus.

Die Mitglieder der EFM-Gruppe argumentieren, dass heutzutage kaum noch Koax-Leitungen in lokalen Netzen eingesetzt werden. Deshalb ließe sich ein Teil der Präambel für andere Zwecke einsetzen. Sie wollen zwei bis vier Byte für OAM nutzen; zwei Byte sind für die Logical-PHY-ID reserviert und eines für die Checksumme (CRC). Die Alternative besteht darin, weitere Tags in den Ethernet-Frame einzufügen. Das ist insofern problematisch, als bereits vor einiger Zeit ein vier Byte großes Feld für Virtuelle LANs (VLAN) hinzukam. Mit noch größeren Paketen hätten ältere Komponenten Probleme. Beim einem Treffen in Kopenhagen will die EFM-Gruppe die ersten technischen Details ausarbeiten. Der Standard soll bis September 2003 fertiggestellt sein.

Die nächste Vollversammlung des IEEE 802 LAN/MAN Standards Committee ist für Mitte März nächsten Jahres angesetzt.

Zur Person

Thomas Schramm

leitet die Abteilung Projekt Consulting des Geschäftsbereichs Automation and Network Solutions bei Hirschmann Electronics.