IFA 2014 -UHD, Wearables, IoT und Smart Home
Was die IFA-Trends fürs Business bedeuten
Wearables sind nicht nur Gadgets
Wie eingangs schon erwähnt, eignen sich Datenbrillen wie Google Glass, die Moverio von Epson oder die M100 von Vuzix wegen der Möglichkeit, freihändig visuelle Daten aufzunehmen, für eine Vielzahl von Anwendungen in der Industrie, im Baugewerbe, im Gesundheitswesen und in Unternehmen allgemein. Vuzix-Vize Dan C. Cui weist auf eine zusammen mit SAP entwickelte und in Deutschland getestete Logistiklösung mit der M100 hin. Ebenfalls mit SAP ist auch ein Youtube-Video entstanden, das zeigt wie die Datenbrille dem technischen Außendienst beim Ausfall der Stadion-Flutlichter helfen kann. Über die eingebauten Kopfhörer wird er erst zu dem betreffenden Schaltkasten geführt und erhält er dann Anweisungen, welches Modul wie ausgetauscht werden soll - Hollywood lässt grüßen.
Cui zitiert Marktforscher Gartner, wonach Datenbrillen wie die von Vuzix weltweite Einsparungen von über einer Milliarde Dollar pro Jahr beim technischen Außen- und Kundendienst bringen würden. Der chinesische PC-Riese Lenovo hat unlängst die Exklusivrechte für den Vertrieb der M100 in China übernommen. Volker Fassbender, Brand Manager für Lenovos Think-Produkte, macht sich keine Illusion, dass Wearables so bald flächendeckend in Unternehmen eingesetzt werden. Anders als bei Tablets und Smartphones sei der Druck noch nicht groß genug im B2B-Bereich.
Als Anwendungsbereiche für die Vuzix-Datenbrillen nennt Cui die Öl- und Gasförderung, Retail, die Schwerindustrie, MRO (Wartung, Reparatur und Abfertigung oder Operationen) sowie den großen Bereich Gesundheit und Medizintechnik.
Im Auftrag von Gesundheit und Fitness
Gesundheit, neudeutsch auch Health genannt, ist zusammen mit persönlicher Fitness der absolut größte und umsatzstärkste Einsatzbereich von am oder gar im Körper tragbarer Technologie. Krankenversicherer schielen schon auf Fitness-Tracker , um für Risikopatienten wie Übergewichtige oder Raucher zum Beispiel entsprechende Pakete zu schnüren. Aber nicht alles, was möglich ist, sollte auch erlaubt werden. In Deutschland dürfte es schon an rechtliche Grenzen stoßen, wenn neben der Belohnung auch ein finanzielles Bestrafungsprinzip bei Krankenversicherungen greifen würde.
Nach Samsung mit der Galaxy Gear und Pebble erwärmen sich immer mehr Hersteller für Smart Watches und Fitnessuhren. Dazu gehören mittlerweile unter anderem auch LG, Acer, Epson und Huawei. Acer stellt für die zu Android 4.4 und iOS kompatible Liquid Leap mit 1,0 Zoll großem OLED-Touchscreen nicht nur Trainings- sondern auch Produktivitätsfunktionen wie SMS-, Meeting- und Anrufinformationen in den Vordergrund.
Viele der Uhren kommen in asiatisch-knatschigen Farben, was den Eindruck verstärkt, dass es sich rein um Consumer-Gadgets handelt. Aber in schwarz sehen die Liquid Leap oder das Talkband von Huawei richtig nobel aus. Und wenn sie nur dazu dienen, den Chef oder die Chefin diskret aus einem Meeting zu holen, weil anderswo "die Hütte brennt", wird just ein Business Use Case daraus.
In der Tradition der Schwestermarke Seiko als Anbieter der ersten Quarz- und ersten TV-Uhr, welche Roger Moore alias James Bond in Octopussy schmückte, und in der Tradition der Moverio als eine der ersten 3D-Datenbrillen mit GPS-Sensor steigt Epson nun in den Markt für Sport- und Fitnessuhren ein. Da ist einmal die Pulsense mit Aktivitäts- und Herzfrequenz-Tracker und dann die Runsense als GPS-Sportuhr. Erwähnenswert ist auch LGs IFA-Premiere der G Watch R als "erstes Android Wearable mit vollständig genutztem, runden Display". Die Uhr mit P-OLED-Display sieht zunächst gar nicht aus wie eine Smart Watch, sondern wie eine edle Herrenuhr. Dabei bietet sie einen 1,2 GHz schnellen Snapdragon-Prozessor, 512 MB Arbeitspeicher und 4 GB eMMC-Speicher. Hinzu kommen verschiedene Sensoren wie Gyro, Beschleunigungsmesser, Kompass und Barometer. Das Betriebssystem Android Wear ist kompatibel zu Smartphones mit Android 4.3 oder höher. Im Oktober soll die G Watch R zum Preis von 299 Euro nach Deutschland kommen.
- Vuzix M100
Reparatur und Wartung sind neben der Lagerarbeit ein starker Fall für Smart Glasses wie die Vuzix M100. Die Brille nimmt dabei nicht nur wichtige Informationen auf, sondern vermittelt dem Fachmann auch solche. - Vuzix M100 II
Die Datenbrillen zeigen den Mitarbeitern die Position der gesuchten Ware im Lager. - Vuzix M100 III
Die entsprechende Software für die Datenbrillen hat beispielsweise SAP entwickelt. - Marktaussichten
Noch sind Sport-und Fitness-Tracker ganz weit vorn im Wearable-Markt. ABI Research zufolge werden sich bis 2017 aber Smartwatches an die Spitze drängen. Der Gesamtmarkt soll sich bis 2018 ungefähr verzehnfachen - Hands free
Ob im Warenlager, bei der Kommissionierung oder Wartung von Maschinen, erlauben Smart Glasses das freihändige Arbeiten.... - Hands free II
SAP hat mit Brillen von Google und Vuzix schon entsprechende AR-Lösungen vorgestellt. - Google
Im Ausland kann sich beim Lesen von Straßenschildern die Übersetzungshilfe von Google Glass bezahlt machen. Gleiches gilt natürlich auch im Lager. Denn Postsprache ist immer noch Französisch. - Google II
Google Glass ist noch gar nicht auf dem Markt, dennoch wurden wie hier von Onoffre Consulting am brasilianischen Instituto Lubeck schon mehrere OPs damit geführt, oft über Hunderte von Kilometern. - Google III
Ein Szenario, das Google für die eigenen Smart Glasses mit integriertem GPS aufzeigt, ist die Navigation einschließlich Anzeige von Mautstellen. - Metaio
AR-Spezialist Metaio hat im September 2013 die erste interaktive Bedienungsanleitung auf Google-Glass-Basis mit neuer 3D-Tracking-Technologie vorgestellt. - Metaio II
Vorläufer der Metaio-Lösung ist die eKurzinformation für Audi. - Navigationsjacke
Ein australisches Unternehmen namens We:Ex (Wearable Electronics) hat unter anderem diese Navigate Jacket entwickelt, welche die Trägerin über optische und haptische Signale sicher zum Ziel führen soll. - BioHarness
Zephyrs Bioharness 3 wird zusammen mit dem PSM Responder ECHO im amerikanischen Profisport zu Trainingszwecken eingesetzt. - Smartwatches
Smartwatches wie die Samsung Galaxy Gear, Sony Smartwatch 2, Pebble und Co. werden meist als reine Consumer-Gimmicks gesehen. Gepaart mit Health oder Fitness Tracking wird daraus aber auch schnell ein B2B-Fall. - Adidas MiCoach
Dieses MiCoach genannte System von Adidas wird unter anderem zum Training der deutschen Fußballmannschaft im Vorfeld der WM 2014 in Brasilien eingesetzt. - Zeiss Cinemizer Oled
- Zeiss Bajohr Lupenbrille
Die 3D-Brillen von Zeiss werden unter anderem als Ablenkung bei Angstpatienten eingesetzt.
"Hören ist High Tech"
Nach dem Motto "Hören ist High Tech" hat der Bundesverband der Hörgerätehersteller unter www.ear-fidelity.de schon vor zwei Jahren darauf hingewiesen, dass moderne Hörsysteme ähnlich wie Samsungs Galaxy Gear oder Google Glass ebenfalls in die Kategorie der Wearables fallen und eine Reihe ähnlicher Funktionen bieten. So werden sie ebenfalls am Körper getragen und können sie sich mit anderen Geräten vernetzen, mit Fernsehern und Smartphones zum Beispiel. Über Near Field Magnetic Induction Technology (NFMI) in Verbindung mit Bluetooth können sie Signale annehmen und weitersenden, um über Schnittstellen wie einen Streamer (eine Art Fernbedienung) Audiosignale von anderen Geräten für Schwerhörige besser hörbar zu machen. Noch besser, aber mit hohem Batterieverbrauch und aufwendigerer Konfiguration verbunden, sind Funktechnologien. Eine Umfrage des Verbands mit TNS Infratest und Fink & Fuchs hat ergeben, dass sich überdurchschnittlich viele Betroffene für ein Hörsystem mit Wearable-Funktionen entscheiden würden. Die Befragten erhoffen sich eine Verbesserung des Hörsinns und der Lebensqualität (27 Prozent), gefolgt von "Unauffälligkeit und Entstigmatisierung der Hörsysteme" (14 Prozent).
Wearables, ob Smart Watches, Fitnessuhren, Smart Glasses oder eben intelligente Hörsysteme gehören im Grunde alle schon zum Internet der Dinge (IoT). Dieses ist zwar keineswegs dasselbe wie ein Smart Home, wird aber auf der IFA als Consumer-Messe vielfach gemeinsam betrachtet. Im Privaten wie in Unternehmen setzen sich dabei Funktechnologien wie Bluetooth Smart (Low Energy) und Zigbee sowie die mit Bluetooth verwandten iBeacons immer mehr durch.