Unterschiede bei Leistung und Service

Technischer Vergleich

Wie bei den ersten beiden Testkandidaten übertrug die ISP-Testsuite des EANTC auch diesmal im Laufe eines Testmonats weit mehr als 100 Gigabyte Daten pro Anschluss. Die Tests gruppierten wir in vier Bereiche:

Messungen zwischen zwei Anschlüssen des gleichen ISPs; Messungen zwischen zwei Anschlüssen verschiedener ISPs am gleichen Standort; Ein-Punkt-Messungen von Border-Routern; Ein-Punkt-Messungen weltweiter Internet-Server.

Die Worldcom-Anschlüsse standen während des Messzeit-raums konstant zur Verfügung. Ihre Anschlussverfügbarkeit betrug damit bei einer Messgenauigkeit von 60 Sekunden mindestens 99,99 Prozent. Dagegen fiel einer der beiden QSC-Anschlüsse einmal für vier Stunden aus, der andere einmal für acht Stunden. Damit erreichte QSC in diesem Test nur eine Verfügbarkeit von 99,5 beziehungsweise 98,9 Prozent. QSC nahm dazu sehr ehrlich Stellung: Der vierstündige Ausfall sei auf ein fehlerhaftes Routersoftware-Upgrade zurückzuführen gewesen, das bei vorherigen Tests korrekt funktionierte und erst im Live-Betrieb scheiterte. Die zweite, achtstündige Downtime sei durch fehlerhaft ausgeführte Schaltarbeiten des Leitungslieferanten Deutsche Telekom verursacht worden. Dies ist ein Problem, das bei Anbietern wie Worldcom und QSC, die auch fremde Infrastruktur nutzen, feste Verfügbarkeitszusagen sehr erschwert.

Als wir die Bandbreite der Kernnetze unter die Lupe nahmen, ergab sich die nächste Überraschung: Der Worldcom-Anschluss in Koblenz erzielte bei allen Messungen nur nachts und am Wochenende die volle Bandbreite. Unsere Rückfrage bei Worldcom ergab, dass der Standort Koblenz als bundesweit einziger noch nicht in den STM-1-Backbone einbezogen sei, sondern über mehrere parallel geschaltete 2-MBit/s-Leitungen mit dem Rest des Netzes verbunden ist. Da das Load Balancing auf solchen Leitungen für viele kleine IP-Ströme optimiert ist, war unser breitbandiger Punkt-zu-Punkt-Test, der mit einem größeren Download vergleichbar ist, besonders negativ betroffen. Auch die höhere Paketlaufzeit - zwischen Koblenz und Berlin 25 ms, während alle anderen Provider auf vergleichbaren Strecken bei maximal 15 ms lagen - ließ sich so erklären.

Immerhin: Worldcom erzielte auch in Koblenz immer noch durchschnittlich 1,5 Mbit/s zur so genannten Business Prime Time, QSC in Berlin 1,85 Mbit/s und in Bonn 1,75 Mbit/s oder mehr. Beim Vergleich der verschiedenen Anbieter legten wir die in den Verkaufsbroschüren angegebenen Bandbreiten zu Grunde: Wer mit "bis zu 2,3 Mbit/s" wirbt, muss sich auch daran messen lassen. Auf unsere Frage nach dem Verbleib der restlichen Bandbreiten antwortete QSC, dies sei "der Bruttodurchsatz auf Layer 0 (SDSL-Speed). Bei Messungen auf höheren Layern ... ergeben sich durch den entsprechenden Overhead naturgemäß immer geringere Durchsatzwerte." Mit anderen Worten: Eigentlich ist die Netto-Bandbreite trotz der Werbeaussage ziemlich genau dieselbe wie bei den anderen Anbietern, weil DSL-Leitungen einen höheren Overhead haben als E1-Verbindungen.

Die Tests der Gesamtleistung der jeweiligen Backbones ergaben unspektakuläre Resultate. Im Vergleich zu Colt Telecom und Deutscher Telekom waren andere Nutzer zwar als kleine Schwankungen der Maximalbandbreite zu bemerken, im Mittel war ihr Einfluss jedoch unerheblich. Beide Anbieter betonten, dass ihre Backbones mehr als ausreichend dimensioniert seien (QSC: 1 Gbit/s; Worldcom: 2,4 Gbit/s) und die Auslastung regelmäßig überwacht werde. Dennoch beobachteten wir eine Reihe vorübergehender Überlastsituationen, sodass sich hier etwas schlechtere Noten ergeben.

Damit konfrontiert, zeigten sich beide Anbieter überrascht. Worldcom betonte, die "Tatsache, dass [bei eigenen Messungen aller Standorte] regelmäßig Bandbreiten von mehr als 1,5 Mbit/s erzielt werden konnten", sei ein Indiz für ausreichende Kapazität. Die von Worldcom bestätigte Bandbreite ist jedoch schlechter als die Leistung der anderen getesteten Anbieter.

Beim Test des providerübergreifenden Verkehrs zeigten sich die üblichen, manchmal schwer verständlichen Eigenschaften des Internets: Worldcom konnte hier mit durchweg guten, teilweise ausgezeichneten Ergebnissen punkten; vor allem der Berliner Anschluss hatte sehr gute Verbindungen zu den Netzen von Colt und Deutsche Telekom. Das Netz von QSC ist dagegen noch verbesserungswürdig: Verbindungen zu Worldcom- und Colt-Zielen erreichten nur 60 bis 75 Prozent der möglichen Maximalleistung. Die Verantwortung ist jedoch nicht leicht einer Seite zuzuweisen. Interconnection-Probleme können auch aufgrund von ungüns-tigem Routing- oder Lastverteilungsverhalten entstehen und sind schwerer zu überwachen als ein internes Kernnetz.