Türöffner für Datendienste

Neue Dienste durch optische Metronetze

Eine optische Netzinfrastruktur ist kein Selbstzweck, sondern soll dem Carrier und dem Anwender Vorteile bringen, vor allem

- niedrigere Kosten durch ein besseres Ausnutzen der Bandbreite und die Möglichkeit, mithilfe vermaschter Netzstrukturen redundante Pfade aufzubauen, sowie

- neue Einnahmequellen durch neue Dienste.

Besonders attraktiv ist es beispielsweise, Verbindungen automatisch bereitzustellen: Per Mausklick wird eine Ende-zu-Ende-Verbindung über alle Protokollebenen des Transportnetzwerkes geschaltet. Auch die Applikation eines Kunden kann diesen Vorgang starten. Eine weitere Anwendung ist eine Ersatzschaltung. Während eine SDH-Ersatzschaltung die Hälfte der zur Verfügung stehenden Übertragungskapazität dafür bereithält, lassen sich in DWDM-Netze flexible Schutzmechanismen einsetzen. Dies erfolgt zwar auf Kosten der Umschaltzeit und ist kompliziert, reicht aber für Datenverbindungen normalerweise aus.

Vom Bestandsmanagement versprechen sich die Netzbetreiber Informationen darüber, welche Leitungen ausgelastet sind und welche noch freie Kapazitäten haben. Diese Informationen sollen automatisch ermittelt werden und in Echtzeit zur Verfügung stehen. Heute ist es noch teilweise Usus, die Daten von Hand aus den Managementsystemen "herauszuziehen". Bei der dynamischen Bandbreitenzuteilung signalisiert der Kernnetz-Router (Core Router), welche Verkehrsbeziehungen sich verändert haben. Daraufhin stellt die Transportschicht Bandbreite bereit oder gibt sie wieder frei. Die Netzlast entspricht somit immer dem tatsächlichen Nutzungsgrad und passt sich dynamisch den Erfordernissen an.

Dies sind nur einige der Applikationen, für die G.ASTN (Generalized Automatic Switched Transport Networks) ausgelegt sein sollen, welche die herkömmlichen Transportnetze ablösen werden. Doch zuvor müssen bestehende Protokolle und Signalisierungsverfahren angepasst und neue Techniken entwickelt werden. Diese Aufgabe haben diverse Gremien übernommen, darunter das Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE), die International Telecommunication Union (ITU), die Internet Engineering Task Force (IETF) oder das Optical Internetworking Forum (OIF).

Je nach ihrem "Hintergrund" orientieren sich die Ansätze dieser Organisationen an Standards aus der Daten- oder Sprachwelt. Allerdings sind die Entwürfe noch nicht fertig und außerdem nicht kompatibel zueinander. Welche sich letztlich durchsetzen, bleibt abzuwarten. Hinzu kommt, dass es noch unklar ist, welche Services der Endnutzer nachfragen wird und wie viel er dafür auszugeben bereit ist. Diese Punkte verzögern die Einführung neuer Techniken im Metronetz.

Die Entscheidung für oder gegen eine Metro-DWDM-Lösung sollte sich vor diesem Hintergrund weniger an Visionen oder proprietären Funktionen orientieren, sondern sich auf die grundlegenden Eigenschaften der Knoten- und Systemarchitektur stützen. Deshalb sind langfristige Investitionssicherung, Carrier-Class-Verfügbarkeit, bedarfsgerechte Skalierbarkeit, flexible Erweiterungsmöglichkeiten und die Lebenszykluskosten einer universell einsetzbaren Plattform die kritischen Erfolgsfaktoren für Metro-WDM-Netze.

Zur person

Robert Bschorr

ist Systemingenieur bei der Tellabs Deutschland GmbH und berät Netzbetreiber beim Aufbau von Transportinfrastrukturen.