Revolution von unten

Einsatzgebiete für P-to-P

Zu den derzeit interessantesten Nutzungsmöglichkeiten von Peer-to-Peer-Anwendungen in Unternehmen zählt der so genannte Collaboration-Bereich. Damit ist die teamorientierte Zusammenarbeit über das Intra- und Internet mithilfe von Instant Messaging, Chat und Dokumentenbearbeitung gemeint. Der gemeinsame Zugriff auf die jeweils aktuelle Version von Dateien erhöht die Produktivität, da sich die Zeit für das Sichten von Projektunterlagen reduziert und alle Mitarbeiter mit denselben Versionen arbeiten. Gruppen können standortunabhängig effizient zusammenarbeiten. Collaboration-Lösungen reduzieren den E-Mail-Verkehr, da Dateien nicht mehr an jedes Mitglied der Projektgruppe verschickt werden müssen. Dies entlastet zudem die Speichersysteme. Ein weiterer Vorteil: Das Unternehmen benötigt keine aufwändigen Virtuellen Privaten Netze, da die Teamarbeit bereits verschlüsselt über das Internet erfolgt.

Der wohl bekannteste Vorreiter bei Collaboration-Software ist der "Vater" von Lotus Notes, Ray Ozzie, mit seiner neuen Firma Groove Networks. Das Produkt "Groove" ist bereits bei den ersten Pilotkunden im Einsatz. Etwa zur Jahresmitte soll die Software auf den Markt kommen. Das 10 MByte große Client-Tool bringt die Peers über E-Mail oder Instant Messaging zusammen. Die Kommunikation erfolgt über einen dedizierten Festplattenbereich der Client-Rechner. Groove unterstützt Voice- und Textnachrichten, Chat-Diskussionen, Zeichen- und Textverarbeitungs-Tools sowie gemeinsame Dateizugriffe. Die Software bietet zudem eine Entwicklungsplattform, um eigene Tools und Applikationen zu bauen.

Das Serverelement "Groove Network Services" stellt Softwareverteilung, Benutzerverwaltung und Sicherheits-Policies bereit. Die so genannten Relay Services erlauben es, offline zu arbeiten. Bei erneuter Peer-Verbindung synchronisieren sie die geänderten Dateien und spielen - falls erforderlich - Softwareupdates auf. Dateien verschlüsselt die Software, bevor sie diese speichert. Datenübertragungen sichert sie mit einer 192-Bit-Verschlüsselung. Etwa Ende dieses Jahres sollen Dokumentenmanagement, Workflow, Projektmanagement sowie XML-Konnektoren zur Integration mit ERP-, CRM- und SCM-Systemen hinzu kommen.

Im Unterschied zu Groove arbeitet Mangosoft mit einer zentralen Serverkomponente als Speicherort für die Daten. Der "Mangomind"-Service stellt den an der Peer-Gruppe beteiligten Mitarbeitern einen gemeinsam genutzten Festplattenbereich über das Internet zur Verfügung. Alle berechtigten Peers können auf Dateien zugreifen und sie bearbeiten. Anders als bei bisherigen Internet-Storage-Lösungen muss der Anwender keine lokale Kopie der Datei erstellen, sondern kann sie online bearbeiten. Mangosoft erreicht dies über ein eigenes Dateisystem, das auf dem Windows-32-File-System basiert (siehe Abbildung Ticker links). Damit können mehrere Anwender von beliebigen Orten aus gleichzeitig mit Dateien arbeiten. Sobald eine Datei geöffnet wird, kopiert das Tool sie in den Cache des lokalen Systems. Anschließend synchronisiert Mangomind sie mit der im Internet gespeicherten Version. Damit erledigt sich auch das Problem der Datensicherung von mobilen Geräten: Bei jeder Verbindung mit dem Internet wird automatisch die aktuelle Version zentral gespeichert.

Durch die Gewährung von Schreib- und Lesezugriffen stellt die Software sicher, dass Änderungen konsistent vollzogen werden. Nehmen zwei Anwender parallel offline Änderungen an einer Datei vor, speichert Mangomind beide Versionen und benachrichtigt die User, dass ein Konflikt vorliegt. Zugriffsrechte für Dateien lassen sich auf File- und Directory-Ebene setzen. Eine 128-Bit-Verschlüsselung sorgt dafür, dass Daten sicher übertragen und gespeichert werden. Die meisten Windows-Applikationen arbeiten laut Hersteller ohne Anpassungen mit Mangomind zusammen. Für sie erscheint das Laufwerk wie ein im lokalen Netzwerk freigegebenes Volume.

Die Einsatzmöglichkeiten von Distributed Computing in Unternehmen sind begrenzt. Standardaufgaben wie Buchführung, Bestellwesen oder Lagerverwaltung lassen sich mit herkömmlichen Methoden besser erledigen. Für Spezialaufgaben wie Data Mining kann dieser Ansatz jedoch Vorteile bieten, zum Beispiel, um aus sehr großen Datenmengen wie Kreditkarteninformationen oder Liefermengen auffällige Muster herauszufinden. Eine interessante Spezialform sind Lasttests von Web-Servern. Anstelle der bisher üblichen Simulationen werden die Maschinen mithilfe der freien Ressourcen von echten Clients unter Stress gesetzt.