Polizei kämpft mit IT-Projekt ComVor

Dezentrale Insellösungen erschweren IT-Modernisierung

Derzeit steht für Klotter der Umstieg auf ComVor im Fokus. "Wir migrieren Regierungsbezirk für Regierungsbezirk." Aktuell werde das Polizeipräsidium Stuttgart auf das neue Vorgangsbearbeitungssystem umgestellt. Die Regierungsbezirke Tübingen und Karlsruhe sollen im kommenden Jahr folgen. Mit der Migration von Freiburg 2009 soll das Projekt abgeschlossen werden.

Allerdings sei nicht immer alles rund gelaufen, räumt Klotter ein. Ein Grundproblem der Vergangenheit sei die dezentrale Organisation der Polizei-IT gewesen. Es habe viel Zeit gekostet, diese verteilten Strukturen einzufangen. Zunächst sei es notwendig gewesen, jede Dienststelle zu inventarisieren. Dann sei es darum gegangen, Individuallösungen in das Zentralsystem einzubinden und Ersatz für Applikationen anzubieten, die im System künftig nicht mehr unterstützt würden.

Joachim Lautensack, DPolG: "Wir steigen in eine völlig neue IT-Welt ein."
Joachim Lautensack, DPolG: "Wir steigen in eine völlig neue IT-Welt ein."



In den Reihen der Beamten stößt der Umstieg zunächst einmal auf Skepsis. "Wir steigen in eine völlig neue IT-Welt ein", meint beispielsweise Joachim Lautensack, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) in Baden-Württemberg. Das habe gigantische Konsequenzen in allen Bereichen. Zwar attestiert Lautensack der Projektleitung, sie sei durchaus kompetent und bemühe sich um das Vorhaben. Gleichwohl gebe es Probleme, die dem Beamten zufolge auch auf die dezentralen Strukturen der Vergangenheit zurückzuführen sind. Jeder Arbeitsplatz sei individuell mit spezifischen Anwendungen ausgestattet, die zum Teil in der neuen Welt keinen Platz mehr hätten. Die Polizisten müssten sich daher mit einem reduzierten Anwendungsspektrum beziehungsweise neuen Applikationen anfreunden. "Das führt immer wieder zu Kritik."

Darüber hinaus hätten die Nutzer im Zuge der Einführung von ComVor mit den typischen Kinderkrankheiten und Umstellungsschwierigkeiten zu kämpfen, berichtet Lautensack. Dazu zählten beispielsweise lange Zugriffszeiten und Performance-Probleme. Zudem seien benötigte Funktionen nicht vorhanden beziehungsweise ließen sich vorhandene Funktionen nicht deaktivieren. "Es ärgert die Beamten, wenn beim Drucken von Anzeigen leere Formularseiten mit ausgedruckt werden."