Anbieter und Lösungen

Mobile Payment in Deutschland

Samsung Pay: Gegenentwurf zu Apple Pay

In direkter Konkurrenz zu Apple Pay wird Samsung Pay als noch im Aufbau befindlicher neuer mobiler Bezahldienst gesehen. Dabei hat der des koreanischen Riesen durchaus das Potenzial, weit mehr Kunden zu erreichen. Die kürzlich erfolgte Übernahme von LoopPay war ein recht gelungener Schachzug von Samsung auf dem Weg zum mPayment-Mitspieler. Denn die 2012 gegründete US-Tochter sieht sich als Erfinder der Magnetic Secure Transmission (MST), die als patentierte Technologie zusammen mit der LoopPay-App 90 Prozent aller Ladengeschäfte in den USA und zehn Millionen Verkaufsterminals weltweit erreichen soll. Die Geschäftsinhaber müssen ihre Technik nicht teuer aufrüsten, sondern können weiterhin ihre Lesegeräte für Magnetstreifenkarten verwenden.

Zusammen mit NFC-Unterstützung kann Samsung Pay nach dem zunächst für die USA und Südkorea geplanten offiziellen Start Mitte 2015 tatsächlich mehr Läden und Kunden erreichen als andere Anbieter mobiler Bezahldienste. Das koreanische Unternehmen rechnet mit weltweit rund 30 Millionen Partnergeschäften, die Samsung Pay heute schon potenziell unterstützen können.

Die Ausweitung auf andere Regionen wie Europa hat Samsung auch schon im Visier. Nach Partnerschaften mit MasterCard und Visa soll das Unternehmen auch schon in Verhandlungen mit American Express, der Bank of America und anderen Geldinstituten stehen.

Doch zurück zu LoopPay und MST. Die Lösung der neuen Samsung-Tochter besteht aus einer LoopPay Card mit integrierten Kreditkarten-Lesegerät für rund 50 Dollar oder einem CardCase mit herausnehmbarer LoopPay-Card für zehn Dollar mehr. Zum Bezahlen muss man nur das Smartphone oder die herausnehmbare LoopPay Card an einen Kartenterminal halten. Dank des integrierten Kartenlesers lassen sich in der LoopPay Card die Daten unzähliger Kredit- oder Payback-Karten speichern.

Lustigerweise ist das LoopPay CardCase aktuell nur für neuere iPhones erhältlich. In Samsungs neuen Galaxy-Modellen S6 und S6 Edge soll die für die Kopplung mit Kreditkarten noch LoopPay, später Samsung Pay genannte App aber bereits vorinstalliert sein. Um die Registrierung abzuschließen, muss der Nutzer sich noch mit seinem persönlichen Fingerabdruck authentifizieren. Für zusätzliche Sicherheit soll die Samsung-eigene Security-Plattform Knox und die Trustzone des Prozessorherstellers ARM sorgen.

Aber trotz aller Verlockungen wird wohl noch einige Zeit vergehen, bis Samsung und Apple Pay den Weg nach Deutschland finden. Daher sollen hier zum Schluss noch Lösungen vorgestellt werden, die in Deutschland bereits verfügbar sind.

Bestehende Lösungen in Deutschland

Die mPayment-Lösung Kesh ist dem Mitführen von Bargeld nicht unähnlich. Denn das Konto muss erst mit Guthaben gefüllt sein, bevor man damit einkaufen oder konsumieren kann.
Die mPayment-Lösung Kesh ist dem Mitführen von Bargeld nicht unähnlich. Denn das Konto muss erst mit Guthaben gefüllt sein, bevor man damit einkaufen oder konsumieren kann.
Foto: kesh

So wie PayPal in Berlin haben einige mPayment-Anbieter in Deutschland zunächst regional begrenzt mit Pilotprojekten begonnen. Dazu gehört zum Beispiel die Wiesbadener paij GmbH, die mit "Mobile Payment Made in Germany" wirbt und zunächst für die Heimatregion unter anderem Taxi Deutschland mit 15.000 Taxis für die paij-App mit QR-Code-Leser gewinnen konnte. SQWallet hat mit Pilotprojekten in Osnabrück gestartet und bietet eine ebenfalls an QR-Codes gekoppelte App mit PIN-Eingabe an, so auch PayCash vorwiegend für den Raum Düsseldorf. Alle drei Lösungen sind kostenlos.

Schon fast zu den Großen mit 78 teilnehmenden Geschäften in neun Städten (laut kreditkarte.net) gehört kesh mit der biw Bank für Investments und Wertpapiere AG im Rücken, die sich als Deutschlands schnellst wachsende Online-Bank sieht. Auch die für Android, iOS und BlackBerry erhältliche kesh-App arbeitet über den QR-Code. Vorteile für Händler seien 100 Prozent Zahlungssicherheit, sofortige Gutschriften und keine versteckten Gebühren, verspricht kesh. Je nach Version (starter, basic oder premium) lässt sich das kesh-Konto mit monatlich 100 und 200 Euro oder sogar 200 Euro täglich aufladen, um über die betreffende Summe verfügen zu können.

Bei 11.000 Verkaufsstellen ganz groß im Geschäft ist das von der Otto Group ins Leben gerufene Yapital mit QR-Code und PIN-Eingabe für Android, iOS und Windows Phone. Das Sparkassen-System girogo für Beträge bis 20 Euro mit bundesweit rund 9.000 Akzeptanzstellen wurde ebenfalls schon genannt. Dieses ist an eine Girocard mit NFC-Chip geknüpft. Es bleibt noch der im Spätsommer 2012 mit E-Plus gestartete, auf NFC basierende Targobank Bezahlchip, der Kunden zusätzlich zur MasterCard mit zirka 450.000 Akzeptanzstellen angeboten wird und bundesweit in ausgewählten Geschäften eingesetzt werden kann. Da der NFC-Bezahlchip vom Handy huckepack genommen werden kann, muss dieses selbst nicht NFC-fähig sein. Der Bezahlchip ist sowohl als Kreditkarte mit individuellem Kreditlimit und flexibler Rückzahlung als auch als Prepaid-Karte verfügbar. Damit bezahlen kann man überall, wo ein PayPass-Logo zu sehen.

Fazit: Mit Sicherheit kommt Akzeptanz

Mobile-Payment steckt in Deutschland zwar noch in den Kinderschuhen. Schaut man sich aber an, wie viele junge Leute und Berufstätige in Bus und U-Bahn ständig mit ihrem Smartphones zugange sind, ist es nur eine Frage der Zeit, dass die Akzeptanz steigt und damit auch das bundesweite Angebot. Die großen wie kleinen Player müssen sich nur darauf einstellen, dass die Deutschen in Gelddingen grundsätzlich etwas konservativer sind. Sicherheit ist daher das A & O im Mobile-Payment. (mb)