Microprocessor Forum 1999

Intel: Itanium, Coppermine - und Timna

Dieses "Wie" gibt insbesondere Intel zur ersten 64-Bit-CPU des Hauses nur scheibchenweise preis. Diese Politik brachte Intel in einer Podiumsdiskussion frechen Spott ein: "Das ist der längste Striptease der Geschichte!" frotzelte ein IBM-Mitarbeiter. Schon vor zwei Monaten hatte der Prozessorprimus auf dem Intel Developer Forum voller Stolz das "first silicon" des Prozessors gezeigt. Wer sich aber auf dem Forum damit gemessene Benchmarks oder Angaben zur Taktfrequenz erhofft hatte, war umsonst nach San Jose gepilgert.

Immerhin hat das Kind jetzt einen Namen, "Merced" war ja nur der Codename für die Entwicklung. Schon am Montag gab der Gründer des Microprocessor Report, Michael Slater, ganz beiläufig "Itanium" als Produktbezeichnung für Intels neues Baby bekannt. Die leichte und robuste Titan-Legierung, englisch "Titanium", mag hier die Marketingabteilung inspiriert haben. Oder die Tatsache, dass das Gehäuse der CPU auch äußerlich titanische Leistung vermuten lässt.

Wer "IT" für "Information Technology" und "Anium" auseinander nimmt, kommt auch auf "Anius", einen der Söhne des Apoll. Er bot dem von den Trojanern verfolgten Aeneas Zuflucht auf der Insel Delos. "Itanium" also als Zuflucht für alle IT-Geplagten? Mit dem Namen könnte Intel auch noch Probleme mit Bluemoney bekommen, denn deren E-Commerce-Server für Unix heißt "Titanium" - aber da haben die Anwälte sicher schon vorgesorgt.

Linux und Windows laufen schon

Unix, besser gesagt, Linux, ist neben dem NT-basierten Windows64 auch eines der beiden Betriebssysteme, die Intel auf Itanium schon zeigen konnte. Insgesamt sollen es vier sein, die später auf dem Itanium laufen sollen. Welche die beiden anderen sind, wollte Intels Chefingenieur und Manager der IA-64-Mikroarchitektur, Harsh Sharangpani, in seinem Vortrag nicht sagen. Statt dessen flogen seine 23 Folien in 35 Minuten nur so am Publikum vorbei. Statt dem, was jeder gern gesehen hätte, nämlich Benchmarks, gab es schwer verdauliches zur Architektur des Itanium.

Intels neue Designphilosophie für den Itanium heißt "EPIC", Explicit Parallel Instruction Computing. Die zehnstufige Pipeline der CPU arbeitet nicht mehr mit "Out-of-Order Execution", bei der die Befehle im Prozessor neu angeordnet werden, sondern "In-Order". Dabei muss dann der Compiler die Kommandos in eine optimale Reihenfolge bringen. Intel verfolgt mit dem Itanium und folgenden IA-64-Prozessoren massiv das Ziel des "Instruction Level Parallelism", ILP. Eine Alternative im CPU-Design ist der "Thread Level Parallelism", (TLP), bei der zum Beispiel mehrere Threads in einer CPU ablaufen, oder gleich mehrere Prozessorkerne zu einem zusammengefasst werden.