Microprocessor Forum 1999

Über zwanzig neue Prozessoren von Itanium bis Emotion Engine stellten die Branchenführer in San Jose Anfang Oktober vor. Server werden künftig von 64-Bit-CPUs angetrieben, und das nicht nur von Intel. Bei den Desktops teilt sich der Markt immer weiter in Billig- und Performance-Prozessoren auf.

Frühstücksfernsehen auf ABC, Montagmorgen. Der Sprecher des Mineralölkonzerns Chevron zeigt sich auf Fragen zu den neuesten Preiserhöhungen rund um San Jose sichtlich überrascht: "Das hier ist das Silicon Valley - da können wir doch verlangen, was wir wollen!" In der Tat spielt Geld hier keine Rolle. Ein einfaches Motelzimmer kostet 100 Dollar pro Nacht, Hotels mit westlichem Standard sind erst für das Doppelte zu haben. Wo eine der reichsten Industrien der Welt sitzt, werden deren Vertreter eben von allen Wirtschaftszweigen ordentlich geschröpft. Auch wer hier eine jährliche Veranstaltung, wie das schon zum zwölften Mal stattfindende Microprocessor Forum etablieren will, darf nicht kleckern, sondern muss klotzen.

Die Verlagsgruppe Cahners Microdesign Resources hält die Konferenz im ersten Haus am Platze ab, dem Fairmont Hotel in San Jose. Cahners hat seinen noblen Ruf zu verteidigen. Das Zugpferd der Gruppe, der werbefreie Newsletter "Microprocessor Report", kostete im letzten Jahr rund 1,20 Dollar pro Seite. Auch die Konferenzgebühren des gesamten Forums von 3500 Dollar passen in diesen Rahmen. Dafür präsentiert dort fünf Tage lang alles, was in der Mikroprozessor-Branche Rang und Namen hat, neue Produkte und Technologien. Diese für den außenstehenden Beobachter überraschende Offenheit konkurrierender Unternehmen ist jedoch nur oberflächlicher Natur. So gab ein am Ende der Veranstaltung befragter Firmenvertreter an, nichts wesentlich Neues erfahren zu haben. Es sei aber immer wieder gut, die Erkenntnisse über die Pläne der Konkurrenz auch in der Öffentlichkeit bestätigt zu sehen. Das sei eben "the way of the valley" - man kennt sich, spricht miteinander, und spätestens nach zwei Jahren wechselt man ohnehin die Abteilung oder gleich die Firma. Die wirklich großen Geheimnisse bleiben auf das "Wie" eines neuen Produkts beschränkt, und nicht auf das "Was".