Frauenpower

"Ich stoße eher auf Neugier als auf Ablehnung"

Arbeitgeberinitiative gefragt

Doch nicht allein der Staat ist gefordert. Auch die Arbeitgeber könnten nach Ansicht der beiden Managerinnen dazu beitragen, die Hürden für weibliche Führungskräfte zu senken. Dazu zählt eine Ausweitung des Angebots an attraktiven Teilzeitarbeitsplätzen. Bei Xerox-Chefin Fechner kümmert sich zum Beispiel der Ehemann um den gemeinsamen neunjährigen Sohn, wenn die Mama auf Dienstreise ist oder spät nach Hause kommt: "Für meinen Mann ist es als Beamter einfacher, in Teilzeit zu arbeiten."

Um Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen, bietet Xerox seinen Mitarbeitern flexible Bürozeiten und die Möglichkeit, vom Home Office aus zu arbeiten. Das ist hilfreich: "Ich hatte das Glück, die überwiegende Zeit meiner beruflichen Karriere für amerikanische Arbeitgeber zu arbeiten, die flexible Arbeitsmodelle schon vor vielen Jahren eingeführt haben und für die Frauenförderung immer ein großes Thema war."

Bei Fujitsu gibt es in München einige vom Arbeitgeber mitfinanzierte Kita-Plätze. Doch für Schneevoigt geht es nicht nur um die Vereinbarkeit von Job und Familie. Ihrer Ansicht nach sollten Unternehmen für eine gezielte Förderung von qualifizierten Fachkräften sorgen: "Es ist wichtig, dass man Frauen ermutigt und befähigt." Selbstzweifel sind aus ihrer Sicht der entscheidende Grund, warum viele Frauen eine Führungslaufbahn meiden oder abbrechen. Gezieltes Leadership-Coaching sei hier gefragt: "In meinem Leitungskreis für die Bereiche Entwicklung, Einkauf, Produktion, Qualitätssicherung und Supply-Chain-Management beträgt die Frauenquote mittlerweile 50 Prozent. Zudem bin ich unternehmensübergreifend als Mentorin für Frauen tätig, die eine Laufbahn im Management einschlagen möchten."

 "Wir haben deutlich mehr Potenzial unter den Frauen, als heute in Management-Positionen sichtbar ist, das gilt vor allem für die IT-Firmen.", meint Fujitsu-Managerin Vera Schneevoigt.
"Wir haben deutlich mehr Potenzial unter den Frauen, als heute in Management-Positionen sichtbar ist, das gilt vor allem für die IT-Firmen.", meint Fujitsu-Managerin Vera Schneevoigt.
Foto: Fujitsu

Für junge Frauen sieht Fechner keinen Grund, einen Bogen um technische Berufe oder die Mint-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu machen. "Frauen sollten sich mit offenen Augen von Männern dominierte und häufig besser bezahlte Berufe ansehen und prüfen, ob sie sich eine Karriere in einem solchen Umfeld vorstellen können. Gerade in Deutschland mit seinen vielen mittelständischen Ingenieur-Unternehmen gebe es für technisch gut ausgebildete Frauen höchst attraktive Arbeitsplätze. Hinzu komme, dass Firmen umzudenken anfingen und Wert auf gemischte Teams legten. Junge Frauen sollten sich also nicht abschrecken lassen. "Es geht voran, wenn auch nicht so schnell wie gewünscht", bilanziert die Xerox-Deutschland-Chefin.

Dass Frauen keine Angst vor Technik haben sollten, meint auch Vera Schneevoigt: "Ich ermutige jede Frau, die Spaß an Mint-Fächern hat, diesen Weg einzuschlagen", so die Fujitsu-Managerin. "Ich selbst komme aus dem kaufmännischen Bereich und habe einfach irgendwann die Chance ergriffen, die Technik aus dem betriebswirtschaftlichen Blickwinkel mitzugestalten."

Um jungen Mädchen Berufe im IT-Umfeld schmackhaft zu machen, veranstaltet Fujitsu jedes Jahr einen "Girls` Day" in Augsburg und München. Zudem unterstützt der IT-Konzern das Projekt "Uni-Mento-Schule - Schülerinnen gewinnen für Mint" der Universität Augsburg. Hier können sich interessierte Mädchen einen ersten Eindruck verschaffen. (hk)

Vera Schneevoigt

Executive Vice President der Product Business Group bei Fujitsu International Business

Geschichte und Architektur zählen zu den Gebieten, mit denen sich Vera Schneevoigt in ihrer Freizeit beschäftigt. Ihre berufliche Karriere begann sie im kaufmännischen Bereich bei Siemens und mehreren Tochtergesellschaften. Dort war sie mehrere Jahre lang in unterschiedlichen Bereichen und Positionen tätig, zuletzt als Global Senior Executive Manager.

2014 wechselte Schneevoigt und übernahm bei Fujitsu International Business als Executive Vice President Business Group die Verantwortung für den Ausbau und die Weiterentwicklung des Produktportfolios.

Seit dem 1. April 2014 gehört sie auch der Geschäftsführung an. Zu ihren weiteren Aufgaben zählt, die Globalisierungsinitiativen innerhalb der Fujitsu Business Group voranzutreiben. Dieser Geschäftsbereich betreut derzeit mehr als 100.000 Kunden und 45.000 Partner. Zudem leitet Schneevoigt die Produktionsstätte von Fujitsu in Augsburg.

Jacqueline Fechner

General Country Managerin der Xerox GmbH

Die gebürtige Essenerin studierte an der TU Dortmund Informatik mit Betriebswirtschaft als Nebenfach. Fechner kam im November 2013 zu Xerox und übernahm zunächst die Führung der Large Enterprise Organisation (LEO). Dort sind die Aktivitäten in den Bereichen Dokumenten-Management, Managed Print-Services, Content-Management sowie Technologie-Direktvertrieb an Großkunden zusammengefasst.

Seit dem 1. Januar 2014 ist Fechner als General Country Managerin zusätzlich für die Xerox GmbH zuständig. Im März 2014 wurde sie außerdem Vorsitzende der Geschäftsführung.

Ihre Karriere begann Fechner Anfang der 90er Jahre bei HP. Dort war sie rund 20 Jahre tätig, schwerpunktmäßig in den Sparten Vertrieb von IT-Dienstleistungen und Lösungen sowie strategisches Outsourcing. Zuletzt leitete die Managerin bei der Wipro Technologies GmbH die Energy & Utilities-Organisation in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

US-Frauen an der Macht

Einige der weltgrößten Technologiekonzerne werden von Managerinnen geleitet. Nicht selten spielt das Thema Diversity in diesen Unternehmen eine besonders wichtige Rolle.

Marissa Mayer, seit 2012 CEO von Yahoo, gehört zu den Topfrauen in der IT. Das US-Wirtschaftsmagazin "Fortune" zählte sie bereits 2008 zu den 50 mächtigsten Frauen der Welt - mit gerade einmal 33 Jahren. Damals war sie noch in einer Spitzenposition für Google tätig.

Sheryl Sandberg macht als Chief Operating Officer (COO) von Facebook und rechte Hand des Gründers Mark Zuckerberg Schlagzeilen. Sie hat den Bestseller "Lean In: Woman Work and the Will to Lead" veröffentlicht und gilt als Wegbereiterin einer neuen Frauenbewegung.

Chefin von Xerox: Ursula Burns.
Chefin von Xerox: Ursula Burns.
Foto: Xerox

Ursula Burns, Chefin von Xerox, ist die einzige afroamerikanische Frau an der Spitze eines Standard & Poor`s-100-Unternehmen. Die gelernte Maschinenbauerin löste 2009 Anne Mulcahy ab und steht auf Rang 14 der weltweit mächtigsten Frauen.

HP-Chefin Meg Whitman.
HP-Chefin Meg Whitman.
Foto: HP

Margaret "Meg" Whitman hat die schwierige Aufgabe, Hewlett-Packard zurück zu altem Glanz zu verhelfen. Die HP-Chefin ist seit 2011 im Amt, war aber schon vorher weltbekannt in ihrer Rolle als Ebay-Chefin (1998-2008).

Virginia "Ginni" Rometty führt seit Anfang 2012 als CEO und President IBM. Die studierte Elektrotechnikerin und Informatikerin löste Samuel Palmisano ab und wird in der Time-Liste der 100 einflussreichtsen Menschen der Welt geführt.