Frauenpower

"Ich stoße eher auf Neugier als auf Ablehnung"

Obwohl die IT immer noch eine Männerdomäne ist, gibt es einige Frauen in Spitzenpositionen. Vera Schneevoigt von Fujitsu und Jacqueline Fechner von Xerox gehören dazu. Die Botschaft der beiden Topmanagerinnen: Frauen haben die Chance, Karriere zu machen - aber einfach ist es nicht.

Einst galten Frauen in der IT-Branche als Exoten. Vor allem in den USA haben es jedoch inzwischen etliche Managerinnen an die Unternehmensspitze geschafft - und das nicht nur in Startups, sondern auch bei Traditionskonzernen. So leitet Ursula Burns die Geschicke von Xerox, Margaret Whitman gibt bei Hewlett-Packard den Ton an, und Anfang 2012 übernahm Virginia Rometty bei IBM das Ruder (siehe unten).

Während es in den USA mittlerweile normal ist, dass Frauen in IT- und anderen Hightech-Firmen Spitzenpositionen einnehmen, setzt sich dieser Trend in Deutschland erst langsam durch. "Wenn ich sage, dass ich mich als Frau selbst verwirklichen und Karriere machen möchte, wird das in Deutschland nicht als selbstverständlich angesehen", erläutert Jacqueline Fechner, die seit Januar 2014 als General-Country-Managerin die Geschäfte der Xerox GmbH lenkt und speziell den Ausbau des Serviceangebots von Xerox vorantreibt. Seit März 2014 ist Fechner außerdem Vorsitzende der Geschäftsführung. "Ein Verständnis dafür, dass Frauen Führungspositionen anstreben, müssen wir in Deutschland noch entwickeln."

Jacqueline Fechner, Xerox: Als einzige Frau sitzt man auf dem Präsentierteller. Es wird sehr auf meine Äußerungen und mein Auftreten geachtet. Dabei kann man häufig nur gewinnen oder verlieren."
Jacqueline Fechner, Xerox: Als einzige Frau sitzt man auf dem Präsentierteller. Es wird sehr auf meine Äußerungen und mein Auftreten geachtet. Dabei kann man häufig nur gewinnen oder verlieren."
Foto: Xerox

Mit Neugier beobachtet

Dieser Beobachtung kann Vera Schneevoigt nur zustimmen. Die Managerin ist seit Januar 2014 als Executive Vice President Business Group sowie seit dem 1. April 2014 als Mitglied der Geschäftsführung bei Fujitsu. Sie ist für den Ausbau und die Weiterentwicklung des internationalen Produktportfolios zuständig und leitet das Werk in Augsburg. In ihrer Rolle als Führungskraft mit internationalen Aufgaben arbeitet Schneevoigt unter anderem eng mit ihren Kollegen aus dem Stammhaus in Japan zusammen. Vorbehalte ihr gegenüber verspürt sie nicht, obwohl in der japanischen Gesellschaft klassische Rollenbilder relativ stark verankert sind: "Meine japanischen Kollegen haben mich sehr offen empfangen. Sie zeigen sich interessiert an meinen Erfahrungen und Einschätzungen. Das Thema Diversity ist bei Fujitsu für das laufende Geschäftsjahr sogar als strategischer Fokus gesetzt worden." Allerdings sei der Frauenanteil im Management japanischer Unternehmen noch gering. "Ich bin schon so etwas wie ein bunter Hund", räumt sie mit einem Lächeln ein. "Ich stoße aber eher auf Neugier als auf Skepsis oder Ablehnung.

Allein unter Männern - diese Situation kennt auch Xerox-Chefin Fechner: "Ich war und bin manchmal heute noch die einzige Frau unter vielen Männern. Da kann man in Konferenzen nicht einfach in der Masse abtauchen. Wenn von zehn Männern drei nichts sagen, fällt das nicht weiter auf. Als einzige Frau sitzt man hingegen auf dem Präsentierteller. Es wird sehr auf meine Äußerungen und mein Auftreten geachtet. Dabei kann man häufig nur gewinnen oder verlieren."

Unterstützung aus der Politik notwendig

Damit sich in den Führungsetagen etwas ändert, sei die Einführung einer Frauenquote sinnvoll - darin sind sich Fechner und Schneevoigt einig. "Wir haben deutlich mehr Potenzial unter den Frauen, als heute in Management-Positionen sichtbar ist, das gilt vor allem für die IT-Firmen", meint Schneevoigt. "Die Quote als Mittel zum Zweck scheint notwendig zu sein, um Bewegung in das Thema zu bringen. Sie darf aber nicht dazu führen, dass Positionen eher nach Geschlecht und weniger aufgrund der Qualifikation besetzt werden." Auch Xerox-Managerin Jacqueline Fechner ist inzwischen für die Quote: "Früher war ich der Auffassung, dass es Frauen aus eigener Kraft schaffen müssten. Heute denke ich darüber anders. Eine Frauenquote würde einige Dinge beschleunigen - und das nicht nur in den Aufsichtsräten, das fängt schon im mittleren Management an."

Nachbarländer machen es besser

Allerdings sollten sich die Politiker nicht nur Gedanken um die Frauenquote machen, sondern vor allem bessere Rahmenbedingungen für Familien mit Kindern schaffen, gibt Schneevoigt zu bedenken. "Ich vermisse in Deutschland beispielsweise ein besseres Angebot an einer kostengünstigen und zeitlich flexiblen Kinderbetreuung." In dieser Beziehung könne Deutschland von einigen Nachbarländern eine Menge lernen.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bleibt in Deutschland also weiterhin ein Problem. Einen heiklen Punkt spricht Fechner an: "Nur die wenigsten Väter nehmen eine Elternzeit von mehr als zwei Monaten in Anspruch. Häufig ist das eine rein monetäre Entscheidung, denn in vielen Familien verdient der Mann immer noch besser als die Frau. Dadurch verharren wir aber leider weiterhin in alten Denkmodellen, in denen Männer Karriere machen und Frauen für die Familie verantwortlich sind."

Zur Abhilfe wünscht sich die Xerox-Managerin ein umfassendes Betreuungssystem mit Kindertagesstätten und Ganztagsschulen, das Frauen genauso wie Männern eine Karriere ermöglicht. Mütter und Väter sollten die gleiche Chance haben, eine Auszeit zu nehmen und wieder in den Beruf zurückzukehren. "In den USA wird Frauen ein besseres Umfeld geboten, um Familie und Beruf zu verbinden", erläutert Fechner. "In Deutschland haftet karrierebewussten Frauen immer noch das Image an, Familie und Kinder zu vernachlässigen."