Gartner: planloser Einsatz von Business Intelligence in Unternehmen

BI-Stack statt BI-Plattform

Damit ändere sich auch die Stoßrichtung der Produktstrategie. Ging es bisher im BI-Lager vorrangig um einen Kampf um die beste BI-Plattform, also der Infrastruktur für den Aufbau und Betrieb von Reporting- und Analysenanwendungen, rücke nun der "BI-Stack" in den Mittelpunkt. Dieser umfasse sämtliche Komponenten, von der Datenbewirtschaftung, über die Analyse bis hin zum Frontend und analytischen Anwendungen und wird zugleich auf weitere Infrastruktur wie Datenbank, ERP-Software und Integrations-Server derselben Anbieter abgestellt. Die großen Hersteller werden versuchen, die Anwender im Sinne eines One-stop-shoppings enger an sich zu binden, resümieren die Analysten. Allerdings könnte bisher keiner diesen Anspruch voll erfüllen und müsse auch die Vorlieben und bestehenden Installationen bei Unternehmen berücksichtigen: "Keiner kann den Wettbewerb ausschließen", so Bitterer (siehe auch "2007: Business Intelligence und Performance Management finden zusammen").

Vorsicht vor Lockvogelangeboten

Anwender müssen künftig abwägen, wie eng ihre Beziehung zu diesen Giganten sein soll. Finanziell rechne es sich derzeit, alles von einem Anbieter zu beziehen, da dieser hierbei satte Rabatte von bis zu 50 Prozent einräumt, hieß es in Amsterdam. Doch nur auf den Preis zu schauen und "seine Seele zu verkaufen" kann andererseits riskant sein. So bestehe die Gefahr, mehr Lizenzen und Produkte als benötigt zu erwerben und dadurch "Shelfware" anzuhäufen (ein altes Problem im BI-Markt) und durch steigende Wartungspauschalen laufende Kosten zu haben. Ferner komme es zu einem Lock-in in die Produktwelt und –zyklen der Anbieter, dem man kaum noch entkommen kann. Zudem muss laut Gartner davon ausgegangen werden, dass manche Anbieter zunächst mehr mit der Integration ihrer Produkte beschäftigt sein werden als sich um Innovationen zu kümmern. Grundsätzlich gilt zudem, dass die Produkte nicht den Erfolg mit BI sichern können. Eine klare BI-Strategie und Governance, die laufende Wartung von Systemen und Datenmodellen, die Verbesserung und Sicherung der Datenqualität, Schulungen und eine benutzerfreundliche Arbeitsumgebung sind vielmehr der Schlüssel dazu.

Diese Situation könnte eine Chance für die vielen verbliebenen BI-Spezialisten und Neueinsteiger in den Markt sein. So versuchen mittlerweile viele von ihnen durch Mechanismen wie Web-Services und Service-orientierte Architekturen ihre Produkte einfacher und gezielter in die IT-Landschaft der Kunden einzubinden. Mit bisherigen Techniken für Query und Reporting und Verfahren wie Online analytical processing (OLAP) allein sei aber nur noch schwer ein Wettbewerbsvorteil zu erzielen da die Mega-Vendors entsprechende Standardfunktionen und -produkte vorweisen können. BI-Spezialisten müssen vielmehr weitere Einsatzgebiete und Techniken für die Datenanalyse und –aufbereitung aufzeigen, um gegen die Generalisten bestehen zu können.