Erste Meile bereitet Kopfzerbrechen

Probleme mit dem Schichtenmodell

Die OAM-Gruppe befasst sich mit der Definition der Managementfunktionen. Dazu zählt die "Remote Failure Indication". Es geht dabei um das Erkennen eines Downstream-Fehlers. Wird beispielsweise die Verbindung von der Verteilerstation zur Endstation unterbrochen, erkennt nur die Endstation den Fehler. Sie sendet daraufhin "remote" die Information über den Fehler über die noch funktionierende Upstream-Leitung zurück. In der nächsten Stufe kommt der "Remote Loop-back" hinzu. Dies sind Tests mithilfe von Pings und Loop-back-Paketen. Sie geben Aufschluss darüber, ob eine Verbindung in beiden Richtungen funktioniert. Der dritte Punkt, den die Arbeitsgemeinschaft behandelt, ist das Link Monitoring. Vorgesehen ist, auf die Attribute des entfernten Partners zugreifen zu können, um so aus der Ferne den Zustand der Verbindung zu überwachen.

Mit ganz anderen Schwierigkeiten sieht sich die Punkt-zu-Multipunkt-Gruppe konfrontiert. Sie "kämpft" gerade damit, diese Funktion in das bestehende Schichtenmodell zu integrieren. Punkt zu Multipunkt bedeutet zwar physikalisch die Verbindung von einem Punkt mit mehreren anderen. Logisch betrachtet, finden jedoch auf der MAC-Schicht mehrere parallele Punkt-zu-Punkt-Übertragungen statt. Deshalb müssen auf Seite der ONU mehrere logische MAC- Einheiten gebildet werden. Leider ließ sich bisher noch keine Einigkeit darüber erzielen, wie dieses neue Schichtenmodell aussehen soll. Da diese Funktion stark in den Bereich der Bridge-Funktionen hineinspielt, findet ein intensiver Informationsaustausch mit der Gruppe 802.1 (Higher Layer Interface) statt.

Probleme ergaben sich bei EFM auch im Zusammenhang mit der Übertragungstechnik. Bei den vergangenen Meetings hatten sich die Mitglieder der EFM-Gruppe darauf verständigt, Distanzen von bis zu 750 Meter über Kupferkabel mithilfe des Very-High-Speed-Digital-Subscriber-Line-Verfahrens (VDSL) zu überbrücken. VDSL unterstützt Datenraten von 10 MBit/s. Eine Untersuchung der Telecommunications Industry Association (TIA) ergab jedoch, dass dann in Nordamerika nur etwa 16 Prozent der Teilnehmer erreicht würden. Ähnliche Resultate sind für Europa zu erwarten. Deshalb beschloss die Arbeitsgruppe, zusätzlich eine Spezifikation für 2700 Meter auszuarbeiten, jedoch nur für eine Datenrate von 2 MBit/s.

Doch nun stellte sich die Frage, welches Übertragungsverfahren für diese Entfernung gewählt werden sollte. Dies ist eine technische Entscheidung, und in solchen Fällen schreibt das IEEE-Reglement vor, dass 75 Prozent der Mitglieder einer Arbeitsgruppe zustimmen müssen. Um einen Abstimmungsmarathon zu verhindern, einigte sich die EFM-Gruppe darauf, nur noch ADSL (Asymmetric Digital Subscriber Line) und SHDSL (Single-Pair High-Speed Digital Subscriber Line) in Betracht zu ziehen. Beide Verfahren erlauben bei Entfernungen von 2700 Metern die gewünschte Datenrate von 2 MBit/s. In diesem Fall ist zudem noch genügend Bandbreite vorhanden, um über die Verbindung zusätzlich herkömmliche Telefonservices (Plain Old Telephone Services) bereitzustellen.