"Die Kriminalität hat eine neue Stufe der Professionalität erreicht"

Domain pulse: Internet Governance als brisantes Thema

Der diesjährige Domain pulse (www.domainpulse.at) hat heute, Donnerstag, begonnen. Er ist die wichtigste Veranstaltung zu Themen und Trends rund um Internet-Domains im deutschsprachigen Raum.

"Es ist immer wieder wichtig, neue Tendenzen zu beobachten", sagte Richard Wein, Geschäftsführer des diesjährigen Ausrichters nic.at Mittwochabend vor Journalisten in Wien. Wesentliche Themen der Domain pulse sind Internet Governance sowie aktuelle technische Entwicklungen. Als Partner der Veranstaltung treten die Domain-Registrierungstellen in Deutschland (DENIC) und der Schweiz (SWITCH) auf.

Der erste Tag der Veranstaltung steht in diesem Jahr ganz im Zeichen der Politik im Internet, wie nic.at-Geschäftsführer Robert Schischka erklärt. Wolfgang Kleinwächter, Professor für Internet-Politik und Regulierung an der Universität Aarhus, umriss im Pressegespräch das aktuell sehr heiße Thema Internet Governance. "Governance entstand als Alternative zu Government", erläutert er den Begriff. Die Nutzer und nicht die Regierungen sollten das Internet verwalten, so der Gedanke. Derzeit liegen wesentliche Verwaltungsaspekte allerdings bei der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN), die IP-Adressen vergibt und über Top-Level-Domains (TLDs) entscheidet.

Politisch brisant ist dies, da die ICANN jedenfalls bis Oktober 2009 durch Verträge mit der US-Regierung verbunden ist. Ob die ICANN dann tatsächlich unabhängig wird, ist noch offen. Vom Status Quo sind viele Staaten, etwa Russland und China, nicht sonderlich angetan. Besondere Brisanz gewinnt die Governance-Frage ausgerechnet durch die Internationalisierung des Internets. Die ICANN hat im Jahr 2007 die Prüfung der technischen Umsetzung von nicht-lateinischen Schriftzeichen im Netz gestartet. Mit Domain-Namen etwa in kyrillischer, chinesischer und arabischer Schrift könnte die Internationalisierung des Webs dieses entlang von Sprachgrenzen fragmentieren, wenn es zu keiner internationalen Einigung im Bereich Governance kommt. Kleinwächter vertritt die Ansicht, dass wohl am ehesten eine neue, nicht streng hierarchische Form des Zusammenwirkens von Wirtschaft, Regierungen und Privaten das verhindern könne.