Microsoft-Veteran und Robotics-Vordenker Tandy Trower im Interview

"Die Kunst Microsofts ist es, den Mitbewerb zu verstehen"

Firmengröße als Innovationsbremse

pressetext: Sie sind seit über 25 Jahren federführend bei Microsoft tätig. Vermissen Sie die Anfangszeiten, als es als kleines Unternehmen sicherlich noch einfacher war, Innovationen schnell in die Tat umzusetzen?

Trower: Wenn man Millionen von Anwender hat, kann man natürlich keine willkürlichen Entscheidungen treffen, sondern steht man immer auch der existierenden Community sowie dem eigenen Erbe in der Pflicht. Was mich persönlich betrifft, hat Microsoft mir immer die Gelegenheit gegeben, mich beruflich neu zu erfinden und innovative Projekte zu entwickeln. Dass das überhaupt möglich war und ist, spricht meiner Meinung nach auch für das Unternehmen selbst. Google wollte mich einmal mit der Zusage abwerben, dass jeder Mitarbeiter 20 Prozent seiner Zeit für eigene Projekte verwenden darf. Ich lehnte dankend ab, mit dem Hinweis, dass ich 100 Prozent meiner Zeit das machen kann, was ich wirklich will.

pressetext: Für Sie persönlich mag dieser Umstand vielleicht zutreffen. Was allerdings den Konzern betrifft - entwickelt sich die beschriebene Verantwortung gegenüber Millionen von Usern nicht zunehmend zu einem Problemfaktor, der innovative Entwicklungen zum Erliegen bringt?

Trower: Das ist natürlich eine große Herausforderung, wie man innovativ weiterrudert und gleichzeitig die bestehende Kundschaft und existierende Systeme weiter betreut. Auch ist es kein Geheimnis, dass es wesentlich schwieriger ist, innovativ zu sein, wenn man erfolgreich ist. Denn wenn man sich zu sehr auf den Erfolg verlässt und zu stark auf existierende Kunden fokussiert, kann es leicht passieren, dass man nicht realisiert, wenn sich Dinge fundamental ändern.