Die dicksten Dinger

Extranets sind für die meisten Anwender Neuland. Deshalb befinden sich viele Projekte noch in der Testphase. Beispiele aus der Schiffahrt und der Flugzeugindustrie lassen jedoch bereits heute erkennen, welchen praktischen Nutzen Firmen und Behörden aus der Technik ziehen können.

Internet-Techniken werden nach Einschätzung fast aller Fachleute in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle bei der Kommunikation zwischen Firmen oder Behörden und ihren Kunden beziehungsweise Partnern spielen. Beispiele aus der Praxis sind jedoch noch rar. Eine Vorreiterrolle haben Großfirmen aus der Automobil- und Luftfahrtindustrie sowie Forschungseinrichtungen übernommen.

Zur letztgenannten Kategorie zählt das EU-Forschungsprojekt "European Information Exchange Service for the Communication between Harbour Areas" (Eies), (http://www.isl.uni-bremen.de/Eies). Seine Mitarbeiter bearbeiteten

l die Definition von Informationssystemen für Unternehmen der Hafenwirtschaft, inklusive der erforderlichen Kommunikationslösungen,

l den Einsatz von Netzwerklösungen im LAN- und WAN-Bereich auf Basis von ATM, ISDN und nationalen ATM-Pilotprojekten,

l die Verknüpfung der überregionalen Lösungen mit den lokal verfügbaren Netzen und Anschlußknoten und

l die Implementierung einer Multimedia-Pilotanwendung zwischen den beteiligten Häfen Bordeaux, Bremen, Brest und Santander.

Eies sollte in Häfen neue Dienste bereitstellen und Standorte miteinander verbinden. Zu diesem Zweck wurden unterschiedliche Kommunikationssysteme zusammengefaßt. Die Grundlage bildeten Techniken wie Ethernet, ATM und ISDN. Die mobile Anbindung erfolgte über "Digital Short Range Radio" (DSRR) und Satelliten der Reihe "Inmarsat-B". Die Plattform basierte auf IP, um auch IP-Multicast für Videokonferenzen einsetzen zu können.

Folgende Applikationen standen zur Verfügung:

l Blue Pages, ein Pendant zu den "Gelben Seiten", mit Geschäftsinformationen von Unternehmen;

l Port Entry Guide (PEG), eine elektronische Variante der Hafenhandbücher, die einem Kapitän detailliert Informationen über den Hafen sowie temporäre Daten, etwa das Wetter, geben;

l Electronic Data Interchange (EDI): Austausch von Daten zwischen unterschiedlichen Standorten in verschiedenen elektronischen Formaten;

l Computer Supported Cooperative Work (CSCW): Zusammenarbeit mit Hilfe von Systemen, die Videokonferenzen und "Application Sharing" ermöglichen;

l WWW-Browser und E-Mail: Einsatz von Internet-Techniken, um die Kooperation zwischen den Häfen innerhalb eines virtuellen Netzes zu ermöglichen.

Den Blue Pages liegt eine SQL-Datenbank zugrunde. Die WWW-Seiten bestehen aus Elementen, die SQL-Angaben für entsprechende Abfragen erzeugen. Dadurch werden Papierformulare überflüssig. Als Ergänzung dient PEG, eine weitere Datenbank, die mit den Blue Pages verbunden ist. Sie enthält Informationen, die der Benutzer über Festnetze (ATM oder ISDN), Mobilfunk (DSRR) sowie Satellitenverbindungen abfragen kann, etwa elektronische Hafenhandbücher oder Daten über Wasserstände, freie Liegeplätze et cetera. Mit Hilfe einer grafischen Benutzeroberfläche kann der Anwender Abschnitte aus elektronischen Karten heranzoomen und Informationen abrufen.

Durch die Anbindung an das World Wide Web, Videokonferenzsysteme, "Application Sharing" und "Electronic Data Interchange" (EDI) wurde ein europaweites Extranet geschaffen, das die Kommunikation zwischen Häfen und Kunden ermöglicht. Weil es sich um ein Forschungsprojekt handelte, wurden jedoch nur wenige Sicherheitsmechanismen eingebaut. Diese müßten bei einer kommerziellen Nutzung nachträglich implementiert werden.