Top 100 IT Services

Der IT-Servicemarkt ist in Bewegung

Standardlösungen dringen in Kernbereich des Geschäfts vor

Allerdings stehen auch die indischen Anbieter vor Herausforderungen. Laut IDC tendieren die Kunden dazu, ihre Standardsoftware möglichst unangetastet zu lassen und den Aufwand für Customizing und Individualsoftware einzuschränken. Beispielhaft nennt Forrester-Analyst Matzke die Deutsche Bank. Sie habe sich schon vor Jahren entschieden, ihr Kernbankensystem nicht mehr als wettbewerbsdifferenzierend zu betrachten und es mit anderen Banken zu teilen.

Für Service-Provider steigt so die Notwendigkeit, wiederverwertbare, standardisierte Lösungen zu schaffen. "Sie müssen Asset-based Services bieten können, also modulare Baukästen zur Gestaltung von Unternehmensprozessen", sagt Matzke. Damit werde das Servicegeschäft auf Dauer weniger personalintensiv. Der heute noch gültige Kostenvorteil von Anbietern mit hohen Offshore-Kapazitäten wird langfristig unwichtiger.

Matzke untermauert diese Einschätzung mit seinen Beobachtungen aus Analysten-Calls zur wirtschaftlichen Situation von IT-Dienstleistern: Früher sei das Mitarbeiterwachstum ein wichtiges Indiz für den Erfolg eines indischen Providers gewesen. Heute interessierten sich die Finanzanalysten besonders für den Anteil der Asset-based Services am Gesamtumsatz.

Digitalisierung verlangt andere Skills

Neue Projekte im Bereich Digitalisierung versprechen Wachstum, sie erfordern aber auch neue Kompetenzen. IDC-Experte Moussavi-Amin erwartet keine Full-Service-Provider, die sämtliche Anforderungen in diesem Segment abdecken können: "Die Vorhaben spielen sich vor allem im Bereich der Applikationen ab. Noch ist der Markt klein, er wird sich aber schnell entwickeln."

Zudem treten hier neue Wettbewerber mit Branchenspezialisierung in Erscheinung. Im Bereich Industrie 4.0 ist das etwa die Bosch Software Innovations GmbH, die das eigene Know-how als Zulieferer in die Waagschale wirft und mit viel Rückenwind in den Markt drängt. Theoretisch könnten auch die ausgelagerten IT-Einheiten großer Konzerne in diese Rolle schlüpfen, doch diese IT-GmbHs sind meist auf die klassischen IT-Betriebsdienste im Data Center konzentriert.

Viele IT-Verantwortliche ändern auch nichts an diesem Status quo. "Die CIOs trauen sich nicht aus dem Backend raus und schauen eher, wo sie die IT-Durchdringung mit ihren klassischen Leistungen weiter vorantreiben könnten", schildert Moussavi-Amin.