Bei TUI

Das letzte Mainframe geht vom Netz

Was zu bedenken ist

Mit dem Auszug des Großrechners gehen der Arbeitsinhalt und das liebgewonnene "Baby" von hochspezialisierten Mitarbeitern verloren. Für sie sollten frühzeitig neue Aufgaben identifiziert sowie entsprechende Entwicklungsmaßnahmen und Zielvereinbarungen eingeleitet werden.

Eine nicht unerhebliche Hürde besteht darin, auf der Applikationsseite den Ablauf der Lizenzen und deren Kündigung genau zum richtigen Zeitpunkt zu timen. Viele Lizenzgeber lassen sich nicht auf eine Vergabe für nur drei oder vier Monate ein. Im TUI-Projekt ging es beispielsweise allein um rund 24 größere Lizenzgeber mit gut 53 Verträgen. Wer ein gutes Lizenzmanagementsystem hat, ist hier klar im Vorteil. Doch häufig haben die Unternehmen im besten Fall die moderneren Anwendungen automatisch katalogisiert. Ansonsten gilt es, sich manuell einen Überblick zu verschaffen. Es gehört zu den größten Sisyphus-Aufgaben herauszufinden, welche Verträge und Lizenzen bestehen und was im Laufe der Jahrzehnte eingekauft wurde. Viel Zeit sollte auch dafür eingeplant werden, die jeweiligen Unternehmen anzuschreiben, die in Teilen mittlerweile unter ganz anderen Namen firmieren. Einige Lizenzgeber tun sich zudem schwer mit der Umsetzung von Kündigungen: Obwohl die Kündigungsbestätigung bereits vorliegt, kommen weiterhin Rechnungen ins Haus geflattert.

Wenn der Mainframe auszieht

Wenn die Anwendungsseite endgültig abgewickelt ist, geht es um die harten Fakten: Wie verlässt der Mainframe das Rechenzentrum? Am besten haben es da noch die Leasingnehmer, denn hier ist der Leasingpartner für die Abholung zuständig. Ungefähr so viel wie ein E-Klasse-Mercedes wiegt so ein Gerät, mit einer Sackkarre ist es also nicht getan. Wenn eine Weiterverwendung geplant ist, bedarf es einer feuchtigkeitsabweisenden und elektrostatischen Verpackung in Styroporkügelchen. Zudem muss der Spediteur sich im Rechenzentrum gut bewegen können und über entsprechende Gerätschaften wie Flaschenzüge verfügen. Soll der Mainframe verschrottet werden, gilt es, sich nach einem Schrotthändler umzusehen, der das Gerät kiloweise abnimmt und ordnungsgemäß abtransportiert. Hier gibt es einige schwarze Schafe, auf Seriosität sollte also geachtet werden. (rw)