Social Media und Unternehmen

Das große Missverständnis

Für Marktforscher sind 1.000 Euro nicht viel

Sven-Olaf Peeck, Geschäftsführer der Hamburger Social Media-Beratung crowdmedia, kennt das Problem, macht allerdings die Erfahrung, dass sich der Fokus in jüngster Zeit verändert: "Das Business Intelligence-Thema gewinnt immer mehr an Bedeutung. Das heißt immer mehr Unternehmen versuchen über Facebook nicht unbedingt mehr zu verkaufen, sondern herauszufinden, was Menschen wollen, was sie interessiert, was sie vielleicht kaufen würden, wenn es denn auf dem Markt wäre."

Das spannende daran: Um solche Untersuchungen machen zu können, braucht man zwar viel Know-how, aber Unternehmen müssen dazu nicht unbedingt eine eigene Community mit einer halben Million Fans aufbauen. Außerdem ist es nicht teuer, jedenfalls nicht im Vergleich zu anderer Marktforschung. Sven-Olaf Peeck: "Wenn ich Marketingleuten sage, dieses Konzept kostet euch 1000 Euro im Monat, dann sagen sie: Oho, das sind ja 12000 im Jahr, dafür könnten wir ja auch an einer zusätzlichen Messe teilnehmen. Für Marktforscher dagegen sind 1000 Euro im Monat nicht viel." Focusgruppen bilden, Befragungen machen, extern eine Analyse beauftragen über irgendwelche Trends im Jahre 2015 - all das ist aufwändig und teuer. Und durch schlaue Social Media-Auswertungen deutlich billiger zu haben.

Dass bisher vergleichsweise wenige Unternehmen diese Möglichkeiten nutzen, liegt nach Ansicht des crowdmedia-Geschäftsführers vor allem daran, dass sich in den meisten Firmen verschiedene Abteilungen relativ unkoordiniert mit Sozialen Medien beschäftigen. "Ganz viel scheitert gerade in Großunternehmen noch immer am Silodenken. Social Media ist ein Crossfunktionales Thema, dessen Möglichkeiten sich nur nutzen lassen, wenn die Aktivitäten abteilungsübergreifend koordiniert werden." Ist das der Fall, davon ist Peeck überzeugt, können Unternehmen enorm von Sozialen Medien profitieren. Deshalb hält er auch nicht viel vom aktuellen Facebook-Bashing: "Natürlich ist vieles, was dort geschieht, schwer messbar. Aber die Wirkung von Zeitschriften- und TV-Werbung ist noch schlechter messbar. Und trotzdem geben Werbetreibende dafür noch immer Millionen aus."