Die Generation 50plus kommt - endlich

Ältere Mitarbeiter vor!

Bewerben für Ältere: Qualifikationsprofil statt Lebenslauf

Wer über 50 ist und einen neuen Job sucht, hat zumindest in der IT noch Chancen, so die Erfahrung der Personalberaterin Glaser-Radtke: "Bis unter 60 kann man Kandidaten mit bestimmten Skills noch gut positionieren. Vor zwei Jahren habe ich eine Bewerberin als SAP Senior Consultant platziert, die bei der Bewerbung 58 Jahre alt war und bei Stellenantritt dann 59 Jahre. Das Unternehmen hat sie noch während der Probezeit auf eine ARIS Weiterbildung geschickt und kurz danach als Teilprojektleiterin eingesetzt."

Inzwischen spielt bei der Bewerbung nicht das Alter eine Rolle, sondern wie sich derjenige präsentiert. "Wenn sich ein 50 Jahre alter Bewerber geistig flexibel, dynamisch und pragmatisch präsentiert, kann er immer überzeugen", glaubt die Personalberaterin. Trotzdem gibt es bei der Bewerbung einige Aspekte zu beachten: Von einem ausschließlich chronologisch aufgebauten Lebenslauf rät Glaser-Radtke Älteren ab: "Sie sollten eher ein kurzes Qualifikationsprofil voranstellen, in dem steht, was sie als Unique Selling Point einbringen können und wollen."

Arbeitslose ältere Experten treibt auch die Gehaltsfrage um. Die Personalkosten sind bei Älteren naturgemäß höher. Muss ein Silver Worker auf jeden Fall Gehaltseinbußen hinnehmen? "Nein, wenn sich ein Best Ager aktuell verändern möchte oder muss, zum Beispiel durch Insolvenz des Arbeitgebers, ist er oft bereit, nicht auf den letzten Euro zu gucken, wenn das Gesamtpaket stimmt", sagt die Personalberaterin. Solange das Gehalt marktgerecht ist.

Sind keine passenden Angebote vorhanden, gehen die Älteren keineswegs in Rente. Die Know-How-Träger machen sich eben selbstständig. Die Flexibilität und die freie Gestaltung von Arbeitseinsätzen macht eine solche Karriere für einige der Silver Workers attraktiv. "Ich hatte kürzlich einen 60-jährigen Kandidaten, der als Freiberufler in der IT als Strategie- und Managementberater tätig ist und der trotz eines lukrativen Vertragsangebotes sich gegen die Festanstellung und für die Freiberuflichkeit entschieden hat", erzählt Glaser-Radtke.

Generationenkrieg?

Ganz problemfrei ist eine alternde Belegschaft natürlich nicht: "Wenn Positionen sehr langfristig besetzt sind, können die Jüngeren nicht so schnell eine Führungsposition erreichen", sagt sie. Das kann mitunter zu Frust führen. Doch auch dafür gibt es Lösungen. Viele Unternehmen bieten inzwischen unterschiedliche Karrierepfade an: die Fachkarriere und die Führungskarriere. Eine weitere Möglichkeit wäre es, eine Doppelspitze oder ein Job-Sharing zu schaffen. Das wiederum wäre eine Lösung, um Altersteilzeit und mehr Zeit für Kinder oder "Elder Care" unter einen Hut zu bringen. "Gleichzeitig ist das eine Art Mentoring und nichts anderes, als sich intern einen Nachfolger aufzubauen. So schaffen Firmen gute Übergänge", sagt Glaser-Radtke. Denn auch der fitteste Best Ager wird irgendwann in den Ruhestand eintreten.

Zur Person: Susanne Glaser-Radtke ist geschäftsführende Gesellschafterin der GIM Gruppe mit den Bereichen IT/ERP Beratung und Personalberatung und seit 1994 erfolgreich am Markt tätig. Als Personalberaterin mit Schwerpunkt IT/SAP besetzt sie im Kundenauftrag vakante Positionen mit Fach- und Führungskräften, erfolgreich auch mit 50plus Kandidaten. Zudem bietet sie Kandidaten und Unternehmen Karriereberatung und individualisierte Angebote für Coaching, Newplacementberatung sowie Unterstützung im Bewerbungsprozess an.