Die Generation 50plus kommt - endlich

Ältere Mitarbeiter vor!

Best Ager auch beim Kunden

Doch noch immer "graut" es einigen Unternehmen vor der Generation 50plus. Dabei hat sie für Firmen große Vorteile: "Die Kompetenz verliert sich ja nicht", führt Glaser-Radtke aus. "Das Spezialistenwissen kommt beim Kunden gut an. Gerade im Beratungsumfeld wird gerne auf Erfahrung gesetzt", weiß die Expertin. Außerdem sitzt wahrscheinlich beim Kunden auch ein Best Ager auf der anderen Seite des Schreibtisches.

Vermittelt auch ältere Semester: Personalberaterin Susanne Glaser-Radtke.
Vermittelt auch ältere Semester: Personalberaterin Susanne Glaser-Radtke.
Foto: Susanne Glser-Radtke

"In der Beratung spielt das Alter keine allzu große Rolle - die Berater müssen zum Kunden und Projektteam passen und sich nahtlos einfügen", fügt Glaser-Radtke hinzu. Eher wird ein gewisses Alter als positiv angesehen. Von einem Älteren profitiert das gesamte Team: So kann es von dessen Berufs- und Projekterfahrungen lernen, er bringt sein Know-How mit und ist zudem oft gut vernetzt: "Vielleicht kann er auch das eine oder andere Talent mit an Bord holen", meint die Personalberaterin. Gute Kontakte suchen Unternehmen schließlich händeringend.

Ein weiterer Vorteil der Generation 50plus: "Firmen wollen jemanden an Bord holen, der schnell einen ROI einbringt. Bis ein Berufseinsteiger alle Prozesse verinnerlicht hat, braucht es schon ein Jahr - da haben Ältere Vorteile", sagt Glaser-Radtke. Dass Absolventen den Älteren häufig den Job vor der Nase wegschnappen, sei gar nicht die Gefahr, meint sie. "Ein erfahrener Projektmanager kann sofort loslegen."

Hinzu kommt: Wenn ein IT-Berater von Montag bis Freitag beim Kunden ist, dann muss er selbstständig agieren. Das kann er nur mit einem großen Erfahrungswissen und einem souveränen Standing. "Das bringen die Älteren mit und das wird sehr gut aufgenommen", weiß Glaser-Radtke.

Altersgemischte Teams

Sorgen, dass mit Älteren die Produktivität nicht aufrechterhalten werden könne, teilt sie nicht. "Konzerne setzen auch aus diesem Grund auf Altersgemischte Teams", erläutert Glaser-Radtke. Beide Seiten lernten voneinander und das werde von Jüngeren und Älteren gleichermaßen als wertvoll angesehen. "So sorgt der Know-How-Transfer für eine gewisse Nachhaltigkeit", sagt Glaser-Radtke. Die Aufgaben für die schnellen Finger zum Beispiel bei der App-Entwicklung sind eher bei der Generation Y anzusiedeln - aber der Mix ist wichtig. Vor sechs Jahren galt das noch als Experiment, heute ist es schon normal.

Die zusätzlichen Einsatzmöglichkeiten von Älteren sind für Firmen sehr wertvoll: "Sie können stärker als Qualitäts-Manager, Mentor oder interner Coach fungieren", sagt Glaser-Radtke. Oft absolvieren gerade Ältere zum Beispiel eine Zusatzausbildung als systemischer Coach.

Die Generation 50plus hat eigene Ansprüche: "Sie wünschen sich neben flexibleren Arbeitszeiten und einer altersgerechten Arbeitsplatzgestaltung wie etwa ergonomischere Arbeitsplätze oder eine bessere Ausleuchtung der Büros", erklärt die Expertin. Bei der Jobsuche achteten die Älteren stärker auf Unternehmenskultur und -werte. Ihnen sei zudem wichtig, dass ihre Seniorität wertgeschätzt wird und in ihr vorhandenes Wissen investiert werde, etwa in dem sie Weiterbildungen erhielten. In der Vergangenheit habe man bei Weiterbildungen eher die Jungen gefördert und die Alten aufs Abstellgeleis gestellt. Aber auch hier seien Veränderungen spürbar, meint die Personalberaterin.

Diese Haltung können sich die Älteren durchaus leisten: "Wir haben seit nahezu dreieinhalb Jahren in der IT einen typischen Arbeitnehmermarkt", sagt Glaser-Radtke. Die Kandidaten könnten oft zwischen drei bis vier Vertragsangeboten wählen, auch wenn sie schon älter sind.