Kostenfalle Handy und Ausland

Workshop für die Fritz!Box: Billiger telefonieren trotz Flatrate

06.12.2009 von ALBERT  LAUCHNER
DSL-Vollanschlüsse mit Telefon-Flatrate sollten eigentlich für niedrige Telefonkosten sorgen. Doch Auslands- oder Handy-Gespräche sind nicht enthalten und oft unverschämt teuer, Call-by-Call-Vorwahlen nicht mehr möglich. Mit unserem Workshop können Sie der Tarif-Abzocke entgehen.

Normales Telefonieren kostet heutzutage fast kein Geld mehr. Ob Telekom, Vodafone oder HanseNet mit Alice, für einen geringen Aufpreis kann man zu seinem Telefon- und DSL-Paket eine Telefon-Flatrate dazubuchen. Während die Telefon-Flatrate bei der Telekom derzeit zwölf Euro zusätzlich kostet, ist das kostenlose Telefonieren bei 1&1 schon für drei Euro mehr im Paket enthalten.

Doch mit der ersten Rechnung stellt sich oft Ernüchterung ein. Denn die klassische Telefon-Flatrate bietet nur kostenlose Gespräche in das deutsche Festnetz. Bei allen anderen Telefonaten verlangen die Anbieter teils deutlich überzogene Preise. So rechnet etwa 1&1 Anrufe in das Mobilfunknetz mit 29,90 Cent pro Minute ab. Noch kräftiger schlägt Vodafone bei Auslandsgesprächen zu: Hat man Freunde in Südafrika, sind im Tarif „Telefon Flat“ unglaubliche 120 Cent pro Minute fällig. Wer nun meint, über eine Call-by-Call-Vorwahl Kapstadt wie bisher für wenige Cent pro Minute zu erreichen, wird enttäuscht: Die meisten Anbieter, so auch Vodafone und 1&1, sperren die billigen Vorwahlnummern, der Kunde sitzt in der Kostenfalle.

Zumindest sofort sichtbar: 1&1 verlangt für die Telefon-Flatrate nur 3 Euro Aufpreis, schlägt aber bei Telefonaten ins Mobilfunknetz mit 29,9 Cent/min kräftig zu.

Glücklich ist, wer neben seinem DSL-Anschluss noch eine klassische analoge oder ISDN-Leitung der Telekom besitzt. Der Ex-Monopolist darf die billigen Call-by-Call-Nummern nicht sperren, der Kunde hat hier immer günstige Alternativen. Unser Artikel Billiger telefonieren: Die Fritz!Box als Least Cost Router zeigt, wie man das lästige Vorwählen automatisch erledigt und so seine Telfonkosten ohne jeglichen Aufwand minimieren kann.

Doch auch allen anderen kann geholfen werden. Durch einen Account bei einem unabhängigen VoIP-Anbieter und eine entsprechende Konfiguration der Fritz!Box ist Südafrika wieder für drei Cent pro Minute erreichbar, Handygespräche bleiben bei zehn Cent pro Minute im erträglichen Rahmen. Erfreulicherweise verlangen alternative VoIP-Anbieter weder eine Einrichtungsgebühr noch eine monatliche Grundgebühr. Das besonders Praktische daran: Ist die Fritz!Box erst einmal entsprechend eingerichtet, muss man sich um nichts mehr kümmern, Gespräche ins Festnetz laufen über die Flatrate, der Rest über das weitaus günstigere alternative VoIP-Angebot.

Bildergalerie: Sipgate für die Fritz!Box einrichten.
Sipgate
Sipgate bietet einen kostenlosen VoIP-Zugang mit einer Rufnummer im eigenen Ortsnetz.
Falle
Vorsicht, das 0,00 bezieht sich auf die Sipgate-Flatrate, die monatlich 8,90 Euro kostet. Kostenlos ist das untere Angebot.
Nummernauswahl
Sipgate bietet Nummern aus fast jedem Ortsnetz in Deutschland an.
Kontodaten
Die automatische Aufladung des Sipgate-Guthabens ist der bequemste Weg.
Konfiguration
Hier finden sich zwar alle nötigen Konfigurationsdaten, doch über den schlecht lesbaren Link "Weitere Informationen..." (roter Pfeil) geht es einfacher.
Konfiguration ganz einfach
Für viele Geräte bietet Sipgate eine individualisierte und fertige Konfiguration an.
Individuelle Konfiguration
Sipgate trägt in einen Screenshot schon alle persönlichen Daten passend ein.
Fritz!Box
Aktivieren Sie zuerst die Expertenansicht
Nummernübersicht
Der unterste Eintrag ist neu und gehört zum Sipgate-Account.
Alles OK
Ist die Erstkonfiguration OK, leuchtet alles grün.
Wahlregeln
AVM hat gängige Nummernkreise wie Mobilfunk und Ausland schon vordefiniert.
Zuordnung
Dem Bereich Ausland wird die Sipgate-Nummer zugeteilt.
Übersicht
Die neuen Wahlregeln sind erstellt.
Praktisches Feature
Auf Wunsch zeigt Sipgate die bisherige Rufnummer beim Gesprächspartner an.
Telekom
Die Handy- und Auslandstarife der Telekom sind bei der Flatrate noch relativ günstig.
1und1
Schon hier wird klar, dass Gespräche in die Mobilfunknetze mit 29,9 Cent pro Minute meist teuer werden.
Vodafone
Vodafones Auslandgebühren von über einem Euro pro Minute sind eine Abzocke des Kunden.

Dieser Artikel ist der siebte Teil unseres großen Specials zu AVMs DSL-Router. Obwohl er völlig unabhängig von den anderen Teilen ist, empfehlen wir Ihnen dennoch, zumindest die ersten fünf Seiten des Beitrags Die Fritz!Box als Least Cost Router vorab zu lesen.

TecChannel Special zur AVM Fritz!Box

Teil 1: Tuning und Hacks für die Fritz!Box

Teil 2: Fritz!Box-Hack: Computer über das Internet starten und fernsteuern

Teil 3: Die Fritz!Box als Least Cost Router

Teil 4: VPN-Direktkopplung mit der Fritz!Box

Teil 5: Rettung für die defekte Fritz!Box

Teil 6: Eigene Firmware mit Freetz erstellen

Teil 7: Billiger telefonieren trotz Flatrate

Sipgate und Co. als externe VoIP-Anbieter

Um den Anschlussanbietern ein Schnippchen zu schlagen, muss man sich zunächst einen VoIP-Zugang mit Telefonnummer bei einem alternativen VoIP-Anbieter zulegen. Anschließend trägt man die Zugangsdaten in die Fritz!Box zusätzlich zu den bestehenden Telefonverbindungen ein. Über einfache Wahlregeln legt man dann fest, welche Nummernkreise oder Länder über den eigenen Flatrate-Anschlussanbieter und welche über die Alternative abgewickelt werden.

Preise über ein Euro: Vodafone langt bei Telefonaten ins Ausland besonders kräftig hin, die entsprechenden Länder findet man nach mühsamer Suche an anderer Stelle.

Das deutsche Unternehmen Sipgate bietet schon seit vielen Jahren IP-basierte Kommunikationslösungen wie VoIP, SMS und Computerfax an. Interessant für private Anwender wird Sipgate vor allem dadurch, dass man ohne Anmelde- oder Grundgebühr eine Telefonnummer aus seinem jeweiligen Ortsnetz erhält. Über diese kann man anschließend zu recht günstigen Konditionen per VoIP telefonieren. So erreicht man etwa das deutsche Mobilfunknetz für 14,90 Cent pro Minute. Sipgate bietet auch Tarife mit einer geringen monatlichen Grundgebühr an, bei der die Gesprächsgebühren dann nochmals günstiger ausfallen. Eine detaillierte Übersicht der Gesprächsgebühren findet sich hier bei Sipgate.

In Österreich offeriert Sipcall.at einen ähnlichen kostenlosen Service. Sipcall.at ist bei einigen Auslandsgebühren nochmals etwas günstiger als Sipgate und bietet Südafrika beispielsweise für 5,4 Cent pro Minute. Auch telefoniert man innerhalb Österreichs ab 1,5 Cent pro Minute.

Gebühren in der Übersicht

Ein weiterer großer Anbieter für weltweite VoIP-Telefonie ist TerraSip. Er zählt zu den günstigsten VoIP-Dienstleistern überhaupt. Allerdings hört man immer wieder Klagen, dass die Sprachqualität mitunter schlecht sei. Bei TerraSip gibt es aber auch einen Premium-Tarif mit garantierter hochwertiger Sprachqualität. Dadurch steigen die Gebühren zwar um rund 2 Cent pro Minute, sind aber immer noch sehr günstig. TerraSip funktioniert nach dem Prepaid-System. Das Risiko und die Investition von 10 Euro für einen Test halten sich also in Grenzen.

Ausgewählte Preise in Cent pro Minute: VoIP-Anbieter und Telefontarife mit Deutschland Flatrate (Stand 26.11.2009)

VoIP über Sipgate basic

VoIP über TerraSip

Telekom Call Comfort

1&1 Doppel-Flat

Alice Fun

Vodafone Telefon Flat

Deutschland Mobil

14,90

9,2

19,0

29,9

22,0

22,0

Österreich

2,5

1,4

2,9

9,0

7,9

4,5

Polen

2,5

1,1

2,9

9,0

9,9

10,0

USA

2,3

0,07

2,9

1,9

7,9

4,5

Australien

1,9

1,2

2,9

69

19,9

80,0

Philippinen

14,9

11,1

19,0

89

129,9

140,0

Südafrika

7,4

3,0

4,9

79,0

59,9

120,0

Im Folgenden beschreiben wir die Anmeldung und Installation für Sipgate, da dieser Anbieter im deutschen Markt führend ist und einen großen Vorrat an Nummern in fast jedem Ortsnetzbereich vorhält. Das ist aber nur dann von Bedeutung, wenn man zusätzliche Rufnummern benötigt, über die man angerufen werden will.

Da der eigene Standort bei VoIP keine Rolle spielt, kann man sich auch bei mehreren Anbietern einen Account zulegen. Prinzipiell ist das Vorgehen dabei immer ähnlich. Über die später noch beschrieben Wahlregeln könnte man dann das deutsche Mobilfunknetz über Sipgate und das Ausland über TerraSip anrufen.

Anmeldung bei Sipgate

Die Anmeldung bei Sipgate ist kostenlos. Nach der Eingabe der Vorwahlnummer selektiert man das Angebot „Sipgate basic ohne flat“, bei dem keine Grundgebühren anfallen. Hat man sodann die persönlichen Daten eingegeben, bietet Sipgate eine Auswahl an freien Telefonnummern im jeweiligen Ortsnetz an. Nach eigenen Angaben hat Sipgate Nummernblöcke in mehr als 2000 Ortsnetzen reserviert und kann damit über 98 Prozent der Bevölkerung mit kostenlosen Telefonnummern aus dem zugehörigen Vorwahlbereich ausstatten.

Reserviert: Sipgate hält kostenlose Telefonnummern für fast jedes Ortsnetz vor.

Nach einer entsprechenden Konfiguration der Fritz!Box ist man über die neue Sipgate-Telefonnummer sofort erreichbar. Um damit aber auch kostenpflichtige Telefonate führen zu können, muss man sein neues Sipgate-Konto noch mit Guthaben ausstatten. Wer zunächst skeptisch ist, kann im Prepaid-System einmalig per Bankkonto, giropay oder Kreditkarte das Guthaben auffüllen.

Bequem: Die automatische Aufladung kümmert sich um das Guthaben.

Sipgate ist schon seit Jahren stabil und ohne negative Schlagzeilen im Markt präsent. Daher scheint auch der bequemere Weg vertretbar, dass Sipgate das Konto automatisch auflädt, wenn das Guthaben unter einen bestimmten Wert gefallen ist. Für diesen Weg stehen verschiedene Bezahloptionen und Guthabeneinstellungen bereit.

Sipgate in der Fritz!Box anmelden

Ist der Account bei Sipgate eingerichtet, muss die Fritz!Box entsprechend konfiguriert werden. Im Prinzip stellt Sipgate alle dazu nötigen Informationen bereit, wenn man auf den Link „Einstellungen“ klickt. Einfacher ist es jedoch, wenn man auf der Informationsseite auf den schlecht lesbaren Link „Weitere Informationen finden Sie hier“ klickt.

Versteckt: Wer den markierten Link nutzt, muss weniger nachdenken.

Dort bekommt man eine Liste von unterstützten Endgeräte. Wählt man die eigene Fritz!Box-Version aus, erhält man eine Vorschau der Fritz!Box-Konfigurationsseite, in der bereits alle nötigen persönlichen Daten an der richtigen Stelle eingetragen sind.

Individuell: Sipgate zeigt die nötigen persönlichen Einstellungen individuell angepasst an die jeweilige Hardware.

Zur Konfiguration der Fritz!Box loggt man sich in deren Web-Interface ein. Dazu noch zwei wichtige Tipps: Gerade bei der Konfiguration der Internettelefonie hat AVM mit den jüngsten Firmware-Updates die Benutzerführung stark verbessert. Spielen Sie daher als Erstes eine aktuelle Software über den Menüpunkt „Erweiterte Einstellungen - System - Firmware-Update“ auf Ihre Fritz!Box auf.

Wichtig: Immer erst die Expertenansicht aktivieren.

Navigieren Sie nach dem Update gleich zum Menüpunkt „Erweiterte Einstellungen - System - Ansicht“ und aktivieren Sie dort die „Expertenansicht“. Ansonsten kann es passieren, dass Ihnen AVM wichtige Menüeinträge gar nicht erst anzeigt.

Neue Internetrufnummer und Wahlregel anlegen

Legen Sie nun mit den Daten von Sipgate im Menüpunkt „Erweiterte Einstellungen - Telefonie - Internettelefonie“ eine neue Verbindungsmöglichkeit für die Fritz!Box an. In unserem Beispiel im Bild waren zuvor vier Rufnummer eingetragen, die alle zu einem 1&1-DSL-Zugang gehören. Als fünfter Eintrag kam dann die Sipgate-Verbindung hinzu.

Neue Nummer: Nach der Konfiguration steht eine zusätzliche Rufnummer von Sipgate zum Telefonieren bereit.

Überprüfen Sie auf der Startseite der Fritz!Box, ob die Anmeldung bei Sipgate erfolgreich war. Bei Problemen finden Sie im Hilfe-Center von Sipgate reichlich Tipps zur Behebung. Jetzt muss man nur noch dafür sorgen, dass der Sipgate-Zugang für Auslands- und Mobiltelefonate automatisch genutzt wird. Im Menüpunkt „Erweiterte Einstellungen - Telefonie - Wahlregeln“ bietet die Fritz!Box dafür eine passende und einfach zu bedienende Konfigurationsmöglichkeit an. Selektieren Sie einfach den gewünschten Bereich wie etwa „Ausland“ und die Telefonnummer des Sipgate-Zugangs. Ab dann werden all Ihre Auslandsgespräche nicht mehr über Ihren Internetprovider, sondern über Sipgate geführt und abgerechnet.

Komfortabel: AVM hat die häufigsten Wahlregeln schon vorkonfiguriert.

Hat man einen speziellen Vertrag bei seinem DSL-Provider, bei dem beispielsweise der Anruf zu einer bestimmten Handynummer günstiger ist als mit Sipgate, kann man auch eine individuelle Wahlregel in der Fritz!Box einrichten. Damit legt man für diese Rufnummer dann wieder den bisherigen Anbieter zum Telefonieren fest.

Absenderrufnummer modifizieren

Einen Nachteil hat der bisherige Ansatz doch noch: Der Gesprächspartner bekommt bei einem Anruf die neue Sipgate-Telefonnummer angezeigt und vermutet daher einen ihm unbekannten Anrufer. Aber es gibt eine gute versteckte Möglichkeit, das zu ändern.

Loggen Sie sich dazu bei Sipgate ein und klicke Sie auf den Link „Einstellungen“ und anschließend auf den Reiter „Telefonie“. Dort habe Sie die Möglichkeit, die Absendernummer zu unterdrücken oder eine beliebige Telefonnummer anzugeben. Wenn Sie dort Ihre bisherige Haupttelefonnummer eintragen, bekommt Ihr Gesprächspartner Ihre alte Nummer angezeigt und bemerkt keinerlei Unterschied. In diesem Punkt unterscheidet sich Sipgate von anderen VoIP-Anbieter, die diese Option meist gar nicht oder nur gegen Aufpreis anbieten.

Absenderrufnummer: Wenn Sie hier Ihre bisherige Telefonnummer eintragen, erhält der Gesprächspartner diese statt der neuen Sipgate-Nummer angezeigt.

Auf der Telefonieseite bei Sipgate sollten Sie auch die Notrufdaten aktivieren. Dann kann die Rettungsleitstelle Ihren Wohnort sofort ermitteln, falls Sie diese über VoIP anrufen.

Fazit

DSL-Komplettanschlüsse mit Internet- und Telefonie-Flatrate sind eine günstige Kommunikationslösung für private Haushalte. Dabei kann der klassische Telekom-Telefonanschluss komplett wegfallen, alle Telefonate laufen über VoIP und den DSL-Provider. Damit wird allerdingsCall-by-Call unmöglich, was manche Provider ausnützen und unverschämte Gebühren für Mobil- oder Auslandsgespräche abrechnen.

Doch mit einem unabhängigen VoIP-Anbieter schlägt man die Provider mit ihren eigenen Waffen. Einmal eingerichtet, bemerkt man weder selbst noch der Gesprächspartner einen Unterschied beim Telefonieren. Einzig beim Kontostand und bei den Monatsabrechnungen wird man mit Genugtuung eine Veränderung feststellen.

Dieser Artikel ist der siebte Teil unseres großen Specials zu AVMs DSL-Router. Obwohl er völlig unabhängig von den anderen Teilen ist, empfehlen wir Ihnen dennoch, zumindest die ersten fünf Seiten des Beitrags Die Fritz!Box als Least Cost Router vorab zu lesen.

TecChannel Special zur AVM Fritz!Box

Teil 1: Tuning und Hacks für die Fritz!Box

Teil 2: Fritz!Box-Hack: Computer über das Internet starten und fernsteuern

Teil 3: Die Fritz!Box als Least Cost Router

Teil 4: VPN-Direktkopplung mit der Fritz!Box

Teil 5: Rettung für die defekte Fritz!Box

Teil 6: Eigene Firmware mit Freetz erstellen

Teil 7: Billiger telefonieren trotz Flatrate