Schritt-für-Schritt-Anleitung

Windows 8.1 - den kostenlosen Windows-XP-Modus nutzen

24.08.2015 von Thomas Joos
Offiziell gibt es den mit Windows 7 eingeführten kostenlosen Windows-XP-Modus, ein virtuelles XP-System, nicht für Windows 8 / 8.1. Dieser Beitrag zeigt, wie Sie dennoch ein virtuelles XP-System kostenlos unter Windows 8.1 betreiben können.

Spätestens seit dem Support-Ende von Windows XP stellen immer mehr Anwender ihre Rechner auf Windows 8.1 um. Jedoch gibt es einige Programme die unter Windows 8.1 nicht funktioniert. Manchmal existieren zwar neuere Versionen, aber auch das ist nicht immer die passende Lösung.

Mit dem Windows-XP Modus von Windows 7 können Anwender einen virtuellen Windows XP-Computer kostenlos in Windows 7 starten und sogar Windows XP-Anwendungen aus dem Windows 7-Startmenü starten. Vor allem für veraltete Windows XP-Programme war das ideal. Diesen Windows-XP-Modus gibt es allerdings nicht offiziell für Windows 8/8.1.

Wir zeigen Ihnen in diesem Beitrag wie Sie dennoch einen virtuellen Windows XP-Computer kostenlos in Windows 8.1 betreiben können. Hier gibt es verschiedene Ansätze.

Tipp: Wenn Sie die Vorgehensweise in diesem Beitrag testen wollen, können Sie den Windows XP-Modus übrigens auch problemlos mit Hyper-V testen, auch in Windows 8.1. Dazu erstellen Sie einfach einen virtuellen Computer mit Windows 8.1 und installieren in diesem den Windows XP-Modus.

Dieser ist in einer doppelt virtuellen Umgebung zwar nicht sehr schnell, dafür können Sie sich einen Überblick zur Installation und Steuerung verschaffen. Wenn Sie mehrere PCs mit dem Windows XP-Modus betreiben, ist das sicherlich ein sinnvoller Weg sich mit den Möglichkeiten auseinander zu setzen.

Wenn Sie von Windows 7 zu Windows 8.1 aktualisieren, können Sie ebenfalls mit dem hier vorgestellten Tool VMLite den Windows XP-Modus in Windows 8.1 integrieren. VMLite baut allerdings auf VirtualBox auf. Beide Programme lassen sich nicht parallel zueinander betreiben. Sie müssen vor der Verwendung von VMLite das Tool VirtualBox deinstallieren.

Windows-XP-Modus mit VMLite Workstation

Bereits mit Windows 7 gab es für die Home-Edition ein Zusatzprogramm, welches den Windows XP-Modus auch in die kleine Edition installiert hat. Anwender mit der Windows 7 Home Edition bleiben bei der Nutzung des Windows XP Mode außen vor. Wenn Sie also nicht gerade Windows 7 Pro/Ultimate einsetzen, können Sie keinen Windows XP-Modus verwenden.

Hier setzt VMLite Workstation an, welches den Windows XP Mode über die Freeware-Virtualisierungslösung VirtualBox in Windows 7 Home Edition und, wie in diesem Beitrag erläutert, auch in Windows 8.1 integrieren kann.

Bildergalerie:
Windows-XP-Modus unter Windows 8
VMLite installiert noch Treiber auf dem Host-PC. Diese werden für den Betrieb des Windows XP-Modus benötigt.
Windows-XP-Modus unter Windows 8
Während der Einrichtung wählen Sie die Downloaddatei des Windows-XP-Modus aus.
Windows-XP-Modus unter Windows 8
VMLite entpackt die originale Installationsdatei des Windows XP Mode.
Windows-XP-Modus unter Windows 8
Während der Einrichtung legen Sie den Speicherort der VM fest, sowie das Kennwort für den Administrator des virtuellen Windows XP-Rechners.
Windows-XP-Modus unter Windows 8
Sie können bei der Einrichtung von VMLite auch den Arbeitsspeicher und die zugeordneten virtuellen CPUs des Windows-XP-Modus konfigurieren
Windows-XP-Modus unter Windows 8
Der virtuelle Windows XP-Computer kann sich auch mit Windows-Updates versorgen.
Windows-XP-Modus unter Windows 8
Durch die Gasterweiterungen wird die Leistung des virtuellen Windows XP-Rechners verbessert.
Windows-XP-Modus unter Windows 8
Den Netzwerktyp zeigen Sie in den Eigenschaften des Netzwerk- und Freigabecenters an.

VMLite erweitert VirtualBox um einige zusätzliche Netzwerktreiber und Einstellungen um die Integration von Anwendungen im Windows XP Mode in Windows 8.1 zu ermöglichen. Der VMLite-Windows XP Mode unterstützt keine USB-Treiber. Sie können in einer virtuellen XP-Maschine daher keine Scanner oder anderen Geräte nutzen, die per USB an den Computer angeschlossen sind. Der Vorteil von VMLite ist aber, dass Sie den Modus auch in einer virtuellen Maschine testen können. Sie virtualisieren sozusagen in einer virtuellen Maschine ein virtuelles Windows XP.

Installation des Windows XP-Modus in Windows 8.1

Gehen Sie zur Integration des VMLite Windows XP Mode in Windows 8.1 folgendermaßen vor: Laden Sie das Tool VMLite herunter. Sie müssen sich dazu einmal registrieren, der Download ist aber kostenlos.

Laden Sie sich auch die ausführbare Datei für den Windows XP Mode direkt bei Microsoft herunter. Sie können den Download zwar auch über das Tool durchführen, aber durch einen manuellen Download können Sie den Windows XP-Modus jederzeit neu installieren.

Nach dem Download der notwendigen Dateien installieren Sie VMLite auf dem Rechner, auf dem Sie später den Windows XP-Modus betreiben wollen. Hier müssen Sie nur einige Fenster bestätigen.

Während der Installation erscheint die Meldung, dass auf dem Computer Treiber installiert werden. Bestätigen Sie diese Meldungen. Diese Treiber werden unter anderem für die Netzwerkkommunikation der virtuellen Maschine benötigt. Außerdem wird ein Treiber für den Datenträgerzugriff benötigt.

Nach dem Abschluss der Installation startet der eigentliche Einrichtungs-Assistent. Erst hier wird der Windows XP-Modus in Ihren PC integriert. Sie können entweder dem Tool den Download überlassen oder die Datei selbst auswählen. Vor allem wenn Sie häufiger den Windows XP-Modus installieren wollen, ist es sinnvoll den Modus vorher bei Microsoft herunterzuladen und manuell in den Assistenten einzubinden.

Wählen Sie die Option Specify the path of XP mode package or a virtual file aus und suchen Sie danach nach der *.exe-Datei, die Sie bei Microsoft heruntergeladen haben.

Der Assistent kann den Windows XP Mode aber auch selbst bei Microsoft herunterladen. Das funktioniert in Windows 8.1 allerdings nicht mehr, oder zumindest nicht zuverlässig. Zum Download wählen Sie einfach die entsprechende Option aus. Danach beginnt der Assistent mit dem Download beziehungsweise dem Extrahieren des Windows XP-Modus auf dem Rechner.

Kennwort: Während der Einrichtung legen Sie den Speicherort der VM fest, sowie das Kennwort für den Administrator des virtuellen Windows XP-Rechners.

Sie müssen während der Einrichtung auch einmalig das Kennwort für den Windows XP Mode eingeben. Dieses benötigen Sie später aber nicht mehr, da der virtuelle Windows XP-Rechner ohne Benutzeranmeldung starten kann. Ändern Sie das Installationsverzeichnis ab, müssen Sie den entsprechenden Ordner vor der Installation manuell anlegen, da Sie ansonsten eine Fehlermeldung erhalten. Sie können die automatische Anmeldung am Windows XP-Modus natürlich auch abschalten. In diesem Fall müssen Sie sich am Windows XP-Rechner manuell anmelden.

Tipp: Nach dem Entpacken des Windows XP-Modus finden Sie im Verzeichnis eine Datei key.txt. Diese enthält den Produktschlüssel für den Windows XP-Modus. Setzen Sie auf VMLite, wie in diesem Beitrag beschrieben, finden Sie die Datei im Verzeichnis C:\Users\<Ihr Benutzername>\VMLites\vxp-download\extracted.

Während der Einrichtung können Sie auch auswählen, wieviel Arbeitsspeicher der virtuelle Windows XP-Rechner erhalten soll und wie viele virtuelle CPUs Sie zuweisen wollen.

Sicherheit: Der virtuelle Windows XP-Computer kann sich auch mit Windows-Updates versorgen.

Als nächstes wählen Sie aus, ob der virtuelle Windows XP-Computer ebenfalls mit Windows-Updates versorgt werden soll. Da es sich beim Windows XP Mode um einen ganz normalen Windows XP-Computer handelt, sollten Sie diesen auch mit automatischen Updates versorgen. Die virtuelle Windows XP-Maschine ist ziemlich alt. Daher bietet es sich in jedem Fall an nach dem ersten Start über Windows Update zunächst eine Aktualisierung des Windows XP-Modus durchzuführen.

Anschließend integriert VMLite den Windows XP Mode und Sie können diesen über die Verknüpfung verwenden. Sie müssen aber noch einige Einstellungen vornehmen. Sie finden VMLite auf der Startseite in Windows 8.1 über die Alle-App-Ansicht. Wie Sie den Windows XP-Modus einrichten und für Windows 8.1 optimieren, zeigen wir Ihnen nachfolgend.

Windows-XP-Modus einrichten und optimieren

Nachdem Sie VMLite und den Windows XP-Modus installiert haben, starten Sie diesen. Der erste Start dauert etwas, da VMLite die Einrichtung erst abschließen muss. Eventuelle Fehlermeldungen sollten Sie überprüfen, können diese aber in den meisten Fällen ignorieren.

Windows XP ist nach dem Start bereits verfügbar. Sie sollten aber zunächst die Gasterweiterungen in der VM installieren. Dazu wählen Sie Geräte\Gasterweiterung installieren.

Bei der Installation der Gasterweiterungen erhalten Sie unter Umständen noch Fehlermeldungen. Diese können Sie aber ignorieren. Nachdem Sie die Gasterweiterungen installiert haben, sind die Anwendungen, die Sie im Windows XP-Modus installieren, auch auf der Startseite von Windows 8.1 zu sehen. Sie können diese direkt auf der Startseite oder der Taskleiste anpinnen, wie andere Anwendungen auch.

Netzwerk und Internet

In vielen Fällen funktioniert der Netzwerk- und Internetzugriff im Windows XP-Modus nicht ordnungsgemäß. Das liegt daran, dass das VMLite-Netzwerk zwischen Ihrem Host und der Windows XP-VM als unsicheres Netzwerk betrachtet wird und Windows 8.1 den Netzwerkverkehr blockiert. Sie können aber mit einigen Einstellungen auf der Host-Maschine den Internetzugriff herstellen. Wir geben nachfolgend einige Tipps dazu.

Typfrage: Den Netzwerktyp zeigen Sie in den Eigenschaften des Netzwerk- und Freigabecenters an.

In Windows 8.1 wird ein Netzwerk in drei verschiedene Typen unterschieden. Wenn Sie das Netzwerk einmal bei der Einrichtung konfiguriert haben, können Sie die Einstellungen nicht mehr so einfach über Windows ändern. Sie sehen den aktuellen Netzwerktyp, wenn Sie das Netzwerk- und Freigabecenter aufrufen, zum Beispiel über das Kontextmenü der Netzwerkverbindung in der Taskleiste.

Die Auswirkungen des entsprechenden Netzwerktyps sehen Sie über den Link Erweiterte Freigabeeinstellungen ändern. Hier sind verschiedene Sicherheitseinstellungen für die unterschiedlichen Netzwerktypen aktiviert.

Allerdings haben Sie die Möglichkeit, die Einstellungen in der Registry anzupassen. Gehen Sie dazu folgendermaßen vor:

1. Rufen Sie über die Startseite den Registrierungs-Editor (regedit) auf.

2. Navigieren Sie zu HKEY_LOCAL_MACHINE\SOFTWARE\Microsoft\Windows NT\CurrentVersion\NetworkList\Profiles\<Profilnummer>.

3. Ändern Sie den Wert Category ab, damit dieser dem Netzwerktyp entspricht, den Sie verwenden wollen:

• 0 -- Öffentliches Netzwerk

• 1 -- Privates Netzwerk

• 2 - Arbeitsplatznetzwerk

Starten Sie den Rechner neu. Im Netzwerk- und Freigabecenter sehen Sie den neuen Netzwerktyp. Die Sicherheitseinstellungen für das Netzwerk sehen Sie über den Link Erweiterte Freigabeeinstellungen ändern.

Funktioniert die Einstellung nicht, löschen Sie Ihr Netzwerkprofil unterhalb von HKEY_LOCAL_MACHINE\SOFTWARE\Microsoft\Windows NT\CurrentVersion\NetworkList\Profiles. Starten Sie den Rechner neu, können Sie auswählen, welchen Netzwerktyp Sie zukünftig verwenden wollen.

In manchen Situationen kann es passieren, dass Windows 8.1 den aktuellen Netzwerktyp nicht erkennt und so einen falschen Netzwerktyp (öffentlich, privat oder Arbeitsplatz) verwendet. Dies äußert sich in Problemen beim Netzwerkzugriff. Sie haben dann aber auch die Möglichkeit über Gruppenrichtlinien die Einstellungen zu ändern. Sie haben in Windows 8.1 Pro und Enterprise die Möglichkeit, über Gruppenrichtlinien nicht identifizierte Netzwerke manuell zuzuordnen:

1. Öffnen Sie die Gruppenrichtlinien-Verwaltung (gpedit.msc)

2. Navigieren Sie zu Computerkonfiguration/Windows-Einstellungen/Sicherheitseinstellungen/Netzwerklisten-Manager-Richtlinien.

3. Öffnen Sie die Einstellung Nicht identifizierte Netzwerke.

4. Legen Sie hier die Einstellung fest, die Sie wünschen.

Danach öffnen Sie im Windows XP-Modus eine Befehlszeile. Löschen Sie die zugeteilte IP-Adresse mit

ipconfig /release

Eine neue IP-Adresse erhalten Sie mit

ipconfig /renew

Funktioniert die Zuteilung einer DCHP-Adresse im Windows XP-Modus nicht, weisen Sie einfach eine statische IP-Adresse zu.

Funktioniert auch das nicht, müssen Sie noch einmal in die Registry des Windows 8.1-Hosts um die Werte des VMLite-Netzwerkadapters zu ändern:

VMLite richtet einen Netzwerkadapter mit der Bezeichnung VMLite Host-Only Ethernet Adapter ein. Navigieren Sie zu:

HKEY_LOCAL_MACHINE\SYSTEM\CurrentControlSet\Control\Class\{4D36E972-E325-11CE-BFC1-08002BE10318}

Unterhalb dieses Schlüssels finden Sie verschiedene weitere Schlüssel mit der Bezeichnung 0000, 0001, 0002 und so weiter. Klicken Sie sich durch die Liste und überprüfen Sie rechts den Wert DriverDesc bis Sie VMLite Host-Only Ethernet Adapter finden. Häufig ist das der letzte Schlüssel.

Legen Sie auf der rechten Seite einen neuen DWORD-Wert mit der Bezeichnung *NdisDeviceType an. Weisen Sie den Wert 1 zu und starten Sie den Host neu. Überprüfen Sie nach dem Neustart, ob das virtuelle Netzwerk erkannt wird. Jetzt sollte der Windows XP-Modus auch Zugriff auf das Netzwerk und das Internet haben.

Funktioniert auch das nicht, öffnen Sie die Adaptereinstellungen auf dem Host, markieren die physische Netzwerkkarte und die VMLite-Netzwerkkarte. Über das Kontextmenü wählen Sie dann Verbindung überbrücken aus. Mit einer Netzwerkbrücke funktioniert die Verbindung oft.

Sicherheit im Windows-XP-Modus

Bevor Sie den Modus aber verwenden, sollten Sie über Windows-Update solange Updates installieren, bis keine neuen Updates mehr gefunden werden. Das Image des Windows XP-Modus stammt aus dem Jahre 2009, ist also ziemlich veraltet. Sie finden die Updates über Start/Alle Programme/Windows Update

Außerdem ist im Windows XP-Modus kein Virenscanner enthalten. Sie sollten einen Scanner installieren, wenn Sie den virtuellen PC nicht nur für Testzwecke verwenden. (mje)