Desktop-Virtualisierung

VMware Player 7 Pro im Test

28.01.2015 von Moritz Jäger
Neben der VMware Workstation 11 wurde auch die Virtualisierungssoftware VMware Player aktualisiert. Im Test zeigen wir, ob der neue kostenpflichtige Player 7 Pro seine Lizenzgebühren wert ist.

Zusammen mit der neuen VMware Workstation 11 hat der Virtualisierungsanbieter VMware eine kostenpflichtige Pro-Version des Players vorgestellt. Nanu? War der Player bislang nicht dazu gedacht, potenzielle Kunden anzulocken und mit dieser kostenlosen Lösung von Alternativen wie etwa VirtualBox abzulenken? Richtig, und diese kostenlose Variante des Players gibt es weiterhin - darf aber laut den Lizenzbestimmungen nicht (mehr) kommerziell verwendet werden. Der neue VMware Player 7 Pro zielt direkt auf den Einsatz in Unternehmen und kann entsprechend lizenziert werden.

Etwas verwirrend ist, dass der "normale" VMware Player 7 (für den nicht-kommerziellen Einsatz) und der Player 7 Pro in einem Programmpaket enthalten sind. Nach der Installation wird die Pro-Version durch Eingabe eines Lizenzcodes freigeschalten. Der Unterschied zwischen Player und Player Pro ist relativ gering: Neben der kommerziellen Nutzung kommt Player 7 Pro mit eingeschränkten und ablaufenden Virtuellen Maschinen (VMs) zurecht.

Bildergalerie: VMware Player Pro
VMware Player 7 Pro
Der VMware Player 7 Pro unterscheidet sich optisch kaum von den Vorgängern.
Zugriffskontrolle
In diesem Menü lassen sich VMs für die Nutzung eingschränken.
Verschlüsselung
Um eine eingeschränkte VM zu erstellen, muss diese mit einem Kennwort verschlüsselt werden. Ohne dieses Kennwort lassen sich die Einstellungen anschließend nicht mehr ändern.
Eingeschränkte VM
Die Einschränkungen lassen sich etwa mit VMware Workstation 11 erstellen. Hier wird auch das Kennwort eingegeben, das für den Start der VM notwendig ist.
Eingeschränkte VM - erweiterte Einstellungen
Die beschränkten VMs lassen sich in den erweiterten Einstellungen weiter anpassen. Hier kann man etwa den Zeitserver anpassen oder Nachrichten für die Nutzer eingeben.
Entschlüsselung
Wird eine eingeschränkte VM erstmals im Player eingebunden, verlangt der Player 7 Pro das vergebene Kennwort.
Kennworteingabe
Um eine eingeschränkte VM im Player 7 Pro abspielen zu können, muss das vergebene Passwort eingegeben werden.
Ablaufinformation
Wird eine VM zeitlich begrenzt, lässt sich der Nutzer darüber informieren. Die Nachricht kann angepasst werden und ist unten rechts zu sehen.

Schwerpunkt: Einsatz von beschränkten VMs

Mit VMware Workstation 10 und 11 lassen sich virtuelle Maschinen erstellen, die besonderen Beschränkungen unterliegen. Diese VMs werden mit einem Kennwort verschlüsselt; ein weiteres Passwort verhindert, dass der Nutzer die Einstellungen ändern kann. Die Idee dahinter: Die IT-Abteilung kann fertige VMware-Images erstellen, die anschließend an interne oder externe Mitarbeiter verteilt werden können. Clever ist die mögliche zeitliche Beschränkung: Jeder VM lässt sich ein Ablaufdatum zuweisen, danach lässt sie sich nicht mehr starten. Das ist etwa dann praktisch, wenn externe Berater eine fest definierte Zeit Zugriff auf Unternehmensressourcen benötigen, der Zugriff danach aber sicher entfernt werden muss.

Die beschränkten VMs lassen sich mit der Workstation oder VMware Fusion erstellen. Wahlweise kann man einen Managementserver nutzen. Darüber hinaus kann der Anwender feste Regeln definieren. Interessant ist auch das "Advanced"-Segment der beschränkten Maschinen. Hier kann man etwa eine Benachrichtigung definieren oder festlegen, welcher Zeitserver für das Ablaufdatum genutzt werden soll.

Funktionen und Kosten

Der VMware Player 7 Pro ist zwar nicht die VMware Workstation - aber einige Funktionen überlappen sich: Mit dem Player lassen sich Virtuelle Maschinen erstellen und vorhandene VMs starten. Zudem lässt sich der Player nutzen, um fertige VMs auszuprobieren, etwa aus dem VMware Solution Exchange. Es fehlen aber Funktionen wie etwa Snapshots, EFI-Unterstützung oder der direkte Zugriff auf vSphere.

Zusätzlich ist in der Version des VMware Players die Unity-Funktion enthalten. Damit integriert sich die Virtuelle Maschine transparent ins Host-Betriebssystem. Damit können dann beispielsweise Linux-Anwendungen direkt in Windows genutzt werden.

Die Lizenzen für den VMware Player 7 Pro lassen sich direkt bei VMware erwerben, sie sind ab 135 Euro pro Lizenz allerdings nicht ganz billig. Upgrades von VMware Player Plus 6.x sind mit 30-Tage-Support ab 71 Euro erhältlich.

Einschätzung: Lohnt sich die Anschaffung?

In der Tat sind die Lizenzen für die kommerzielle Nutzung des VMware Player 7 Pro nicht ganz günstig. Der Player muss für jeden Einsatz einzeln lizenziert werden; entsprechend müssen Unternehmen abwägen, ob sich die Vorteile wirklich lohnen.

Der Player rentiert sich in jedem Fall, wenn das Unternehmen oft mit externen Mitarbeitern arbeitet, die einen zeitlich befristet Zugriff auf die Unternehmensressourcen benötigen und dabei mit einheitlichen Systemen arbeiten müssen.

Bildergalerie: VMware Workstation
Optisch kaum ein Unterschied
Das Herbst 2014-Release der VMware Workstation-Software sieht fast identisch aus wie die Vorgängerversion 10.
Grafikspeicher pro virtueller Maschine
Die neue Version von VMware Workstation erlaubt es, die Größe des Grafikspeichers für jede VM individuell festzulegen.
EFI-Unterstützung per Assistenten
Mit welcher Firmware eine neu zu erstellende virtuelle Maschine arbeiten soll, lässt sich jetzt im grafischen Assistenten festlegen.
Nicht neu
Prinzipiell ist die Unterstützung für EFI-Firmware in virtuellen Maschinen aber nicht erst seit dem Herbst 2014-Release der VMware Workstation-Software vorhanden.
Keine Secure Boot für virtuelle Maschinen
Die zum Test verwendete "VMware Workstation Technology Preview 2014 June Release" unterstützt trotz EFI-Firmware in einer virtuellen Maschine kein Secure Boot (von Microsoft bei Windows 8 "Sicherer Startzugang" genannt).

Natürlich kommen mit der kommerziellen Lizenz auch die notwendigen Angebote rund um offiziellen Support von VMware - vor allem bei komplexen Installationen kann das durchaus hilfreich sein.

Mögliche Alternative: VirtualBox Enterprise

Eine der bekanntesten Alternativen zu den Produkten von VMware kommt von Orcacle: Die VirtualBox ist wahlweise als Open-Source-Paket für die nicht-kommerzielle Nutzung oder als Enterprise-Version samt Support erhältlich. Die Lizenz für Letzteres kostet 50 Dollar pro Nutzer, allerdings mit einer Mindestbestellmenge von 100 Lizenzen.

VirtualBox kann in vielen Bereichen mit dem Player und VMware Workstation mithalten, allerdings fehlen Funktionen wie die beschränkten Virtuellen Maschinen und natürlich die Integration in vSphere.

Bildergalerie: VirtualBox
Screencast mit VirtualBox
Um die Videoaufzeichnung zu aktivieren, klicken Sie bei ausgeschalteter virtueller Maschine auf Ändern.
Screencast mit VirtualBox
Wählen Sie Anzeige aus...
Screencast mit VirtualBox
... unter der Registerkarte Videoaufzeichnung enthält VirtualBox einige Optionen für Screencasts. Eine Sound-Unterstützung ist derzeit jedoch nicht vorgesehen.

Fazit

Der VMware Player ist in der aktuellen Ausgabe eine schnelle und zuverlässige Grundlage dafür, virtuelle Systeme auszuprobieren, zu evaluieren oder separate Umgebungen im Alltag zu nutzen. Gerade in Kombination mit der Unity-Funktion lassen sich unterschiedliche Systeme, Anwendungen und Szenarien integrieren, ohne dass man unzählige Workarounds anwenden muss. So ist die Virtualisierungslösung für Entwickler, die etwa unterschiedliche Frameworks verwenden, oder IT-Profis, die bestimmte Umgebungen und Konfigurationen in einer festen VM auslagern möchten, eine solide Lösung.

Die Pro-Variante lohnt sich, wenn man sie wirklich im kommerziellen Einsatz betreibt oder die beschränkten VMs nutzen möchte. Das Lizenzierungsmodell sorgt dafür, dass man sich auf rechtlich sicherem Terrain bewegt.

Bildergalerie: Virtualisierungstipps
Tipp
Durch die Netzwerk-Virtualisierung des Hyper-V 2012 lassen sich mehrere virtuelle Netzwerke auf einem physischen Netzwerk abbilden.
Tipp II
Virtuelle Umgebungen der VMware Workstation benötigen, ebenso wie die physischen Strukturen eine Netzanbindung. Sie werden als "bridged", "NAT" (network address translation), und "Host-only" bezeichnet. Deren Verwaltung in der VMware Workstation erfolgt durch den „Virtual Network Editor…“.
Tipp III
Der Hyper-V unterstützt virtuellen Switches. Über sie erfolgt die Kommunikation der virtuellen Maschine untereinander. Die Einstellungen dazu finden Sie bei der Definition der Rollen des Windows Servers.
Tipp IV
Der Hyper-V unterstützt in der neuen Version die Migration des Speichers von einem System zu einem zweiten Speicher. Die Konfiguration der parallel durchzuführenden Speichermigrationen legen Sie im Server Manager des Windows Server 2012 und darin der Verwaltung des Hyper-V fest.
Tipp V
Clustered Shared Volumes vereinfachen die Live Migration von virtuellen Maschinen im Kontext des Hyper-V. Dies erfolgt durch einen gemeinsamen Zugriff auf den Speicher. Clustered Shared Volumes verlangen allerdings keine spezielle Storage Hardware.
Tipp VI
Durch Hyper-V Replica lassen sich virtuelle Maschinen von einem Host der primary Site auf einen zweiten Host der replica Site übertragen.
Tipp VII
VMware Workstation 10 hat die Unterstützung für USB 3-Geräte verbessert. Um dies steigenden Datenmengen schneller mit den Desktops auszutauschen hat VMware die USB-Unterstützung verbessert. USB 3-Streams erlauben das schnellere Kopieren von Dateien zwischen USB-Gerät und Workstation-Gast. Über den Tab „Options“ (Optionen) und darin USB-Controller können Sie die Einstellungen für USB 3.0 vornehmen.

Wer die Funktionen allerdings nicht braucht und "nur" virtuelle Umgebungen starten möchte, ist sowohl mit der kostenlose Version des VMware Players als auch mit Gratis-Alternativen wie VirtualBox gut beraten.

Insgesamt kann man das Fazit des Workstation-11-Tests auch parallel für den Payer ziehen: "Wie schon bei der jüngsten Version 10 fallen die Neuerungen zur Vorgängerversion auch im Herbst-2014-Release der Workstation-Software relativ bescheiden aus." Dem können wir uns hier nur anschließen: Natürlich ist der Player in erster Linie da, um "nur" fertige VMs abzuspielen. Dennoch fehlt es irgendwie an Neuerungen, um etwa komplexe Netzwerke oder Ähnliches abzubilden. Es wirkt fast so, als würde sich VMware vor allem auf die Weiterentwicklung der Server- und Cloud-Anwendungen konzentrieren - die Desktop-Programme scheinen eher kleinere Updates denn größere Funktions-Upgrades zu erhalten. (hal)