Architektur und Konzepte

Virtualisieren mit Citrix XenApp Version 6.0

16.08.2010 von Johann Baumeister,
Citrix bietet mit XenApp eine Virtualisierungslösung für das Breitstellen und Management von Anwendungen an. Hierbei erweiterte der Virtualisierungsspezialist den Bedienkomfort und die Verwaltung. Was XenApp 6.0 darüber hinaus zu bieten hat, erläutern wir detailliert in diesem Beitrag.

Citrix Wurzeln liegen in den Terminaldiensten. Diese wurden ursprünglich als WinFrame bezeichnet. Später änderte Citrix den Namen des Produktes in Presentation Server. Dieser Name drückte bereits deutlicher aus, worum es bei dem Citrix-System ging: um eine virtuelle Nachbildung der Präsentationsschicht. Diese Variante der Virtualisierung ist allerdings nur eine von den heute angewandten Techniken zur Virtualisierung.

Durchblick: Die Details der Xen-Architektur.
Foto: Radonic

Neben der wohl am meisten bekannten Variante zur virtuellen Nachbildung von Servern (Servervirtualisierung) unterscheidet man derzeit vor allem nach virtuellen Desktops (Desktopvirtualisierung), der Virtualisierung von Applikationen (Applikationsvirtualisierung) und der Virtualisierung der Präsentationsschicht.

Citrix ändert den Namen später erneut und vermarktet den Presentation Server heute als XenApp. Dieses liegt nun in der Version 6.0 vor. Als Grundlage für diesen Beitrag haben wird uns die Version 6.0. von der Konzeption und Architektur angesehen.

Die Virtualisierungstechniken vermischen sich

Neben den vier heute bereits bekannten und auch angewandten Virtualisierungs-Techniken öffnet sich wohl in Zukunft ein fünftes Modell: Die Virtualisierung der Clients, Citrix spricht dabei vom XenClient. Dabei wird ein Hypervisor auf einem Clientgerät bereitgehalten. Dieser ermöglicht den alternativen Start einer virtuellen Umgebung auf den Clientgeräten.

Vielfalt: Citrix unterscheidet nach sechs unterschiedlichen Betriebsmodellen für die Benutzerarbeitsplätze. XenApp ist eine Variante daraus.

Doch so klar wie diese funktionale Trennung der unterschiedlichen Virtualisierungsarten in obiger Erläuterung dargestellt ist, in den Produkten vermischen sich heute unterschiedliche Techniken. In XenDesktop beispielsweise packt Citrix mehrere unterschiedliche Modelle zusammen. Teilweise fliesen auch Techniken der Präsentations-Virtualisierung von XenApp mit ein. Die Unterscheidung ist nicht mehr so klar zu treffen.

Die Architektur von XenApp

Der Presentation Server und somit auch XenApp basiert auf den Grundlagen der Terminal Services von Microsoft, die heute Remote Desktop Services heißen. Bei der Präsentations-Virtualisierung entfällt die Softwareverteilung im klassischen Sinne. Stattdessen muss der Administrator den Benutzern lediglich die Applikation zuweisen. Ausgeführt werden die Applikationen ausschließlich auf dem zentralen Server, dem XenApp-Server oder dem Windows Server 2008 R2 mit Remote Desktop Services. Das unterscheidet sie wiederum von der Applikationsvirtualisierung, denn bei Applikationsvirtualisierung werden die Anwendungen auf dem Client-Gerät ausgeführt. Citrix spricht im Zusammenhang der Applikationsvirtualisierung von einer serverseitigen Variante und der clientseitigen Variante.

Funktionsweise: Die Ausführung der Programme erfolgt bei XenApp auf dem Server. Das Benutzergerät dient lediglich als Ein-/Ausgabesystem für die Bildschirmausgaben, sowie die Tastatur- und Mauseingaben.

Bei der Präsentationsvirtualisierung laufen die Programme auf dem zentralen Server. Der Benutzer erhält lediglich die Bildschimausgaben übermittelt. Seine Mausaktionen und Tastatureingaben werden wieder auf den zentralen Server zurück übertragen. Der größte Vorteil der Präsentations-Virtualisierung ist die vereinfachte, weil zentrale, Verwaltung von Benutzerapplikationen. Der Nachteil der zentralisierten Verfahren liegt im Zwang der permanenten Netzwerkanbindung des Desktops zu seinem Server, ohne diese ist kein Betrieb möglich. Da aber die Clients oftmals ohnehin eine Verbindung zu den Daten oder weiteren zentralisierten Anwendungen im Netz benötigen, gilt diese meist generell. Des Weiteren gibt es hier mittlerweile alternative Betriebsszenarien, die dieses abfedern.

Zentrale Ausführung der Programme vermeidet kostspieligen Rollout

Die durch XenApp bereitgestellten Anwendungen werden nicht fest auf den Benutzergeräten installiert, sondern auf dem Server ausgeführt. Eine weitere Option ist auch das Streaming von Anwendungen. Hierbei erfolgt die Bereitstellung der Applikationen für den Server oder Client erst bei Bedarf. Die Applikation wird dabei, wenn benötigt, zum Zielsystem geladen (gestreamt) und dort ausgeführt.

Um die, durch XenApp bereitgestellten, Applikation nun nutzen zu können, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder verwendet man ein Webportal. Darin werden durch die XenApp-Verwaltung die freigegeben Anwendungen eingeblendet. Der zweite Weg geht über die Taskleiste. In jedem Fall aber benötigt der Client dazu ein PlugIn. Diese aber sind unterschiedlich, je nach gewählter Methode. Diese PlugIns sind somit vorher auf die Benutzergeräte einzurichten.

XenApp verlangt zwingend eine Lizenzierung durch einen Lizenzserver. Dieser kann auf dem gleichen System, auf dem auch XenApp liegt, laufen. In größeren Szenarien wird man natürlich einen eigenen Lizenzserver bereithalten. Ferner werden dann wohl auch mehrere XenApp-Sever benötigt werden. Als Authentifizierungstechniken unterstützt XenApp mehrere Varianten. Dazu gehören unter anderem die Passthrough-Authentifizierung, eine Smartcard-basierte, die explizite Authentifizierung, der anonyme Zugang sowie Mischformen daraus.

Zentrale Verwaltung durch die Delivery Service Konsole

Als zentrale Verwaltungskonsole für XenApp fungiert die Delivery Service Konsole. Durch diese Konsole erfolgt der Großteil der Verwaltungsarbeiten. Die Konsole orientiert sich an den heute oftmals anzutreffenden Aufbau. Im linken Fenster ist ein Menübaum mit den wichtigsten Objekten. Im mittleren Fenster werden diese Objekte in der Detaillierung spezifiziert. Rechts befindet sich ein Fenster mit Aktionen und Assistenten. Die Benutzung der Konsole ist einfach und geradlinig. Wer mit den grundlegenden Konzepten vertraut ist, wird damit keine Schwierigkeiten haben.

In der Delivery Service Konsole erfolgen damit die Verwaltung der Server und das Freigeben von Anwendungen für die Benutzer. Zu den zentralen Objekten der XenApp-Verwaltung zählen die XenApp-Farm, die Anwendungen, die Richtlinien und natürlich die Server, auf denen die Anwendungen ausgeführt werden. Mehrere Server werden zu einer Farm, zusammengefasst. Auf diese werden dann wiederum Anwendungen ausgeführt. Die Richtlinie legen dabei die Vorgaben für diese Anwendungen fest.

Neu in der Version 6 von XenApp sind unter anderem Worker-Gruppen. Diese bündelt die Anwendungen für eine Gruppe an Benutzern. Damit wird eine feste Zuordnung eines Benutzers zu einem Server überflüssig. Daneben finden sich aber auch viele weiteren Konfigurationsoptionen, wie etwa die Verwaltung von Lastausgleichs-Richtlinien, das Monitoring der gesamten XenApp-Infrastruktur oder etwa die Verwaltung von Zonen. Für viele dieser Verwaltungsarbeiten stellt Citrix Assistenten bereit. Diese helfen bei der Auswahl der Konfigurationsparameter.

Fazit

Citrix hat mit XenApp eine lange Erfahrung. Die Version 6.0 des Produktes lässt Rückschlüsse auf eine ausgereifte Technik erwarten. Hierbei hat Citrix sicherlich viel Entwicklungsarbeit geleistet. Die Verwaltung der Benutzergeräte einer verteilten IT-Infrastruktur wird damit sicher einfacher. Dafür erhöht sich aber der Verwaltungsaufwand in der IT-Zentrale.

Die serverbasierte Ausführung von Anwendungen, wie es XenApp vorgibt ändert aber die über zwanzigjährige Tradition der lokalen Programmausführung auf den Benutzergeräten. Dies geht oftmals einher mit einem Widerstand der Anwender. Und dies ist oftmals eine weitreichende und vielleicht auch politische Entscheidung mit tiefgreifenden Veränderungen der entsprechenden IT-Infrastruktur. (hal)