Virtual-Desktop-PCs in der Praxis

Test - MultiPoint Server 2011 mit Thin Clients

23.12.2011 von Bernhard Haluschak
In einem Praxistest untersuchen wir, wie der Microsoft MultiPoint Server 2011 mit den virtuellen Desktops L300 von NComputing zusammenarbeitet. Das System erlaubt Benutzern, von einem zentralen Host aus an mehreren virtuellen Desktops gleichzeitig Anwendungen auszuführen.

In kleinen Unternehmen sind die IT-Budgets knapp, und es wird nach Lösungen gesucht, trotz knapper Kassen eine leistungsfähige IT zu betreiben. In vielen Firmen greift man auf Standard-Desktop-PCs zurück. Sie bestehen aus einer Vielzahl von Software- und Hardwarekomponenten, die komplex zu verwalten sind. Eine einfachere Lösung stellt Microsoft in Form des MultiPoint Servers 2011 zur Verfügung.

Für diese Art von Virtualisierungslösung benötigt man im jeden Fall aber noch ein Front-End-Gerät; dies kann ein Fat Client (normaler PC) ein Thin Client (Minimal-Rechner mit Minimal-Betriebssystem) oder auch ein Zero Client (Terminalsystem ohne Betriebssystem) sein. Die Vorteile eines Zero Client oder eines entsprechenden vergleichbaren Systems - beispielsweise unseres Testkandidats L300 von NComputing - liegen dabei auf der Hand: Sie sind günstig in der Anschaffung, leicht zu verwalten und kommen mit geringen Betriebskosten aus.

Bildergalerie: MMS 2011 und L300.
MultiPoint Manager Benutzerkonto
MultiPoint Manager Benutzerkonto
MultiPoint Manager Benutzerkonto
MultiPoint Manager Desktops
MultiPoint Manager Desktops
MultiPoint Manager Desktops
MultiPoint Manager Desktops
MultiPoint Manager Desktops
MultiPoint Manager Desktops
MultiPoint Manager NComputing
MultiPoint Manager NComputing
MultiPoint Manager NComputing
MultiPoint Manager NComputing
MultiPoint Manager NComputing
MultiPoint Manager NComputing
MultiPoint Manager NComputing
MultiPoint Manager NComputing
MultiPoint Manager NComputing
MultiPoint Manager NComputing
MultiPoint Manager NComputing
MultiPoint Manager NComputing
MultiPoint Manager NComputing
MultiPoint Manager NComputing
MultiPoint Manager Start
MultiPoint Manager Start
MultiPoint Manager Stationen
MultiPoint Manager Stationen

Bei vielen potentiellen Benutzern solcher Systeme herrscht jedoch noch große Zurückhaltung in Bezug auf die Leistungsfähigkeit und die Funktionalität dieser virtuellen Desktop-Lösungen. Deshalb haben wir in einem Praxistest den Microsoft MultiPoint Server 2011 in Verbindung mit zwei Virtual-Desktops in Form von zwei L300 von NComputing auf ihre Leistungsfähigkeit untersucht. Auf die Installation und die Konfiguration des MultiPoint Servers 2011 sind wir bereits in einem Workshop eingegangen. Jetzt testen wir das System mit zwei L300-Stationen.

Details zum Testsystem und L300 Virtual Desktop

Den L300 Virtual Desktop verpackt der Hersteller NComputing in ein kleines Gehäuse. Trotz der geringen Abmessungen weist das System alle für den Desktop-Betrieb notwendigen Anschlüsse auf. Dazu zählen Schnittstellen für Audio-Ein- und -Ausgabe, USB-Maus, USB-Tastatur, Display und Netzwerk sowie einen separater Ein- / Ausschalter.

Für die Kommunikation im Netzwerk besitzt der L300 eine 10/100-Ethernet-Schnittstelle. Den Dialog mit dem Anwender über einen Monitor ermöglicht ein VGA-Interface. Das Testgerät unterstützt Bildschirmauflösungen bis maximal 1920 x 1080 Bildpunkten bei 24-Bit-Farbtiefe. Für die Videowiedergabe steht ein H264-Video-Decoder zur Verfügung. Insgesamt kann der Anwender vier USB-2.0-Ports für den Anschluss entsprechender USB-Komponenten nutzen. Allerdings werden zwei USB-Ports für eine Maus und eine Tastatur benötigt.

L300: Der Thin Client ist über das Netzwerk mit dem Host-System verbunden.

Die Kommunikation zwischen dem L300 und einem Host-System in Form einer Workstation oder Servers in Verbindung mit der vSpace-Software erfolgt per proprietäres UXP-Protokoll (User eXtension Protocol), das von NComputing patentiert wurde. Das Microsoft-RDP- und das Citrix-ICA-Protokoll werden nicht unterstützt.

Die zentrale Steuerung der Client-Systeme erfolgt über die hauseigene vSpace-Software. Dieses mitgelieferte Programm stellt alle wesentlichen Funktionen beziehungsweise Treiber für den Betrieb des Mini-Clients zur Verfügung. Der L300 in Verbindung mit der vSpace-Software unterstützt die Betriebssysteme Microsoft Multipoint Server 2011 in der Standard- und Premium-Edition. Wir haben für unseren Test die Premium-Version gewählt, die Microsoft zum Testen für 60 Tage zur Evaluierung zur Verfügung stellt.

Als Testsystem haben wir einen Rechner gewählt, der mit einem Intel-Quad-Core-Prozessor des Typs Q9450 bestückt ist und 4 GByte Hauptspeicher besitzt.

Virtuelle Desktop-Infrastruktur installieren, konfigurieren und betreiben

Die Testumgebung besteht aus zwei L300-Clients von NComputing und einem Host-System mit dem Betriebssystem Microsoft MultiPoint Server 2011 in der 64-Bit-Version. Die Systeme kommunizieren miteinander über einen zentralen Router (FritzBox 3270). Dieser stellt gleichzeitig eine Verbindung zum Internet her.

Die Basiseinrichtung des Host-Systems in Form des Microsoft MultiPoint Servers haben wir bereits in dem Artikel Workshop: Microsoft MultiPoint Server 2011 installieren und konfigurieren beschrieben. Damit der MMS 2011 mit den L300-Clients in Verbindung treten kann, muss jetzt die entsprechende vSpace-Software für den MultiPoint Server 2011 auf dem Host-System installiert werden. Die aktuelle Version erhält man über die NComputing-Website im Support-Bereich im Software Download Center. Ist die Installation erfolgreich, so erscheint im MultiPoint Manager im oberen Bereich ein zusätzliches Icon mit dem Namen NComputing. Damit lässt sich die NComputing-vSpace-Managementkonsole starten, über die man die einzelnen L300-Stationen verwalten kann.

Details: Ist ein Benutzerkonto erstellt, kann sich der Anwender am Multpoint-Server anmelden.

Doch zuvor muss man über das Icon Benutzer je nach Anzahl der User Benutzerkonten erstellen. Dazu ruft man über die Allgemeine Aufgaben die Option Benutzerkonto hinzufügen auf und vergibt den Namen (test1, test2) des Benutzerkontos inklusive Kennwort. Damit ist die erste Konfiguration auf der Host-Seite abgeschlossen, und der Datenaustausch kann jetzt über eine Remote-Desktop-Verbindung (RDP) initiiert werden.

Der Verbindungsaufbau erfolgt über die Client-Seite, indem der L300-Station zuerst eingeschaltet wird. Es erscheint der Begrüßungsbildschirm mit den verfügbaren Verbindungen Available connections und den vier Options-Buttons Connect, Refresh, Device setup und Device information. Über das Device Setup kann der Administrator individuelle Einstellungen für das Client-System vornehmen, die für unseren Test aber nicht relevant sind. Lediglich die Videoauflösung setzen wir unter Login Settings auf 1280 x 1024. Unter Device Information vergewissern wir uns, ob die Station eine gültige Netzwerkverbindung aufgebaut hat. Nach dem Betätigen des Refresh-Buttons sollte jetzt unter den Available connections der Host-Name (testsystem) auftauchen, was in unserem Test auch der Fall war.

Jetzt kann die Verbindung über den Connect-Button gestartet werden. Nach Eingabe des Benutzernamens und des Kennwortes, das wir zuvor im MultiPoint Manager hinterlegt haben, erscheint ein Login-Bildschirm. Der Desktop baut sich auf, und es erscheint eine Datenschutzbenachrichtigung mit folgendem Inhalt: Zu Ihrer Unterstützung bei der Verwendung dieses Computers können Ihre Aktivitäten vom Systemadministrator überwacht werden. Diese akzeptieren wir und sind nun einsatzbereit. Zu beachten ist, das diese Benachrichtigung nur jeweils nach dem Einschaltvorgang des Clients erscheint, nicht aber nach dem Abmelden und dem erneuten Anmelden an der Station.

Steuerzentrale: Über die vSpace-Software auf dem Host-System kann der Administrator alle Desktop-Systeme zentral ansteuern und verwalten.

Die Login-Daten für die Benutzer kann der Anwender direkt über das Device Setup / Login Settings des L300 oder über die zentrale Verwaltungskonsole der vSpace-Software eintragen. vSpace übernimmt auch die komplette Zuweisung der Systemressourcen an die einzelnen Clients. Die Anbindung ins Netzwerk haben wir vorzugsweise über DHCP realisiert. Allerdings ist auch eine manuelle IP-Zuweisung möglich.

Die vSpace-Verwaltung listet den Client anschließend unter den verfügbaren Terminals mitsamt seiner Bezeichnung und des Gerätestatus auf. Nach einem Doppelklick auf die jeweilige Zeile kann der Administrator Detaileinstellungen vornehmen, etwa den L300 manuell oder automatisch einer bestimmten Benutzergruppe zuweisen, die Netzwerkkonfiguration sowie Bildschirmauflösung anpassen oder automatische Firmware-Updates für den Client ein- oder ausschalten. Auch die Berechtigungen, welcher Anwender welches am Server angeschlossenes USB-Gerät nutzen darf, lässt sich über die Software weiterreichen. Alternativ können diese Einstellungen auch auf dem L300-Client durchgeführt werden.

In unserem Testszenario reagiert das kleine Client-System ohne spürbaren Zeitverzug, und der Benutzer merkt nicht, dass Monitorbild und sämtliche Anwendungen über das Netzwerk zu ihm gelangen.

Der Praxistest

Die Verbindung zum Host-System wird durch den Connect-Button auf der L300-Arbeitsoberfläche gestartet - Eingabe der Login-Daten vorausgesetzt. Da unser Host-System ein Microsoft MultiPoint Server 2011 ist, präsentiert sich auch die Oberfläche des L300-Desktops im entsprechenden Look.

Die Performance des Systems haben wir mit einem HD-Video in einer Auflösung von 1920 x 1080 getestet. Es wird flüssig und nahezu ruckelfrei abgespielt. Auch die Soundqualität ist tadellos. Im Bereich Office-Funktionalität gab es keine Gründe zur Beanstandung. Wir konnten auf beiden Systeme alle Office-Komponenten uneingeschränkt nutzen. Allerdings fiel störend auf, dass das Verschieben von Fenstern mit deutlicher Verzögerung quittiert wurde.

Die L300-Station unterstützt unterschiedlichste USB-Geräte, sodass sich das Arbeiten an dem Mini-Rechner anfühlt, als ob man vor einem herkömmlichen PC sitzt.

Monitoring: Der Administrator ist in der Lage, alle Stationen remote zu überwachen und zu steuern.

Die zentrale Managementplattform des Windows MultiPoint Server 2011 bildet der MultiPoint-Manager. Über diese Schaltzentrale konnten wir als Administrator alle Einstellungen vornehmen und die angeschlossenen Stationen problemlos managen. So lassen sich darüber nicht nur die lokalen Clients, sondern auch die "weit entfernten" LAN-Stationen inklusive der dazugehörigen Benutzerkonten verwalten.

Mit dem MultiPoint Manager konnten wir Benutzerkonten erstellen, diese aber auch blockieren oder mit Einschränkungen für den Webzugriff ausstatten. Zusätzlich können Anwendungen auf dem Remote-Client kontrolliert werden. Im Wartungsmodus der Host-Station lassen sich zum Beispiel - außerhalb einer Sitzung - Programme aufspielen und andere administrative Aufgaben wie Treiber oder Patches installieren. Interessant ist auch die Option, dass ein externes USB-Storage-Gerät, das an den Host angeschlossen wird, an allen Remote-Stationen nutzbar ist.

Fazit

Die Leistungsfähigkeit der Testinstallation in Form von zwei Virtual-Desktops des Typs L300 von NComputing in Verbindung mit dem Microsoft MultiPoint Server 2011 ist gut. Alle ausführbaren Anwendungen liefen in einer ordentlichen Geschwindigkeit. Allerdings waren grafische Verzögerungen beim Ziehen der Fenster störend.

Das L300-System im Zusammenspiel mit dem MultiPoint Server besticht durch eine einfache zentrale Verwaltung. Mit der Managementkonsole des Programms lassen sich alle angeschlossenen Clients von einem Arbeitsplatz aus konfigurieren, warten und administrieren.

Der L300-Client kostet rund 200 Euro. Der MultiPoint-Server 2011 Premium ist ab 950 Euro zu haben - plus 120 Euro Lizenzgebühr pro angeschossener Station.

Das System aus Virtual-Desktop L300 von NComputing und Microsoft MultiPoint Server 2011 ist für kleine Unternehmen mit weniger als 20 Computerarbeitsplätzen brauchbar. Allerdings sollte vor dem Kauf sorgsam ausgetestet werden, ob das System alle Anforderungen in Bezug auf Software- und Hardware-Kompatibilität und -Performance erfüllt. (hal)