Im Consumer-Umfeld soll der HTC Touch Diamond dem iPhone die Nutzer streitig machen. Aber als Business-Gerät taugt das Smartphone wenig, wie unser Test zeigt. Vor allem die langsame Texteingabe sowie der kleine Akku bremst das Touch-Gerät. HTC hatte es aber ursprünglich auch gar nicht für den Geschäftseinsatz vorgesehen. Hier soll eher der HTC Touch Pro in die Bresche springen. Größter Unterschied zum Touch Diamond: Das Display des Pro lässt sich zur Seite schieben, darunter ist eine QWERTZ-Tastatur verborgen, im Test hatten wir allerdings die US-Version.
Dafür ist der Touch Pro aber fast doppelt so dick, gegenüber dem Diamond trägt das Gerät ziemlich auf. Auch an Gewicht hat er zugelegt, insgesamt wiegt er 165 Gramm. Zum Vergleich: Der Touch Diamond bringt 110 Gramm auf die Waage. Die Folge: Für die Brusttasche ist der Touch Pro damit fast zu klobig und zu schwer.
Doch nicht nur Negatives gibt es zu berichten. HTC denkt an seine Kunden und stattet den Pro mit einer größeren Batterie aus. Wie sich das auswirkt, lesen Sie im Kapitel Lauf- und Ladezeit. Außerdem erhält der Kunde aktuelle Mobilfunktechnik wie HSDPA, UMTS, WiFi und einen hellen Touchscreen. Als eines der ersten Smartphones verfügt der Touch Pro auch über HSUPA, mit dem ein deutlich schnellerer Upload von Daten möglich ist. Und Windows Mobile 6.1 als Betriebssystem verspricht eine einfache Integration in Microsoft-Umgebungen.
Erster Eindruck
Vor allem die Verarbeitung des Touch Pro hat im Test gefallen. Der Schiebemechanismus fühlt sich stabil an und hat auch im ausgeklappten Zustand kein Spiel. Gegenüber dem von uns getesteten Touch Diamond schneidet auch die Verarbeitung des Touchdisplays besser ab.
Die Tastatur ist ebenfalls in Ordnung. Jede Taste besitzt einen erhabenen Druckpunkt, mit ein wenig Übung lässt sich damit gut schreiben. Auch Umlaute sind gut integriert, das System bietet sie zur Auswahl, sobald man einen entsprechenden Buchstaben drückt. Mit der Tastatur lässt es sich in jedem Fall deutlich besser schreiben als mit der Bildschirmtastatur des Touch Diamond.
HTC |
Touch Pro, T7272 |
T-Online |
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O2 |
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E-Plus |
Noch nicht im Programm |
Vodafone |
Noch nicht im Programm |
Praxiseinsatz
Abgesehen von seinen Maßen und der Tastatur unterscheidet sich der Touch Pro auf den ersten Blick kaum vom Touch Diamond. Wieder setzt HTC auf die Eigenentwicklung TouchFLO bei der Steuerung. Der von uns getestete Pro enthielt bereits die neue Firmware, mit der sich TouchFLO deutlich besser steuern ließ und deutlich zügiger reagiert.
Auch bei diesem HTC-Gerät ist es wichtig, eine Datenoption mit in den Mobilfunkvertrag zu wählen, denn auch der Touch Pro nutzt standardmäßig die Internetverbindung. Beispielsweise aktualisiert das Gerät darüber die Wetterdaten, prüft RSS-Feeds auf neue Einträge oder empfängt E-Mails.
Ähnlich wie das iPhone 3G lässt sich der Touch Pro natürlich auch ohne Internetzugang verwenden. Dann aber verzichtet man auf eine Reihe sinnvoller und optisch ansprechender Funktionen sowie den sehr gut angepassten Browser.
Office, PIM und E-Mail
Dank Windows Mobile sind die Themen Office, Business und PIM schnell erledigt. Denn Windows Mobile 6.1 integriert sich direkt in bestehende Microsoft-Strukturen via Exchange. Zudem ist eine Verwaltung über den System Center Mobile Device Manager möglich, ebenso über alle anderen Verwaltungs-Tools, die Windows Mobile unterstützen.
Das Gerät ist an einem Exchange-Konto schnell angemeldet und empfängt anschließend sofort die E-Mails per Push. Zusätzlich lassen sich über diesen Weg auch Termine und Kontakte synchronisieren. Wer kein Exchange zur Verfügung hat, kann auch IMAP- und POP3-Konten einrichten, was dann aber nur Nachrichten überträgt.
Bei der Kontaktverwaltung gibt es keine Unterschiede zu anderen Windows-Mobile-Smartphones. Kontakten lassen sich diverse Rufnummern, Adressen und E-Mails zuordnen, auf Wunsch nimmt die integrierte Kamera ein Bild auf und fügt das zum Kontakt hinzu. TouchFLO zeigt die Kontakte dann direkt im Touchscreen des Geräts an.
Auch beim Thema Office unterscheidet sich der Touch Pro nicht vom Touch Diamond. Installiert ist das aktuelle Office-Paket, das sowohl ältere Office-Formate als auch das aktuelle Open-XML-Format lesen kann. Allerdings lassen sich neue Dokumente nur als RTF, TXT oder im Office-2007-Format sichern. Für PDFs ist der Adobe Reader LE vorinstalliert.
Sehr praktisch ist aber die vorinstallierte Software WorldCard Mobile. Das Programm fotografiert Visitenkarten und versucht mittels Texterkennung die Informationen direkt in Kontakte zu übertragen. Im Test klappte das sehr gut, teilweise musste man allerdings noch Hand anlegen. Dennoch ist die Software sehr praktisch.
Internet, Multimedia und Navigation
Auch bei den Multimedia-Funktionen gleicht der Touch Pro dem Diamond. Wiedergabe von Filmen und Musik übernimmt mal wieder der mobile Windows Media Player. Leider fehlt dem Pro der große Festplattenspeicher des Diamond. Zwar lassen sich die internen 512 MByte per MicroSD-Speicherkarten erweitern, vier GByte interner Speicher wären dennoch praktisch gewesen.
Beim Thema Internet leistet sich der Touch Pro keine Schwäche, dank dem vorinstallierten Opera Mini surft es sich schnell und bequem durchs Netz. RSS-Nutzer erhalten einen passenden Reader, der die Feeds aktuell hält. Beim Thema Navigation verlässt sich HTC auf Dritthersteller. Für einen schnelleren First-Fix ist aber wieder die Anwendung QuickGPS installiert, die sich die aktuellen Positionsdaten der Satelliten aus dem Internet lädt.
Lauf- und Ladezeit
Erfreulich ausdauernd zeigt sich der Touch Pro in unserem Dauertest. Das Smarphone hielt 352 Minuten am Stück durch, also beinahe sechs Stunden. Verglichen mit den drei Stunden des Touch Diamond kann der Pro also deutlich zulegen. Dazu trägt auch der größere Akku bei, HTC liefert den Touch Pro mit 1340 mAh aus.
Unser Dauertest misst die Laufzeit unter den schlechtmöglichsten Bedingungen. Dabei aktivieren wir HSDPA, stellen das Display auf volle Helligkeit, richten Push-Mail ein und sorgen für einen ständigen Bildwechsel. In der Praxis treffen diese Gegebenheiten eher selten ein, doch unser Test schafft so einen kleinsten gemeinsamen Nenner aller Geräte.
Tabelle: Der HTC Touch Pro im Überblick
Prozessor |
Qualcomm |
Speicher |
ROM: 512 MByte |
Erweiterungsslot |
MicroSD |
Display |
640 x 480 Bildpunkte |
Größe |
115 x 62,8 x 12 mm |
Gewicht |
165 Gramm inklusive Akku |
Akku |
1340 mAh |
Mobilfunk |
GSM / GPRS / EDGE / UMTS / HSDPA / HSUPA |
WLAN / GPS |
ja / A-GPS |
Bluetooth |
ja, 2.0 Profile u. a.: Headset, Handsfree Car-Kit, Bluetooth Stereo Audio |
Schnittstelle |
proprietäres ExtUSB, Mini-USB |
Synchronisation |
ActiveSync |
Betriebssystem |
Windows Mobile 6.1 Professional |
Hersteller |
|
Preis (voraussichtlich) mit Vertrag |
O2: ab 199,99 Euro |
ohne Vertrag |
ab 630 Euro |
Vertrieb |
Fazit: Inoffizieller Nachfolger von Herald und Kaiser
Nicht jeder ist mit dem Touch Diamond zufrieden. Vor allem, wenn es an das Schreiben von Texten und Mails geht, schneidet der Touch Pro dank der Tastatur deutlich besser ab. Auch die Akkulaufzeit kann überzeugen und ist besser an die Business-Ausrichtung angepasst.
Diese Vorteile erkauft man sich aber auf Kosten des Speicherplatzes und der Abmessungen. Denn der Touch Pro bietet weniger von Ersterem, dafür höhere Werte in puncto Abmessungen.
So kann man im neuen HTC Touch Pro durchaus den Nachfolger für die bekannten HTC-Modelle Kaiser (MDA Vario III), Herald (etwa XDA Terra) und TyTN sehen, die beispielsweise auch als VPA, MDA Vario oder XDA bekannt sind. Für Windows-Only-Umgebungen kann man den Touch Pro in jedem Fall empfehlen. (mja)
Alternative 1: Das Nokia E71
Fast unbemerkt hat Nokia seine E-Serie überarbeitet und eines der besten Business-Geräte abgeliefert, das zudem über einen kostenlosen Exchange-Client verfügt. Dafür gibt es keinen Touchscreen. Den Test des E71 lesen Sie auf dieser Seite.
Alternative 2: Der BlackBerry Bold
Leider liefern weder RIM noch HTC derzeit einen BlackBerry-Client für den HTC Touch Pro. BlackBerry-Anwender können aber als Alternative zum BlackBerry Bold greifen, den RIM komplett überarbeitet hat, sowohl in puncto Funktionen als auch bei der Firmware. Lesen Sie, wie sich das Gerät im TecChannel-Test schlägt.
Alternative 3: Der Palm Treo Pro
Wer Wert auf Touchscreen und Volltastatur legt und zeitgleich noch auf Windows Mobile 6.1 setzen will, für den ist auch der neuen Treo Pro eine Alternative zum HTC-Gerät. Den Test finden Sie hier.