OpenVPN-Server

Sichere Einwahl - Professionelle und fertige OpenVPN-Lösungen

17.05.2010 von Jürgen Donauer
Mittels der kostenlosen Software OpenVPN kann man externen Mitarbeitern einen sicheren Zugriff auf das Firmennetzwerk einrichten. Wem die Zeit für das Aufsetzen eines eigenen Servers mit OpenVPN fehlt, der kann auf fertige Lösungen zurückgreifen.

Um eine sichere Netzwerkverbindung über verschiedene Standorte zu realisieren, ist das kostenlose OpenVPN eine adäquate Lösung. TecChannel hat Ihnen in zwei Workshops bereits ausführlich beschrieben, wie Sie einen OpenVPN-Server selbst unter Linux und Windows einrichten.

Anhand dieser Beiträge sollten Sie in der Lage sein, in überschaubarer Zeit einen Einwahlserver einzurichten, auch wenn Sie kein ausgewiesener Netzwerkspezialist sind. Zudem geben diese Artikel einen guten Einblick, wie ein OpenVPN-Server funktioniert – dies zu wissen kann bei der Fehlersuche in den hier vorgestellten Lösungen sehr hilfreich sein. Nachfolgend wollen wir Ihnen fertige und professionelle OpenVPN-Server vorstellen.

Kurze Beschreibung der verschiedenen VPN-Lösungen

Im Bereich der VPN-Lösungen gibt es prinzipiell drei große Familien: SSL, IPSec und PPTP. OpenVPN ist ein SSL-VPN und somit nicht kompatibel zu IPSec, L2TP und PPTP. Das IPSec-Protokoll ist so geschaffen, dass es als Modifikation des IP-Stack im Kernel-Space implementiert wird. Somit benötigt jedes Betriebssystem ein eigenes Einbetten. PPTP hätte den Vorteil, dass es auf Windows-Clients schon vorinstalliert ist.

Allerdings sehen Sicherheits-Experten das PPTP-Protokoll als unsicher an. OpenVPN liegt im User-Space der Betriebssysteme und lässt sich daher leicht plattformunabhängig implementieren. Darüber hinaus gilt es als sicher.

Bildergalerie:
OpenVPN-Lösungen
OpenVPN bietet mit dem Access Server selbst eine professionell unterstützte Lösung an.
OpenVPN-Lösungen
Da Astaro Security Gateway eine ausgewachsene Sicherheits-Lösung und Firewall für das gesamte Netzwerk ist, enthält es natürlich viel mehr Möglichkeiten, als nur einen VPN-Server.
OpenVPN-Lösungen
Die auf Ubuntu basierende Distribution eBox ist vor allen Dingen als Small Business Server gedacht und kann weit mehr, als nur Einwahl-Server zu sein.
OpenVPN-Lösungen
Mit der kostenlosen Sicherheits-Distribution IPCop lässt sich ein OpenVPN-Server realisieren

Aus diesem Grund erfreut sich der Einsatz von OpenVPN immer größerer Beliebtheit. Alle hier vorgestellten Lösungen benutzen das frei verfügbare OpenVPN.

OpenVPN Access Server

OpenVPN bietet mit dem Access Server selbst eine professionell unterstützte Lösung an. Diese ist für die Linux-Systeme Red Hat, CentOS, Ubuntu und Fedora verfügbar. Ebenso stellen die Entwickler virtuelle Appliances für VMware und Windows VHD zur Verfügung. Die Software lässt sich sogar kostenlos nutzen. Jeder, der sich bei OpenVPN registriert, bekommt einen Lizenzschlüssel für zwei Clients. Diese sind kostenlos und enthalten keine „Zeitbombe“. Wer also nicht mehr als zwei Clients gleichzeitig anschließen möchte, kann das Profi-Paket kostenlos nutzen.

Ansonsten schlägt jedes Client-Zertifikat mit fünf US-Dollar zu Buche. Nach Adam Riese liegt man bei zehn Clients somit bei 50 US-Dollar. Die Entwickler weisen darauf hin, dass es sich hier um gleichzeitige Verbindungen handelt. Bei einem Kauf von zehn Lizenzen können Sie auch 100 Clients anlegen, aber nur zehn gleichzeitig haben die Möglichkeit, sich zu verbinden.

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OpenVPN Access Server
Virtuell oder nativ?: OpenVPN gibt es für diverse Geschmacksrichtungen
OpenVPN Access Server
VM gestartet: Nach dem Starten einer virtuellen Appliance sieht der Access Server so aus.
OpenVPN Access Server
Genehmigt: Dem Zertifikat unseres OpenVPN-Servers sollten wir schon vertrauen.
OpenVPN Access Server
Anmelden: Benutzer ist root und Passwort ist openvpnas.
OpenVPN Access Server
Neustart?: Hier können Nutzer mit administrativen Rechten den Server neu starten oder herunterfahren.
OpenVPN Access Server
Netzwerk: In dieser Maske sehen Administratoren die Netzwerk-Einstellungen.
OpenVPN Access Server
DHCP oder fest?: Wer eine feste IP-Adresse vergeben möchte kann das hier realisieren.
OpenVPN Access Server
Lizenzschlüssel: nach einer Registrierung erhalten Sie einen Lizenzschlüssel für zwei Clients kostenlos.
OpenVPN Access Server
Lizenz-Manager: Bevor sich der Server starten lässt, verlangt er nach einem Lizenzschlüssel.
OpenVPN Access Server
Gestartet: Ist alles korrekt, lässt sich der Server mit einem Mausklick starten.
OpenVPN Access Server
Anwender anlegen: Dieser Schritt lässt sich nur über die Konsole realisieren.
OpenVPN Access Server
Client-Einstellungen: Jeder Client kann seine Konfiguration via Browser herunterladen.

Nach einer Installation können Sie den OpenVPN-Server via Browser unter folgender Adresse erreichen: https://<IP-Adresse des Servers>:5480. Unter Umständen müssen Sie zunächst eine Ausnahme des Webserver-Zertifikats zulassen. Sollten Sie eine virtuelle Appliance, wie TecChannel in diesem Test, verwenden, ist das Standardpasswort für den Benutzer root openvpnas. Nach einem Anmelden können Sie zunächst eine fixe IP-Adresse vergeben. Die OpenVPN-Einstellungen können Sie konfigurieren, wenn Sie oben rechts auf AS Admin Login klicken.

Vor einem Start des Servers müssen Sie zunächst den von OpenVPN vergebenen Lizenzschlüssel eingeben. Diesen finden Sie nach einem Einloggen auf der OpenVPN-Seite unter License Key. Danach klappt auch das Starten des Servers. Einen neuen Anwender können Sie derzeit nur via Konsole anlegen. Dazu dient der Befehl adduser <Benutzername>. Dieser Anwender kann sich dann via Browser an OpenVPN anmelden und sich das generierte Zertifikat herunterladen. Bei Problemen mit der Konfiguration helfen die Dokumentationen „Quick Start Guide“, „HOWTO“ und „FAQ“.

Astaro Security Gateway

Die Firma Astaro ist im Sicherheitsbereich mittlerweile alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. Das Unternehmen bietet sowohl Hardware- und Software- als auch virtuelle Appliances an. Unter ftp://ftp.astaro.com/pub/ASG/v7/ können Sie eine aktuelle Version der Sicherheitssoftware herunterladen. Die kommende Version v8 ist vor kurzer Zeit in ein öffentliches Beta-Stadium gegangen, TecChannel berichtete. In dieser Readme-Datei (PDF) ist zu lesen, dass die Software für den Heimgebrauch oder für nicht kommerzielle Zwecke kostenlos verwendet werden darf. Wer Astaro-Produkte gewerblich nutzen möchte, kann sich an einen autorisierten Partner wenden.

Nach dem Start der virtuellen Appliance können Sie sich mit dem Benutzer root anmelden. Beim Erststart müssen Sie ein neues Passwort vergeben. Das System fragt zwar nach einem alten Passwort, hierfür brauchen Sie aber nur die Eingabe-Taste zu drücken. In der oben genannten PDF-Datei wird auch beschrieben, wie man sich mit dem Astaro-Gateway via Browser verbinden kann. In der virtuellen Lösung sollte man dazu die IP-Adresse des Adapters VMnet8 auf 192.168.0.2 ändern. Alternativ könnte man natürlich auch die Netzwerkadresse des Gateways anpassen. Danach kann man das Web-Interface mittels https://192.168.0.1:4444 aufrufen. Natürlich müssen Sie vorher der ersten Netzwerkkarte der VM die virtuelle Schnittstelle VMnet8 zuweisen. Danach weist Sie das System an, einige Grundeinstellungen und ein admin-Passwort einzugeben sowie die Lizenzbestimmungen anzunehmen.

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Astaro Security Gateway
V7: Die aktuelle Ausgabe des Astaro Security Gateway
Astaro Security Gateway
Neues Passwort: Nach dem Erststart verlangt das System ein neues root-Passwort.
Astaro Security Gateway
Virtual Eetwork Editor: Per Standard startet die virtuelle Appliance von ASG mit einer Netzwerkkarte, die 192.168.0.1 innehält. Die Entwickler raten, zu einer Änderung von VMnet8.
Astaro Security Gateway
Zertifikat vertrauen: Firefox möchte zuerst bestätigt, dass dieses Zertifikat vertrauenswürdig ist.
Astaro Security Gateway
Grundeinstellungen: Nach dem Aufruf der Web-Schnittstelle, konfigurieren Sie das System grob und vergeben ein Admin-Passwort.
Astaro Security Gateway
Einloggen: Nun können Sie sich als admin anmelden.
Astaro Security Gateway
Zauberer: Wenn Sie kein Backup haben, hilft der Wizard bei der Konfiguration von ASGv7.
Astaro Security Gateway
Internet Schnittstelle: Hier konfigurieren Sie die Netzwerkkarte hinter der Firewall.
Astaro Security Gateway
WAN-Schnittstelle: Auch die externe Netzwerkkarte will konfiguriert werden.
Astaro Security Gateway
Firewall: Astaro Security Gateway ist mehr als eine schlichte Einwahl-Lösung. Es ist ein ausgewachsenes Firewall-System.
Astaro Security Gateway
Eindringlinge unerwünscht: Angriffe gleich im Keim ersticken.
Astaro Security Gateway
P2P blocken?: ASG kann ihnen auch helfen, File-Sharing zu unterbinden und geschwätzige Mitarbeiter verstummen zu lassen.
Astaro Security Gateway
Web-Sicherheit: Noch mehr Sicherheits-Einstellungen.
Astaro Security Gateway
IPSec: ASG kann nicht nur mit OpenVPN umgehen.
Astaro Security Gateway
OpenVPN: Hier können Sie den Einwahlserver mittels OpenVPN konfigurieren.
Astaro Security Gateway
Zertifikats-Management: Die Zertifikats-Verwaltung findet hier statt.

Im nächsten Schritt können Sie ein bestehendes Backup einspielen oder den Wizard für eine Neukonfiguration bemühen. Da Astaro Security Gateway eine ausgewachsene Sicherheitslösung und Firewall für das gesamte Netzwerk ist, enthält es natürlich viel mehr Möglichkeiten als nur einen VPN-Server. Allerdings stellt das System nicht nur OpenVPN, sondern auch IPSec bereit.

Linux Small Business Server eBox

Eine weitere Linux-Distribution, mit der sich ein OpenVPN-Server mittels Klicken einrichten lässt, ist eBox. Die auf Ubuntu basierende Distribution ist vor allen Dingen als Small Business Server gedacht und kann weit mehr, als nur Einwahlserver zu sein. Die Distribution bietet unter anderem Active-Directory-Synchronisation, Dateifreigabe- und Druckerdienste sowie Gateway-Eigenschaften an. Außerdem lassen sich damit Backups realisieren sowie Proxy- und E-Mail-Server aufsetzen.

Die eBox-Distribution können Sie als Installations-CD oder als virtuelle Abbilder für VMware oder VirtualBox herunterladen. Beim Installationsmedium sollten Sie aufpassen, da eine Standardinstallation die gesamte Festplatte für sich beansprucht und diese auch löscht. Ansonsten hilft Ihnen ein Wizard auch in deutscher Sprache durch den Installationsvorgang. Bei der Paketauswahl können Sie komplette, von den Entwicklern geschnürte Sammlungen wählen. Ebenso haben Sie die Möglichkeit, die einzuspielende Software manuell auszusuchen.

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Linux Small Business Server eBox
Bitte aufpassen: Per Standard löscht eBox die Festplatten.
Linux Small Business Server eBox
Nativ: eBox ist zum Großteil in deutsche Sprache übersetzt.
Linux Small Business Server eBox
Server-Name: In dieser Dialog-Box benennen Sie den Server.
Linux Small Business Server eBox
Dauert etwas: Die Installation des Grundsystems dauert ein paar Minuten.
Linux Small Business Server eBox
Neustart: nach dem Einspielen des Systems ist ein Neustart erforderlich.
Linux Small Business Server eBox
Herr des Systems: Hier legen Sie einen Benutzernamen für den Administrator fest.
Linux Small Business Server eBox
Einfach?: Möchten Sie manuell oder per Paket auswählen?
Linux Small Business Server eBox
Was tun?: Sie können auswählen, als was Ihr Server fungieren soll.
Linux Small Business Server eBox
Allein stehend: In diesem Test reicht für OpenVPN die erste Möglichkeit.
Linux Small Business Server eBox
Anmelden: Vor dem Konfigurieren Passwort eingeben.
Linux Small Business Server eBox
Zertifikat: Das Zertifikat für den Server ist schnell erstellt.
Linux Small Business Server eBox
Grammatik?: Auch die Übersetzung nicht perfekt ist, weiß man was gemeint ist.
Linux Small Business Server eBox
Konfiguration: Legen Sie fest, wie sich Ihr OpenVPN-Server verhalten soll.
Linux Small Business Server eBox
Neustart?: Auf Wunsch können Sie nur den VPN-Dienst per Mausklick neu starten.

Nach der Installation startet eBox in einen grafischen Modus und ruft den enthaltenen Browser mit der webbasierten Administrationsoberfläche auf. Nach der Eingabe des Passworts können Sie mit der Konfiguration und dem Finetuning beginnen. openVPN ist eine der bereitgestellten Möglichkeiten.

IPCop

Auch mit der kostenlosen Sicherheitsdistribution IPCop lässt sich ein OpenVPN-Server realisieren. Das Ganze geht sogar grafisch. Dazu müssen wir aber das inoffizielle Add-On ZERINA installieren. Ein Installationspaket bekommen Sie bei OpenVPN.eu. Sollten Sie allgemeine Hilfe für IPCop benötigen, lesen Sie bitte den TecChannel-Artikel „Die Linux-Firewall IPCop 1.4.21 sicher konfigurieren“.

Wichtig: ZERINA unterliegt einigen Restriktionen, die unbedingt erwähnt werden müssen. Derzeit unterstützt das Add-On lediglich tun. Die tap-Möglichkeit wird zwar angeboten, aber nicht funktionieren. Das Gleiche gilt für net2net. Mit anderen Worten: Es ist derzeit nur die Roadwarrior-Lösung (host2net) möglich. Statische Schlüssel unterstützt die Oberfläche ebenfalls nicht, sondern nur zertifikatbasierte Verbindungen.

Bildergalerie:
IPCop
Ganze Platte: IPCop will die gesamte Festplatte für sich haben.
IPCop
Verständlich: Das Betriebssystem gibt es auch in deutscher Sprache.
IPCop
Vorbereitung: IPCop formatiert die Fesplatte.
IPCop
Vorhanden?: Wenn Sie eine Sicherung einer alten Installation haben, können Sie diese hier einspielen.
IPCop
Automatisch: Das Betriebssystem versucht die Netzwerkkarten selbst zu erkennen.
IPCop
Taufe: Geben Sie Ihrem neuen Server einen Namen.
IPCop
Starten: So sieht der Startbildschirm von IPCop aus.
IPCop
Daten-Transfer: Mit WinSCP können Sie Daten zu IPCop überspielen – vorausgesetzt SSH ist aktiviert.
IPCop
Installiert: ZERINA wurde erfolgreich installiert.
IPCop
Neuer Unterpunkt: Nach der ZERINA-Installation finden Sie den Unterpunkt OPENVPN unter VPNs.
IPCop
Host-Zertifikat: Diesen Schritt können Sie bequem via Mausklick übernehmen.
IPCop
Weitere Optionen: Hier können Sie optional weitere Konfigurations-Angaben machen.
IPCop
Läuft: OpenVPN-Server wurde erfolgreich gestartet.
IPCop
Client: Einwahl-Zertifikate lassen sich ebenfalls bequem via Mausklick erzeugen.
IPCop
Status: In dieser Maske sehen Sie, welche Clients gerade eingewählt sind.

Haben Sie das ZERINA-Paket heruntergeladen, müssen Sie das tar-Archiv auf den IPCop-Rechner kopieren. Hier hilft zum Beispiel WinSCP oder Filezilla weiter. Im Anschluss packen Sie die Datei mittels tar xzvf ZERINA* aus. Sie installieren das inoffizielle Add-On für IPCop mit dem Aufruf ./install, was zunächst aufgrund eines Versionskonflikts zu einer Fehlermeldung führt. Dies lässt sich aus der Welt schaffen, in dem Sie die Datei install mit dem Editor Ihrer Wahl bearbeiten und die Zeile 46 wie folgt editieren: if [ ! "`echo $IPCOPVERSION | grep "1.4.21"`" ] ; then, wobei die Zahl 1.4.21 der Versionsnummer entspricht.

Danach finden Sie in der Navigation unter VPNs den neuen Unterpunkt OPENVPN. Damit können Sie nun OpenVPN unter IPCop einrichten und verwalten.

Fazit

OpenVPN lässt sich auch ohne Kommandozeilen-Orgien einrichten. Dabei müssen fertige Lösungen wie IPCop oder eBox nicht einmal mit Kosten verbunden sein – wobei bis auf die professionelle Version von OpenVPN selbst alle anderen Lösungen weit mehr können, als nur einen dummen Einwahlserver zu spielen.

Auch wenn Sie auf eine fertige Lösung setzen, kann es nicht schaden, sich näher mit OpenVPN zu beschäftigen. Tritt ein Fehler auf, tappen Kenner der Materie weniger im Dunkeln als reine GUI-Konfiguratoren. Und manches lässt sich bekanntlich schneller über die Kommandozeile lösen. (mje)