Kienbaum-Umfrage

Jobwechsel: 80 Prozent der ITler sind bereit

24.05.2011 von Nicolas Zeitler
Jeder Zehnte sucht eine neue Stelle und mehr als die Hälfte der IT-Experten würde bei einem attraktiven Angebot wechseln. Bislang schien die Wechselbereitschaft unter ITlern nicht so stark ausgeprägt.

Wer sich nicht um seine IT-Experten kümmert, verliert sie an die Konkurrenz. Das verdeutlicht eine Umfrage der Management-Beratung Kienbaum. Der Mangel an IT-Fachkräften mache dieses Feld zu einem Arbeitnehmermarkt. Bietet ein Unternehmen schlechte Arbeitsbedingungen, schauen sich IT-Experten nach einer neuen Stelle um.

Jan-Marek Pfau von Kienbaum zeigt die Umfrage, dass Unternehmen IT-Spezialisten attraktive Bedingungen bieten müssen.
Foto: Kienbaum

Mehr als 80 Prozent der 121 übers Internet Befragten sind grundsätzlich offen für einen Wechsel des Arbeitgebers. Zwar suchen nur neun Prozent aktiv nach einer neuen Stelle. 20 Prozent sind allerdings an Angeboten interessiert. Und mehr als die Hälfte wäre bereit zum Arbeitgeberwechsel, erhielte er ein attraktives Angebot.

Nur 16,5 Prozent der Befragten gaben an, sie seien an ihrer derzeitigen Arbeitsstelle sehr zufrieden. Diese Angestellten fragte Kienbaum, welche Gründe auch sie zu einem Stellenwechsel anregen könnten. Meist genannter Grund ist das Gehalt (siehe auch Studie: Die Gehälter der IT-Profis 2011), gefolgt vom Verhältnis zwischen Arbeit und Privatleben, einem tollen Chef und der Möglichkeit, zu Hause zu arbeiten.

Aus der hohen Wechselbereitschaft leitet Studienautor Jan-Marek Pfau ab, dass die Zeit zu Ende gehe, in der IT-Fachkräfte viele Jahre lang im selben Unternehmen arbeiteten. Denn bis jetzt schien die Wechselbereitschaft nicht besonders hoch. Rund die Hälfte der Befragten hat entweder noch nie oder einmal den Arbeitgeber gewechselt. Vier oder fünf Mal haben das nur 16 Prozent getan.

Sicherheit und flexible Arbeitszeit werden geschätzt

An ihren derzeitigen Arbeitgebern schätzen die IT-Fachkräfte vor allem die bestehende Arbeitsplatzsicherheit und Beständigkeit des Unternehmens, die flexible Arbeitszeitgestaltung sowie den Standort und das kollegiale Arbeitsklima.

Ein Faktor, mit dem ein Arbeitgeber die Attraktivität der Arbeitsstelle beeinflussen kann, scheint der Studie zufolge auch die nötige Mobilität zu sein. Die von Kienbaum Befragten sind zum Großteil weniger als ein Zehntel ihrer Arbeitszeit auf Reisen. Drei von vier halten den Anteil der Reisetätigkeit an ihrer Arbeitszeit für angemessen. Würde die Reisezeit auf mehr als die Hälfte der Arbeitszeit steigen, fände das die Mehrheit der Teilnehmer zu viel.

An ihrem derzeitigen Arbeitsplatz schätzen IT-Fachleute in erster Linie die Arbeitsplatzsicherheit. Weniger häufig zufrieden sind sie mit dem Gehalt.
Foto: Kienbaum

Bayern ist der Umfrage zufolge das Bundesland, in dem es die meisten IT-Stellen gibt. Jeder Vierte Befragte arbeitet derzeit dort. Außerdem ist der Freistaat auch attraktivster Arbeitsort für IT-Fachkräfte. 38 Prozent würden sich für Bayern entscheiden, wenn sie sich auf eine neue Stelle bewerben würden. An zweiter Stelle bei der Attraktivität steht Baden-Württemberg, dahinter Nordrhein-Westfalen. Bereit, sich in allen Bundesländern um Stellen zu bewerben, sind 9,1 Prozent der Teilnehmer.

Nach Einschätzung von Kienbaum haben die Befragten größtenteils erfolgskritische Fertigkeiten. Mit fast 30 Prozent von den meisten genannt wurden Server-Kenntnisse, gefolgt von Netzwerk-Wissen und Softwareentwicklung - das kann jeweils ein Viertel der Teilnehmer. Wissen um Arbeitsplatzinfrastrukturen haben fast ebenso viele.

Gefragt nach speziellen Technologien gaben mit 40 Prozent die meisten "Sonstige" an, wovon besonders viele ihre Kenntnisse mit IT-Service Management spezifizierten. Ansonsten können drei von zehn Microsoft Server Technologien beherrschen.

Könnten sie sich einen neuen Arbeitgeber aussuchen, würden die IT-Experten am liebsten bei Google arbeiten (siehe auch Deutschlands Top-IT-Arbeitgeber 2011). Mit diesem Befund unterscheidet sich die Studie nicht von anderen, die nach dem attraktivsten Unternehmen fragen. 38 Prozent bevorzugen den Suchmaschinen-Riesen. Auf Platz zwei folgt mit 24 Prozent Nennungen Microsoft. Bevorzugte Branche ist abgesehen davon die Automobilindustrie, in der 29 Prozent gern arbeiten würden.

Kienbaum hat die Antworten von 121 IT-Fachkräften mit mindestens zwei Jahren Berufserfahrung ausgewertet, die an einer Online-Umfrage teilgenommen haben. Am stärksten vertreten waren unter den Teilnehmern IT-Senior-Berater mit 15,7 Prozent und IT-Anwendungsentwickler mit 10,7 Prozent. Stark vertreten waren IT-Beratung und IKT-Branche. In beiden arbeiten zusammen 56 Prozent der Umfrageteilnehmer. (CIO/mje)