Windows-Mobile-Smartphone im Kompaktformat

HTC HD mini im Test

04.12.2010 von Yvonne Göpfert
Windows-Mobile-Smartphones sind oft Dickschiffe. Wer es lieber eine Nummer kleiner mag, sollte sich das HTC HD mini ansehen. Mit 5-Megapixel-Kamera und HTCs Bedienoberfläche Sense ist es dem Alltag durchaus gewachsen. Kleine Schwächen verrät der Test.

Zwar hat Microsoft mit Windows Phone 7 einen Neuanfang im Smartphone-Bereich gewagt, das ältere Handy-Betriebssystem Windows Mobile 6.5 erhält jedoch noch weiter Hersteller-Support. Und das aus gutem Grund: Besonders für Firmen ist Windows Phone 7 derzeit keine Alternative, denn wichtige Unternehmensfunktionen gibt es hier (noch) nicht. Auch Privatanwender schätzen an Windows Mobile das umfangreiche App-Angebot und die völlige Freiheit, installieren zu können was man will, ohne von einem Hersteller-App-Store gegängelt zu werden. Für Windows-Mobile-Smartphones wie das HTC HD mini sprechen also immer noch viele Argumente.

Das HTC HD mini ist gut verarbeitet und passt mit seinen kompakten Maßen in jede Hosentasche. Der kapazitive 3,2-Zoll-Touchscreen ist außer bei grellem Sonnenschein gut lesbar und führt alle Befehle aus. Unter dem Display des HTC HD mini liegen verschiedene Sensortasten: Die Annehmen- und die Auflegen-Taste ist heutzutage fast schon eine Seltenheit bei den hochgerüsteten Smartphones. Dazwischen befindet sich die Home-Taste, die auf den Startbildschirm des Windows-Mobile-6.5.-Geräts führt, die Zurück-Taste und die Windows-Taste, die ins komplette Windows-Menü weiterleitet. Die Tasten reagierten sofort auf eine leichte Berührung - damit kann man arbeiten.

Der Anwender hält sich beim HTC HD mini jedoch besser an die Menüoberfläche Sense von HTC statt in Windows abzutauchen. Über eine grafisch hübsch anzusehende Schiebeleiste erreicht er die wichtigsten Funktionen wie Kontakte, Kalender, Nachrichten, Kamera oder Musik-Player und einige andere Programme.

Nachteil bei der aktuellen Version 6.5 von Windows Mobile: Der Nutzer kann den Startbildschirm nicht so weitreichend nach eigenen Vorstellungen einrichten wie das beispielsweise bei Android-Smartphones der Fall ist. Zudem gibt es nur einen einzigen Startbildschirm, auf dem anstehende Termine, eingegangene E-Mails und verpasste Anrufe angezeigt werden. Das wird sich mit Windows Phones 7 ändern. Für den beruflichen Alltag ist das HTC HD mini dennoch gut geeignet.

Ausstattung

Das HTC HD mini arbeitet mit einem 600-MHz-Prozessor. Für ein flüssiges Arbeiten mit vielen aktiven Programmen im Hintergrund ist das fast ein wenig knapp bemessen. Das macht sich vor allem beim Surfen im Web bemerkbar: Wer mit zwei Fingern in eine Webseite zoomt, muss gut eine Sekunde warten, bis das HTC HD mini die Seite neu aufgebaut hat. 512 MByte ROM und 384 MByte RAM sind zwar ausreichend, doch auch hier gilt: mehr macht das Handy schneller.

Lobenswert hervorzuheben sind ein paar feine Funktionen des HTC HD mini wie das automatische Stummschalten des Handys, wenn man es mit dem Display nach unten dreht oder das Leiserwerden des Klingeltons, wenn man das Handy aus der Tasche zieht. Verantwortlich für diesen Komfort sind ein Lage- und ein Umgebungslichtsensor.

Das HTC HD mini bringt umfassende Organizerfunktionen mit, die sich ohne Probleme mit dem PC abgleichen lassen - zumindest wenn man dort Outlook verwendet. Das gilt für Termine, Notizen, Aufgaben und natürlich Kontakte. Office Mobile ist ebenfalls aufgespielt. Der Nutzer kann damit Excel- oder Word-Dokumente lesen und, wenn nötig, auch direkt auf dem Handy überarbeiten. Aufgrund des kleinen Displays sollte man das aber nur im Notfall tun. Zudem lässt sich das HTC HD mini auch als Diktiergerät nutzen.

Neben Google Maps ist beim HTC HD mini die Navigationslösung CoPilot aufgespielt. Der Anwender kann sie 15 Tage lang kostenlos testen, anschließend muss er Lizenzgebühren bezahlen. Die Vollversion für die D-A-CH-Region kostet 30 Euro, ganz Europa schlägt mit 70 Euro zu Buche. Man kann sich jedoch auch auf Google Maps beschränken, das ebenfalls bereits integriert ist. Um sich zu Fuß zu orientieren und ein bestimmtes Ziel zu finden, ist das Programm ausreichend.

In puncto Datenübertragung bietet das Smartphone HSDPA und WLAN sind vorhanden. Und auch als WLAN-Access-Point kann das HTC HD mini bei Bedarf zum Einsatz kommen.

Multimedia

HTC hibt sich zwar Mühe mit seiner Kameratechnik, doch an die Qualität von Sony Ericsson oder Nokia reichen die Taiwaner bei weitem nicht heran. Das gilt auch für die im HTC HD mini eingebaute 5-Megapixel-Kamera. Die Farben sind schön kräftig, die Bilder könnten aber etwas mehr Schärfe vertragen. Dort, wo es auf Details ankommt, schwächelt die Cam des HTC HD mini. Die einfache Bedienung und das Fokussieren über den Touchscreen (Touchfokus) verdienen dagegen ein Lob. Bewegte Bilder lassen sich im VGA-Format (480 x 640 Pixel) aufnehmen, das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Das HTC HD mini bietet einen MP3-Player und ein empfangsstarkes UKW-Radio mit RDS-Funktion (Radio Data System). Dieser Service überträgt Zusatzinfos von Radiosendern wie den Sendernamen oder den gerade gespielten Titel und zeigt diese Infos auf dem Display an. Der Musik-Player kommt von HTC und sortiert die Plattensammlung nach Genre, Titel, Sänger und Album. Auch hier macht die Bedienung Spaß. Schade allerdings, dass die Alben-Cover nur briefmarkengroß angezeigt werden. Die mitgelieferten Kopfhörer erschallen mit satten Bässen. Wer eigene Kopfhörer schätzt, kann sie über den 3,5-Millimeter-Klinkenstecker verwenden.

Auf dem HTC HD mini sind nur etwa 200 MByte für Daten und Apps frei, über eine Micro-SD-Karte (nicht im Lieferumfang) lässt sich der Platz bis auf 32 GByte aufstocken.

Die Sprachqualität auf dem HTC HD mini ist akzeptabel, die Stimmen werden allerdings leicht verzerrt. Der Freisprecher dröhnt jedoch.

Fazit

Das HTC HD mini sieht aus wie eine geschrumpfte Ausgabe des erfolgreichen HTC HD2. Das Smartphone ist gut verarbeitet und passt mit seinen kompakten Maßen in die Hemdentasche. Der kapazitive 3,2-Zoll-Touchscreen ist außer bei grellem Sonnenschein gut lesbar. Die Bedienung ist ähnlich gut gelungen wie beim großen Bruder.

Während das Schwestermodell HTC HD2 rasend schnell agiert, muss der Käufer etwas Geduld beim HD mini mitbringen. Auch beim Display muss der Käufer zurückstecken. Dafür bekommt er ein Windows-Mobile-Handy mit schöner Menüführung (HTC Sense), gut funktionierender Office-Software und Modemfunktion. (mec)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation PC-Welt.