Von Einzelgängern und Möchtegerns

Die vier Typen mobiler Mitarbeiter

11.04.2011 von Thomas Pelkmann
Es sind keineswegs die Außendienstmitarbeiter, die mobile Lösungen in Unternehmen vorantreiben. So zumindest die Analysten von Forrester Research. Mobile Möchtegerns und Einzelgänger werden von Arbeitgebern und Anbietern häufig übersehen, die Nachfrage nach mobilen Lösungen wird unterschätzt.

Der Anteil des mobilen Arbeitens wird kräftig ansteigen, da sind sich alle Analysten einig. Mit SAP hat sich nach der Sybase-Übernahme ein richtig Großer an die Spitze der mobilen Bewegung gestellt, iPhone und iPad sind allem Gerede von den Consumer Devices zum Trotz auch beim Business echte Renner.

Auch wenn Schreibtischarbeiter nicht danach aussehen: Sie wollen am Hype von Smartphones und Tablet-PCs teilhaben.
Foto: MEV Verlag

Zudem denken viele große Unternehmen schon längst darüber nach, wie sie mit den "Own Devices" umgehen sollen, die ihre Mitarbeiter mit zur Arbeit bringen, und wie sie ihre wichtigsten Enterprise-Applikationen aufs Tablet bringen. Lesen Sie dazu auch den Beitrag BYoPC - Private Hardware in der Firma nutzen.

Allem Hype zum Trotz meint Forrester-Analystin Michele Pelino in der von ihr verfassten Studie The Rise Of Wannabe And Maverick Mobile Workers, dass viele IT-Verantwortliche in den Unternehmen und ebenso zahlreiche Anbieter die Nachfrage nach mobilen Lösungen nach wie vor unterschätzen. Warum das so ist? Weil sie zwei wichtige Gruppen dabei nicht auf dem Schirm haben, meint Pelino: die "mobilen Möchtegerns" und die "mobilen Einzelgänger" ("mobile wannabes" und "mobile mavericks").

Möchtegerns und Einzelgänger

Die Möchtergerns sitzen bei der Arbeit fast ausschließlich am Schreibtisch, sodass nicht nur die IT-Abteilung sie nicht als mobile Arbeiter führt. Dennoch würden es auch diese Mitarbeiter schick finden, mobile Endgeräte einsetzen zu können.

Die Einzelgänger nutzen zwar mobile Geräte für die Arbeit, klinken sich aber aus firmenweiten Beschaffungsaktionen weitgehend aus. Stattdessen kaufen sie lieber ihre eigenen Geräte und Apps.

Zusammen machen diese beiden Gruppen immerhin rund 22 Prozent aller Beschäftigten aus, hat Forrester in Umfragen herausgefunden. Bis 2015 wird ihr Anteil sogar auf 42 Prozent aller Mitarbeiter steigen. Wer auf Dauer im Mobile-Geschäft Gewinne erzielen möchte, schlussfolgert Forrester, muss seine Produkte auch auf diese Zielgruppen ausrichten.

Aufgaben für IT-Abteilungen

Eine signifikante Zahl von Mitarbeitern arbeitet mittlerweile außerhalb klassischer Büros. Zwar waren 2010 noch 78 Prozent der in der Forrsights Workforce Employee Survey in Europa und Nordamerika befragten Angestellten in der Firma tätig. Immerhin 29 Prozent leisten aber mindestens einmal pro Woche Arbeit außerhalb, zum Beispiel beim Kunden, in Heimarbeit oder auf Reisen. Zusätzlich geben 18 Prozent an, mindestens einmal pro Woche von zu Hause aus zu arbeiten.

Mobile Technologien gehören zu den Top-Prioritäten der IT-Abteilungen. Immerhin drei von zehn Telekommunikationsprojekten gelten dem mobilen Arbeiten. Mehr als 45 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, demnächst mehr Support für mobile Mitarbeiter leisten zu müssen. Weitere 43 Prozent rechnen damit, dass die Anzahl mobiler Geräte auch jenseits des klassischen Außendienstes ansteigen werde.

Bemerkenswert im Zusammenhang mit der Ausgangsthese von Forrester ist, dass ein Drittel der Unternehmen ihr Sortiment an mobilen Apps auch für solche Mitarbeiter ausweiten wird, die nicht oder nur ausnahmsweise mobil arbeiten. Das wird die nahe Zukunft vielleicht am stärksten von der Vergangenheit unterscheiden, meint Forrester.

Wofür Mitarbeiter mobile Geräte nutzen

Viele Firmen leisten längst Support für Geräte in Privatbesitz. Mehr als 55 Prozent der befragten Unternehmen erlauben ihren Mitarbeitern, Privatgeräte mitzubringen. Die angepeilten Dienstleistungen reichen vom eingeschränkten Support für bestimmte bis zum Rundum-Sorglos-Paket für alle mobilen Geräte.

Fast jeder fünfte Mitarbeiter (18 Prozent) nutzt Smartphones für die Arbeit. Im Jahr 2009 betrug der Anteil noch 13 Prozent. Diese Zahl wird weiter steigen, schätzt Forrester, weil es schon bald eine sehr viel größere Gerätevielfalt geben wird.

Wofür Mitarbeiter mobile Geräte nutzen.
Foto: Forrester Research

Mitarbeiter nutzen ihre mobilen Geräte vor allem für Basisanwendungen wie Mail, Kalender oder Voice-over-IP. Auf den Plätzen folgen deutlich abgeschlagen Navigationsanwendungen und Instant Messaging. Der Gebrauch von Social-Media-Apps (Facebook, Twitter) wächst zwar, liegt mit 26 Prozent beruflicher Nutzung aber ebenfalls noch zurück. Für die Allgemeinheit eher unbedeutend sind spezielle Apps etwa für den Vertriebsaußendienst, die wiederum aber für bestimmte Gruppen naturgemäß sehr wichtig sind.

Gegenwärtig gehören weltweit 57 Prozent aller Mitarbeiter in den Unternehmen zu den mobilen Arbeitskräften, schreibt Forrester. Diese beeindruckend große Zahl verteilt Forrester auf vier Kategorien: mobile Information und Task Worker sowie die schon bekannten Möchtegerns und Einzelgänger.

Information Worker und Außendienstler

Die Informationsarbeiter (Information Worker) sind die Ersten, die im Unternehmen mobile Geräte und Anwendungen beziehen. Sie reisen viel und arbeiten oft außer Haus, benötigen aber einen regelmäßigen Kontakt zum Büro. Daher nutzen sie häufig Kommunikations- und Kollaborations-Tools. Der Arbeitgeber finanziert oder subventioniert die Geräte dieser Mitarbeiter oft.

Die Informationskräfte erwarten von der Unternehmens-IT Support, weil die Geräte für ihre produktive Arbeit enorme Bedeutung haben. Im Jahr 2010, so Forrester, fielen 25 Prozent aller mobilen Angestellten in diese Kategorie; bis 2015 werden es 30 Prozent sein.

Klassische Außendienstmitarbeiter nutzen mobile Endgeräte mit vertikal ausgerichteten Anwendungen, etwa für Marketing oder Vertrieb, die sie oft bis regelmäßig für ihre Tätigkeiten außer Haus benötigen. Diese mobilen Einsatzkräfte machen derzeit rund elf Prozent der Belegschaft aus, bis 2015 wird ihr Anteil mutmaßlich bei 13 Prozent liegen.

Möchtegerns arbeiten stationär

Jenseits der klassischen Zielgruppen bewegen sich die mobilen Möchtegerns. Sie arbeiten stationär, möchten sich aber trotzdem mit mobilen Geräten und Applikationen schmücken. Heute machen die Möchtegerns schon 16 Prozent aller Mitarbeiter aus, 2015 sogar 30 Prozent. Sie - Büroangestellte, Führungsassistenten, Personalverantwortliche und Mitarbeiter aus dem Kundenservice - werden der Mobilisierung der Unternehmen starken Auftrieb geben, schätzt Forrester.

Zur stärksten Gruppe und damit zu den Treibern bei den Möchtegerns werden die Mitarbeiter gehören, die zwischen 1980 und 2000 geboren sind und nun in den Arbeitsmarkt drängen. Diese Kollegen sind mit mobilen Geräten aufgewachsen und wollen sie selbstverständlich auch bei der Arbeit nutzen.

Die meisten von ihnen bringen diese Geräte genauso selbstredend mit, sodass sie zunächst einmal der Kontrolle und dem Zugriff der IT-Abteilung entzogen sind. Dennoch erwarten diese Mitarbeiter natürlich, dass die IT auch ihr mobiles Equipment wartet.

Einzelgänger: eine kleine, aber schnell wachsende Gruppe

Die mobilen Einzelgänger bilden die kleinste, aber auch die am schnellsten wachsende Gruppe. Ihre Mitglieder sind überwiegend männlich, und sie nutzen Smartphones und Tablets ein bis zwei Stunden pro Tag für Aufgaben, die direkt mit ihrer Arbeit zu tun haben.

Die Firmen-IT stuft solche Mitarbeiter durchaus als mobile Mitarbeiter ein, erreicht sie mit firmenweiten Beschaffungsmaßnahmen aber nicht. Mavericks kaufen ihre Geräte selber. Einzelgänger reisen viel und arbeiten oft außerhalb des Unternehmens.

2010 waren nur sechs Prozent solche mobilen Solisten. Bis 2015 wird sich diese Zahl aber mehr als verdoppeln, weil immer mehr Unternehmen ihre Mitarbeiter ermuntern werden, sich eigene Geräte zuzulegen und sie für die Arbeit zu verwenden, schätzt Forrester. Das jedenfalls werde die Kosten für mobile Endgeräte in Grenzen halten. Dennoch werden auch diese Arbeiter vom IT-Support unterstützt, damit sie auch außerhalb des Unternehmens produktiv arbeiten können. (mje)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation CIO.