Gulp-Analyse

Die IT-Freiberufler-Stundensätze nach Alter

18.11.2012 von Andrea König
Den höchsten Stundensatz fordern durchschnittlich IT-Freiberufler zwischen 40 und 55 Jahren. Und die liegen bei 76 Euro die Stunde. Jüngere und ältere Freelancer bekommen niedrigere Sätze. Einige Projektanbieter wüssten das Know-how und die Erfahrung der älteren ITler aber auch durchaus zu schätzen.

IT-Freiberufler zwischen 40 und 55 Jahren fordern derzeit im Schnitt die höchsten Honorare (76 Euro) - mehr als ihre jüngeren und älteren Kollegen. Alter, Berufserfahrung und Markt beeinflussen die Höhe der Stundensätze. (siehe auch IT-Freiberufler: Stundensätze im Schnitt bei 74 Euro) Wie sich diese Faktoren genau auswirken, hat die Projektbörse Gulp anhand der in ihrer Datenbank gemeldeten Freelancer-Honorare untersucht.

Die Werte verstehen sich als Mittelwerte: "Sie bilden einen Durchschnitt ab - der auf einer guten und aussagekräftigen Datenbasis fußt, aber nicht für alle Selbstständigen gleichermaßen gilt", heißt es in der Gulp-Auswertung. Natürlich würden manche über und manche unter dem Durchschnittswert liegen - aber eine Entwicklung werde aus den Mittelwerten sehr gut ersichtlich.

Freiberufler-Stundensätze
Gulp Stundensatz-Auswertung
Die Stundensätze der 65-Jährigen sanken in den vergangenen zehn Jahren. Mit 55 Jahren, im Jahr 2002, forderte er ein durchschnittliches Honorar von 77 Euro. 2007 waren es nur noch 69 Euro, aktuell sank die Forderung weiter auf 65 Euro.
Gulp Stundensatz-Auswertung
IT-Freiberufler zwischen 40 und 55 Jahren fordern derzeit im Schnitt die höchsten Honorare (76 Euro) – mehr als ihre jüngeren und ihre älteren Kollegen.
Gulp Stundensatz-Auswertung
Für 35-jährige Selbstständige ist 2012 gemessen am Stundensatz das beste Jahr ihrer bisherigen Karriere.
Gulp Stundensatz-Auswertung
Die Honorarforderung des 45-jährigen IT-Freiberuflers ist in den vergangenen zehn Jahren gestiegen, doch nach Angaben von Gulp wäre ein stärkerer Anstieg zu erwarten gewesen.
Gulp Stundensatz-Auswertung
Der heute 55-jährige Selbstständige müsste nach Einschätzung von Gulp bereits an seinem maximalen Honorar angekommen sein. Er werde sein Honorar-Level in den nächsten Jahren vielleicht nicht mehr weiter steigern, aber dennoch halten können, wenn der Markt mitmache.

Der heute 35-jährige IT-Freiberufler

Für 35-jährige Selbstständige ist 2012 gemessen am Stundensatz das beste Jahr ihrer bisherigen Karriere. Das Stundensatz-Maximum erreichen Selbstständige im Schnitt mit 50 bis 54 Jahren. "Wenn der Markt sich gut entwickelt, ist also noch Luft nach oben", heißt es in der Gulp-Kommentierung.

Ein Blick auf den bisherigen Karriereverlauf des heute 35-Jährigen zeigt, wie groß zwischen 25 und 35 Jahren der Einfluss des Alters auf das Honorar ist. Seit 2002 ist seine Stundensatzforderung stetig gestiegen. Mit 25 verlangte der Freelancer im Schnitt 64 Euro - und wurde sogar durchschnittlich zu einem zwei Euro höheren Stundensatz kontaktiert. Im Jahr 2007, mit 30, hatte er seine Forderung gerade mal um einen Euro angehoben - mit 35 konnte er sie um acht Euro erhöhen.

Der heute 45-jährige IT-Freiberufler

Vor zehn Jahren lag seine Forderung bei 75 Euro pro Stunde, dann sank sie 2007 auf 72 Euro ab, um auf aktuell 77 Euro anzusteigen. Seine Honorarforderung ist damit in den letzten zehn Jahren gestiegen, doch nach Angaben von Gulp wäre ein stärkerer Anstieg zu erwarten gewesen.

Denn in der Regel verändern sich die Honorare zwischen 35 und 45 Jahren stark und zwar zum Positiven. Im August 2012 forderten 45-jährige Freelancer einen um vier Euro höheren Stundensatz als 35-Jährige. Dass die Honorare des heute 45-Jährigen nicht genauso stark gestiegen sind wie die des zehn Jahre jüngeren Freiberuflers begründet Gulp mit der Marktsituation, die scheinbar einen starken Einfluss auf die Honorare dieser Altersgruppe hatte. Doch zukünftig sieht die Projektbörse für den 45-Jährigen gute Chancen, sein Honorar noch weiter zu steigern.

Der heute 55-jährige IT-Freiberufler

Beim heute 55-Jährigen spielt auch das Alter eine Rolle. Forderte er im Jahr 2002 einen Stundensatz von 76 Euro, waren es 2007 nur noch 71 Euro. Im Jahr 2012 stieg die Forderung immerhin wieder auf 74 Euro. Diese Entwicklung bewertet man bei Gulp nicht als Überraschung, denn zwischen 45 und 55 Jahren sinken die Honorarforderungen im Schnitt. Im August 2012 lagen die Selbstständigen mit 45 Jahren am Stundensatz-Maximum (Forderung: 77 Euro) und zehn Jahre Ältere verlangten mit 74 Euro drei Euro weniger.

Nach Einschätzung von Gulp müsste der heute 55-jährige Selbstständige bereits an seinem maximalen Honorar angekommen sein. Er werde sein Honorar-Level in den nächsten Jahren vielleicht nicht mehr weiter steigern, aber dennoch halten können, wenn der Markt mitmache.

Der heute 65-jährige IT-Freiberufler

Die Stundensätze der 65-Jährigen sanken in den vergangenen zehn Jahren. Mit 55 Jahren, im Jahr 2002, forderte er ein durchschnittliches Honorar von 77 Euro. 2007 waren es nur noch 69 Euro, aktuell sank die Forderung weiter auf 65 Euro.

Diese Entwicklung bezeichnet die Projektbörse als vorhersehbar, allerdings nicht in diesem Maße. Gleichzeitig beschreibt Gulp sie in der Auswertung als unverständlich. Schließlich würden gerade die älteren Kollegen über Erfahrung, Know-how aus früheren Projekten und Fachwissen verfügen. Projektanbieter seien aktuell bereit, im Schnitt einen Euro mehr zu bezahlen als die Freelancer fordern. Anscheinend wüssten einige Unternehmen Erfahrung und Know-how durchaus zu schätzen, so das Fazit der Auswertung.

Kritik an den Stundensätzen

In den Kommentaren relativieren einige Beiträge auch die steigenden Stundensätze der jüngeren Altersgruppen. Würde man die nämlich in Relation zur Inflation und den gestiegenen Mobilitäts-, Reise- und Übernachtungskosten setzen, hätten sich die Konditionen im vergangenen Jahrzehnt so gut wie nicht verändert.

Grundlage der Gulp Stundensatz-Auswertung bilden die Stundensatzforderungen, die die mehr als 80.000 in die Gulp Profiledatenbank eingetragenen IT- und Engineering-Freiberufler in ihrem Profil angeben. Nach Angaben der Projektbörse greift die Auswertung somit auf die Profile von mehr als 90 Prozent der in Deutschland tätigen IT-Freiberufler zurück (Berechnungsgrundlage Mikrozensus 2010, Statistisches Bundesamt Wiesbaden). (mje)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation CIO.de.