Datensicherungslösungen im Vergleich

Der große Backup-Ratgeber

17.10.2011 von Frank-Michael Schlede und Thomas Bär
Die regelmäßige Sicherung von Daten ist im Home-Office ebenso wichtig wie in großen Unternehmen. Die Bandbreite der Backup-Lösungen ist groß und reicht von den Windows-Bordmitteln über Open-Source-Programme bis hin zu Profi-Tools. Wir vergleichen die unterschiedlichen Lösungen und sagen Ihnen, worauf Sie achten sollten.

Wie stiefmütterlich das Thema Backup behandelt wird, zeigt ein Blick in die Fachliteratur: So förderte die Suche nach dem Begriff "Backup" in einem IT-Handbuch für Fachinformatiker nicht mehr als den Tipp zutage, Daten regelmäßig zu sichern, und den Hinweis, dass Datensicherung nicht nur im unmittelbaren Zusammenhang mit der Sicherheit wichtig sei, sondern auch vor Datenverlust aus anderen Gründen - wie etwa bei Hardwareproblemen - schützt.

Das trifft sicherlich zu, wird aber der enormen Bedeutung und der Brisanz dieses Thema in keiner Weise gerecht: Ein umfassendes Sicherheitskonzept, ganz gleich, ob es nun die IT im Büro eines Freiberuflers oder das Netzwerk einer großen Firma betrifft, muss ein durchdachtes und funktionierendes Backup/Restore-Konzept beinhalten.

Grundregeln für ein sicheres Backup
Die folgenden Grundregeln für eine Datensicherung mögen trivial erscheinen, aber überprüfen Sie doch mal Ihr Sicherungskonzept daraufhin ab, ob es diese einfachen Regeln wirklich und vollständig erfüllt:
Daten, die nicht (regelmäßig) gesichert werden, können Sie auch nicht wiederherstellen!
Backups, die nicht mindestens in einem Test erfolgreich wiederhergestellt wurden, verdienen den Namen „Backup“ nicht.
Backup-Lösungen und –Daten, für die niemand in der Firma direkt verantwortlich ist, sind definitiv schlechte bis unbrauchbare Sicherungen.
Sicherungen, die in Sie im gleichen Raum/Gebäude lagern, in dem sich auch Ihre restliche IT befindet, werden einen ernsten Zwischenfall wie Feuer, Überschwemmung und so weiter, sicher nicht überstehen.

Doch welche Backup-Lösung ist die richtige? Welche Alternativen bieten sich für den "normalen Anwender" sowie für kleine Betriebe und Firmen an? Wir haben uns umgeschaut und stellen in diesem Ratgeber einige Lösungsansätze vor.

Quelle Teaserbild: Fotolia / Sebastian Kaulitzki

Variante 1: einfaches und schnelles Backup mit der Windows-7-Sicherung

Vielen Anwendern und auch Administratoren ist es vielleicht nicht bewusst: Die aktuellen Windows-7-Systeme sind bereits standardmäßig mit einer Backup-Lösung ausgestattet, die vielen Bedürfnissen gerecht wird. Waren die integrierten Windows-Sicherungsprogramme noch unter Windows XP und ebenso unter Vista wenig brauchbar, so haben die Microsoft-Entwickler in Windows 7 eine viel bessere Lösung zusammengestellt, die eine ganze Reihe von Vorteilen aufweist.

So lassen sich nicht nur Datendateien auf einem Rechner sichern und wiederherstellen, es kann auch ein Laufwerks- oder Systemabbild erstellt werden. Das ist praktisch für die Anwender: Sie können sich einfach eine Sicherungskopie des kompletten Windows-Systems ziehen und beispielsweise nach einem Komplettabsturz des Rechners schnell ein funktionsfähiges System wiederherstellen.

Backup mit der Windows 7-Sicherung
Alles neu macht Windows 8
Das praktische und gut zu bedienbare Backup- und Sicherungsprogramm war auf den Windows 8.x.-Systemen so nicht mehr zu finden: Unter dem Eintrag Dateiversionsverlauf findet sich aber noch der Zugriff aus das Programm zur Erstellung eines Systemabbild.
Dateiversionsverlauf
Der Dateiversionsverlauf hat aus Windows 8.x auch seinen Weg zu Windows 10 gefunden. Eine gute Sicherungsmöglichkeit, die aber sicher kein Ersatz für eine echte Backup-Lösung sein kann.
Wieder eingeführt bei Windows 10
Die Windows-7-Sicherung ist wieder da: Bei den Windows-10-Systemen können Anwender wieder auf diese Möglichkeit zurückgreifen
Eigene Dateien sichern und wiederherstellen
Wies schon unter Windows 7 können Nutzer hier über das Menü der "alten Systemsteuerung" wieder ihre Dateien sichern und wiederherstellen.
Wiederherstellung
Bei der Wiederherstellung ist es dann auch möglich, auf die älteren noch unter Windows 7 erstellten Sicherungen zuzugreifen.

Zu finden ist dieses Programm unter Systemsteuerung. Hier muss der Anwender nur noch den Punkt Sicherung des Computers erstellen auswählen, um in das Menü Sichern und Wiederherstellen zu gelangen. Dort kann dann nicht nur der Speicherort (interne Festplatten, externe Laufwerke oder Netzwerk) gewählt, sondern auch ein Zeitplan erstellt werden, beispielsweise dass automatisch wöchentlich eine Sicherung ausführt wird. Windows 7 erlaubt zudem, einen Systemreparaturdatenträgers zu erstellen, also ein Medium, mit dem ein System wieder gestartet und repariert werden kann.

Fazit

Als Nachteil kann man dieser von Microsoft mitgelieferten Lösung höchstens zur Last legen, dass die komplette Sicherung eines Windows-Systems mithilfe dieser Software ziemlich lange dauert - andere, kommerzielle Tools schaffen das in nicht einmal der Hälfte der Zeit. Auch eine Verschlüsselung der gesicherten Daten ist bei dieser Lösung leider nicht vorgesehen.

Unser Tipp: Für kleine Büros im SoHo-Bereich (Small Office, Home Office), die Windows 7 verwenden, ist dies eine ideale Lösung: Sie ist kostenlos, meistert die wichtigsten Aufgaben der Sicherung und Wiederherstellung problemlos und ist zudem einfach zu bedienen.

Variante 2: Backup mit Open-Source-Programmen

Wer sich im Netz und auf den entsprechenden Foren und Webseiten ein wenig umschaut, findet eine große Zahl an Backup-Anwendungen, die zum Teil viele unterschiedliche Features zu bieten haben. Wir haben uns aus diesem riesigen Angebot ein bekanntes Programm ausgesucht, um an diesem Beispiel die Vielfalt der Möglichkeiten aufzeigen.

Backup mit Areca
Backup mit Areca
Mächtige Open-Source-Lösung: Die Backup-Software Areca steht komplett frei zur Verfügung und besitzt vielfältige Feature. Allerdings erschließt sich ihr Bedienkonzept dem Anwender weder intuitiv noch auf Anhieb.
Backup mit Areca mit vielen Möglichkeiten
Große Bandbreite bei den Möglichkeiten: Die Open-Source-Anwendung bietet dem Anwender unter anderem die Auswahl, mit welcher Methode und bis zu welchem Grad er seine Sicherungsdateien komprimieren möchte.

Die Open-Source-Gemeinde stellt mit Areca eine komplette Lösung für "persönliche Backups" zur Verfügung. Ungeachtet der ohnehin bekannten Vorzüge der Open-Source-Lösungen wie der freien und kostenlosen Verfügbarkeit und der Betreuung durch eine engagierte Community kann die Software mit weiteren guten Eigenschaften punkten:

Fazit

Leider ist Areca nicht für alle Anwender geeignet, denn es weist durchaus einige Nachteile auf. Die Tutorials und Hilfedateien auf den Webseiten etwa stehen zum Großteil nur in Englisch zur Verfügung, obwohl die Anwendung selbst bereits eine Oberfläche in deutscher Sprache besitzt. Zudem ist die Bedienung und Konfiguration wenig intuitiv: Der durchschnittliche Anwender und wenige erfahrene Systemverwalter stehen beim ersten Start des Programms vor einer leeren Oberfläche und müssen sich zunächst einmal die grundlegenden Konzepte der Software erarbeiten.

Unser Tipp: Nur wer Erfahrung mit Open-Source-Lösungen und solide IT-Grundkenntnisse besitzt, bekommt hier eine ausgereifte und flexible Lösung für seine Backup-Bedürfnisse. Allerdings muss selbst diese User-Gruppe mit einer gewissen Einarbeitungszeit rechnen.

Variante 3: kostenlose und abgespeckte Backup-Lösungen

Viele Anbieter kommerzieller Backup-Lösungen bieten Freeware-Versionen ihrer Produkte an, bei denen es sich in der Regel um "abgespeckte Varianten" ihrer professionellen Anwendungen handelt. Zwei davon möchten wir hier kurz vorstellen:

Der Softwarehersteller Paragon stellt unter dem etwas sperrigen Namen Backup & Recovery 2011 Free Edition eine entsprechende Lösung zur Verfügung. Auch die Firma Ocster GmbH aus Norddeutschland hat unter dem Namen Ocster Backup Freeware Windows Version ein solches Angebot auf der Website. Beide Programme erweisen sich im Alltagstest als tauglich, regelmäßig und zuverlässig entsprechende Sicherungen durchzuführen. Dabei können beide Lösungen mit einigen Vorteilen aufwarten:

Während allerdings die Ocster-Lösung eine AES-265- Verschlüsselung für die Sicherungsarchive anbietet, kann die Paragon-Software hier nur mit einem Passwortschutz dienen: Die Verschlüsselung ist der kommerziellen Vollversion vorbehalten.

Backup mit Paragon und Ocster
Paragon Backup & Recovery 2014
Die 2014er-Version für Windows 8 und 10 kommt mit neuer Oberfläche – leider auch mit etwas mehr Werbung: Wie alle Produkte von Paragon startet auch die "Backup & Recovery"-Freeware in 2014-Version mit einem Kachelbildschirm.
Virtuelle Ausführung
Nützliche Eigenschaft: Die Freeware-Version von Backup & Recovery 14 kann in einem Modus arbeiten, in dem alle Aktionen zunächst nur virtuell ausgeführt werden – was eine zusätzliche Überprüfung ermöglicht.
Platten im Blick
In der eweiterten Oberfläche findet der Administrator nicht nur viele Möglichkeiten, die Art der Sicherung zu beeinflussen, sondern kann sich auch über die installierten Festplatten informieren. Allerdings hier auch der Hinweis, dass einige Features erst in der Vollversion zur Verfügung stehen.
Treiber ist notwendig
Nicht immer erwünscht, aber wegen der vielfältigen Möglichkeiten wohl nötig: Die freie Paragon-Lösung kann nur funktionieren, wenn ein spezieller Gerätetreiber auf dem System installiert wird.
Welche Daten sollen gespeichert werden?
Hier kann der Anwender auch bei der freien Paragon-Lösung genau festlegen, welche Daten er sichern will.
Testversion als Ersatz
Mit Ashampoo Backup 2016 steht zwar ein Ersatz für die bisher freie Lösung Ocster Backup bereit, allerdings kann sie maximal nur 40 Tage kostenlos eingesetzt werden.
Sehr übersichtliche Oberfläche
Die Testversion von Ashampoo Backup 2016 ist sehr übersichtlich, bietet dem Nutzer aber auch nur wenige Einstellmöglichkeiten für seine Sicherung.

Hingegen bietet das Paragon-Programm eine weitaus größere Vielfalt bei den Einstell- und Kontrollmöglichkeiten: So steht hier nicht nur ein Assistent zur Verfügung, der den Anwender sicher durch die differentielle Sicherung einer Partition leitet, sondern auch die Erstellung einer Rettungs-Disk. Einfache Partitionierungen der Festplatten kann ein Anwender direkt aus diesem Werkzeug heraus vornehmen.

Fazit

Solche freien Backup-Versionen haben selbstverständlich auch Nachteile: Offensichtlich stellen beide Anbieter diese Lösungen hauptsächlich deshalb zur Verfügung, um die Anwender zum Kauf der entsprechenden Vollversionen zu verleiten. Besonders bei der Ocster-Lösung - die ansonsten problemlos funktioniert - hat es uns sehr gestört, wie aufdringlich der Nutzer immer wieder mit Kommentaren und Links auf das Vorhandensein dieser Vollversion hingewiesen wird. Auch beschränken sich die erweiterten Einstellmöglichkeiten bei der Freeware von Ocster auf die Spracheinstellung und die Angabe einer E-Mail-Adresse - hier kann die Paragon-Software mit viel größerer Vielfalt trumpfen.

Unser Tipp: Wer auf die Verschlüsselung seiner Archivdaten verzichten kann, bekommt in der Paragon-Software eine frei verfügbare Lösung, die einfache Bedienung mit der Verfügbarkeit der wichtigsten Backup- und Wiederherstellungsoptionen verknüpft. Zudem unterstützen die Assistenten mit erklärenden Hilfetexten den Anfänger beim Anlegen und Verwalten der benötigten Sicherungen.

Variante 4: Backup-Systeme für Profis

Die Sicherung eines einzelnen Servers oder der Daten einer Workstation ist für sich genommen schon eine wichtige Aufgabe, die der kompletten Aufmerksamkeit des Systembetreuers bedarf. Sobald die Anzahl von Servern die der Finger des Administrators übersteigt, verändern sich die Anforderungen an eine professionelle Backup-Lösung aber noch einmal deutlich: Die Software muss die erstellten Sicherungsaufträge robust und verlässlich abarbeiten und in der Lage sein, mit möglichst unterschiedlicher Backup-Hardware zusammenzuarbeiten.

Ein Administrator hat in den seltensten Fällen genügend Zeit, alle Sicherungsprotokolle aufmerksam durchzusehen. Aus diesem Grunde ist es erforderlich, dass die Backup-Software gezielt auf Missstände hinweist. Im Idealfall prüft der Backup-Operator dennoch - sofern diese Rolle im Unternehmen überhaupt existiert - die Log-Dateien regelmäßig und gewissenhaft. Weiterhin wird er ein Zurückspielen der Backups testen, um im Notfall die erforderlichen Schritte sicher durchführen zu können.

Unterschiedliche Umgebungen erfordern selbstverständlich verschiedene Sicherungsstrategien - jedoch nicht notwendigerweise unterschiedliche Softwarelösungen. Eine Hypervisor-Anlage mit 20 virtuellen Servern wird anders gesichert als eine einzelne SQL-Datenbank. Im Idealfall ist der Administrator in der Lage, selbst über die eingesetzte Backup-Software zu bestimmen. Dann tut er gut daran, eine einheitliche Softwarelinie durchzusetzen. Möglicherweise ist die Produktlinie eines Herstellers nicht in allen Qualitäten und Szenarien optimal, doch die einheitliche Verteilung von Agents, die Verwendung der bekannten Benutzeroberfläche und die geordnete Aktualisierung der Backup-Software entschädigen den Administrator dafür.

Beispiel für Profis: Symantec Backup Exec

Eine solche Lösung für den professionellen Einsatz ist beispielsweise Backup Exec des Security-Spezialisten Symantec. Der in den USA beheimatete Hersteller hatte die Produktlinie für etwa zehn Milliarden Euro Ende 2004 von der Firma Veritas übernommen. Heute besteht die Produktreihe aus vielen Bestandteilen und stellt in der Summe ein zentralisiertes Backup für Unternehmen verschiedenster Größen zur Verfügung. Für kleine Firmen hat Symantec Backup Exec 2010 in der "Windows Small Business Server"-Edition für knapp 800 Euro im Programm. Bereits in dieser sehr kleinen Ausbaustufe bietet die Software Deduplizierung von Daten, Wiederherstellfunktionen für einzelne Dateien und Datenbereiche, Sicherung geöffneter Dateien, Desaster Recovery sowie Backup von Microsoft Exchange, SharePoint Services, SQL und Windows-Arbeitsstationen.

Backup mit Backup Exec von Symantec
Backup mit Backup Exec von Symantec
Im professionellen Einsatz kommen häufig zentral installierte Backup-Lösungen zu Einsatz: Das hier gezeigte Backup Exec von Symantec bieten, je nach installierten Modulen, die Möglichkeit Agents für verschiedene Betriebs- und Serversysteme über eine einzelne Konsole anzusteuern.
Backup mit Backup Exec von Symantec
Ein wesentliches Auswahlkriterium für den Administrator: Die Kompatibilität der professionellen Backup-Lösung zu vielen Bandsystemen (wie beispielsweise Band-Roboter) muss immer gegeben sein.
Backup mit Backup Exec von Symantec
Im täglichen Einsatz wichtig und unerlässlich: Die Backup-Software muss dem Administrator auf einem Blick beantworten können, warum beispielsweise eine Sicherung nicht gelaufen ist!

In den größeren Editionen offeriert Symantec entsprechende Erweiterungen für SAP, Agents für Linux- und Unix-Maschinen, spezielle Sicherungsfunktionen für Microsoft Active Directory, für Datenbanken wie Oracle oder DB2, aber auch für Apple Macintosh Server, NetWare Server oder virtuelle Umgebungen wie Microsoft Hyper-V oder VMware-Infrastrukturen. Unabhängig von der zu sichernden Hard- und Software arbeitet der Administrator so mit einer einheitlichen Konsole und ist in der Lage, zentrale Sicherungsaufgaben zu überwachen und zu steuern.

Schließlich sind auch Bandroboter beziehungsweise Tape-Libraries für Backups in größeren Umgebungen unerlässlich, da einzelne Bänder kaum die Gesamtmenge der Sicherung aufnehmen können. Ob die Sicherung nun auf einem Bandroboter, einem einzelnen Medium oder auf einem virtuellen Tape in einem Plattenstapel geschieht - professionelle Backup-Lösungen wie Backup Exec können dabei mit all diesen "Targets" zusammenarbeiten.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation Computerwoche. (cvi)