Cloud-Ratgeber

Cloud Computing - vom Hype zum Unternehmensalltag

09.12.2010 von Daniel  Prokop
Cloud Computing ist das absolute Nummer-Eins-Hype-Thema und wird so heftig diskutiert wie zuletzt etwa das Web 2.0. Wir geben Ihnen einen Leitfaden, wie Sie die technologischen Hürden in Bezug auf Netzwerk und Sicherheit in der Cloud am besten überwinden können.

Je stärker die Cloud in der Branche akzeptiert und adaptiert wird, desto einflussreicher wird auch alles, was mittel- und unmittelbar mit ihr im Zusammenhang steht. Gartner unterscheidet im aktuellen Hype Cycle zwischen Cloud Computing als Sammelbegriff, der sich bereits wieder auf dem Weg ins "Tal der Ernüchterung" befindet und unternehmensinternen Clouds, die ihre besten Zeiten noch vor sich haben.

Dank ihrer Skalierbarkeit ist die Wolke schon jetzt als überall und immer verfügbare Ressource bei vielen Unternehmen beliebt. So erwartet die Ludwig-Maximilian-Universität München, dass sich die Nutzung der Cloud in den nächsten zwei bis fünf Jahren weiter etablieren und die Cloud der dominierende Ort sein werde, von dem IT-Dienste abgerufen werden. Auch die Bundesregierung hat die große technologische und wirtschaftliche Bedeutung des Cloud Computings erkannt und eine entsprechende Initiative angekündigt, die neue Geschäftsideen gezielt fördern soll.

Bildergalerie: Cloud Computing.
Einsatzgebiete von Cloud Services
Hardware-Kapazität (Rechenleistung und Speicherplatz), E-Mail und Geschäftsanwendungen werden besonders gerne in die Cloud ausgelagert.
Gründe für die Cloud
"Kosten senken" ist auch bei Cloud Services die Hauptmotivation. Warum der Punkt "Personalkosten in der IT senken" so unwichtig sein soll, mag an der Gruppe der befragten IT-Verantwortlichen liegen - die Geschäftsleitung sieht das möglicherweise anders.
Gründe gegen die Cloud
In den Firmen selbst ist man sich nicht sicher, ob man Daten überhaupt auslagern darf. Außerdem kennt sich niemand damit aus und ein Budget dafür gibt es noch nicht.
Gründe gegen die Cloud
Dem Cloud-Diensleister gegenüber misstraut man in Sachen Sicherheit und gesetzeskonformer Handhabung.

Gerechtfertigte Sicherheitsbedenken hemmen jedoch die Durchsetzung einer komplett öffentlichen Lösung und bringen die interne Cloud weiter nach vorne. Dennoch haben Clouds, die ganz bewusst für eine breite Masse von Anwendern gedacht sind, beispielsweise App-Stores, auch ihre Daseinsberechtigung.

Ganz klar befindet sich der Cloud Computing-Markt immer noch in einer aktiven, wachstumsträchtigen Phase mit viel Potential. Um davon zu profitieren, sollten sich vor allem Unternehmen mit einer technologisch offensiven Anwendungsentwicklung im Detail mit dem Thema auseinandersetzen und versuchen Cloud Computing für ausgewählte taktische Projekte in Betracht zu ziehen.

Was steckt also hinter dem Hype-Wort Cloud Computing? Wie relevant sind die einzelnen Entwicklungen für Unternehmen? Was gilt es zu bedenken? Diese und weitere Fragen werden in diesem Artikel beantwortet.

Cloud Computing - eine Definition

Eine Cloud Computing Infrastruktur besteht größtenteils aus Anwendungen und Daten, die nicht lokal auf einem Rechner gespeichert, sondern in einer Cloud über eine Anzahl von entfernten Systemen verteilt sind. Die Anwendungen, einfache Software oder gar vollständige Betriebssysteme, laufen über das Internet.

Dienste werden On-Demand zur Verfügung gestellt und nur die tatsächliche Nutzung abgerechnet. Grundsätzlich ist Cloud Computing ein skalierbares und elastisches SaaS-Prinzip (Software as a Service), das über die reine Virtualisierung hinaus geht. Skalierbar heißt, dass sich eine Plattform nach Bedarf vergrößern beziehungsweise verkleinern lässt; elastisch heißt, dass eine Dienstleistung nach Bedarf zur Verfügung gestellt wird.

Die Basis für den Zugriff bildet ein leistungsfähiges Netzwerk, welches die unterschiedlichen Clouds verbindet. Innerhalb des Netzwerks ermöglichen Rechenzentren der nächsten Generation, aufbauend auf Computing und Speicher-Virtualisierungs-Technologien, den ortsunabhängigen, einheitlichen und verlässlichen Zugang zu Diensten innerhalb einer Cloud.

Die Zukunft: Cloud Computing als fester Bestandteil der Unternehmens-IT

Bei der Virtualisierung der Computing-, Speicher- und Netzwerk-Infrastrukturen, handelt es sich eigentlich um die Kernkomponenten einer Strategie hin zu Next-Generation Rechenzentren: höhere Auslastung und Effizienz und keine Abhängigkeit mehr von veralteter Hardware.

Sowohl aus ökologischer als auch aus ökonomischer Sicht ergibt ein solcher Umzug Sinn. Auch kleinere Unternehmen können je nach Bedarf IT-Kapazitäten hinzuholen und in der virtuellen Welt genauso gut aufgestellt sein wie ein Großkonzern. Für den Anwender ist dieser Wandel im Idealfall bemerkbar und mit Vorteilen, wie gesteigerter Mobilität verbunden. Seine Daten werden aktuell aus der Cloud bereitgestellt, anstatt von der Festplatte oder vom Unternehmens-Server gezogen zu werden. So hat der Mitarbeiter stets auf den aktuellen Datenbestand Zugriff, entweder über den PC oder mobil.

Laut Gartner eliminiere das Konzept die Kosten für IT-Lösungen zwar nicht, aber einige Ausgabenposten würden anders gestaltet bzw. reduziert. Insgesamt sollen sich so, nach IDC-Prognosen, bis zum Jahr 2012 die Ausgaben für Cloud-Services auf 42 Milliarden Dollar verdreifachen, das sind zehn Prozent der gesamten IT-Ausgaben.

Sicherheitsrisiken und mögliche Hürden in der Cloud

Wer Teile seines Rechenzentrums auslagert und auf den Anbieter eines Cloud Computing-Dienstes baut, gibt natürlich auch Kontrolle ab. Die Daten und Dienste sind nicht länger lokal gespeichert und der Datentransfer wird in das Internet verlagert. Die Internetverbindung, die gleichbedeutend mit Zugang zu den Diensten und Lösungen ist, wird dadurch zum entscheidenden Element der Unternehmens-IT.

Mit der Wichtigkeit der ausgelagerten Anwendungen steigt die Bedeutung einer sicheren Verbindung entsprechend. Der Dienstanbieter wird also indirekt zum Anbieter des Anwendungs-Zugangs. Dabei muss sich das Unternehmen jederzeit darauf verlassen können, dass eine zuverlässige, geschützte und leistungsstarke Verbindung besteht.

Neue Herangehensweise erfordert Umdenken

Cloud Computing verändert die Position der Anwender. Sie können künftig zunehmend selbst als Cloud-Anbieter auftreten und Anwendungen, Informationen oder Geschäftsprozess-Services ihren Kunden und Partnern anbieten. Anbieter sind also gezwungen, ihre Netzwerk-Architektur und Modelle zur Bereitstellung ihrer Dienste und Services den neuen Anforderungen anzupassen.

Eine optimierte Architektur muss anpassungsfähig sein und ohne Zeitverlust die benötigten Kapazitäten bieten, um rasch auf Kundenanforderungen reagieren zu können und die Zeit zwischen Auftrags- und Ertragseingang zu minimieren. Um diese Anforderungen zu erfüllen, müssen die Netzwerk-Ressourcen dynamisch und mit minimalem personalen Aufwand konfiguriert werden können, um sich auf neue Aufträge einzustellen.

Schutz bestehender Infrastruktur-Investitionen

Der vollständige Umzug in die Cloud ist immer noch Zukunftsmusik. Außerdem können auf Grund der bisherigen Investitionen ältere Infrastrukturen nicht einfach ersetzt werden. Gleichzeitig zeichnet sich aber auch ab, dass traditionelle Netzwerkstrukturen und Bereitstellungsmodelle die rasanten Entwicklungen nicht mehr lange tragen können. Eine zuverlässige Infrastruktur ist jedoch Voraussetzung, um attraktive Service Level Agreements vereinbaren zu können. Das bedeutet wiederum, dass die Auslagerung schrittweise erfolgen muss, was natürlich keine Auswirkungen auf die Leistung haben darf.

Alte Dienste und Datenverkehrsarten sollten während eines graduellen Umzugs weiter unterstützt werden und den allmählichen Übergang zu einer flexibleren und wirtschaftlicheren Infrastruktur der nächsten Generation gewährleisten. Es gibt hier keine Patentlösung, entsprechend der verfügbaren Infrastruktur und dem Bedarf an Bandbreiten können Lösungen sehr unterschiedlich aussehen.

Gewissenhafter Planung und Netzwerk-Expertise kommt dabei eine entscheidende Bedeutung zu. Laut einer Studie der McKinsey Group kann eine softwaregestützte Netzwerk-Architektur bei der Erstaufstellung von Diensten die Probezeit und Zeit der Bereitstellung um 20 Prozent reduzieren, bei einer Optimierung der Leitungen (Bandbreite, Servicetyp oder Quality-of-Service.) sogar um bis zu 70 Prozent.

Neue Anforderungen an die Netzwerk-Architektur

Grundsätzlich müssen also Netzwerke dynamischer und verstärkt softwaregesteuert werden. Drei Punkte sind hierbei entscheidend:

Time-to-market: Netzwerkanbieter müssen in der Lage sein, ihre Dienste schnell aufzusetzen, zu aktivieren, und bereitzustellen. Dies ist besonders relevant in Metro- und Access-Netzwerken.

Differenzierung von Diensten: Anbieter müssen ihre Dienste über Service Level Agreements (SLAs) abgrenzen, um somit verschiedene Anforderungsprofile zu identifizieren und im Endeffekt mehr Umsatz pro Kunde zu erzielen. Dafür müssen Dienstanbieter ein erhöhtes Service-Denken entwickeln, damit sie eine verbesserte Abstufung ihrer Dienste, beispielsweise über QoS, bieten können.

Flexibilität: Dienstanbieter müssen ihre Netzwerkkapazität ohne großen Aufwand bereitstellen und skalieren können, um dynamisch auf unvorhersehbare Schwankungen in der Nachfrage zu reagieren. Niemand kann mit Sicherheit sagen, welches Gerät, welche Anwendung oder welcher Dienst der nächste große, Cloud-basierte "Bandbreitenfresser" wird.

Fazit

Cloud Computing hat den Sprung von einer Hype-Technologie in den Unternehmensalltag geschafft. Nach der anfänglichen Skepsis und Unsicherheit, erkennen Unternehmen aller Größen und Branchen das Potential und bekannte Dienst- und Inhaltanbieter entwickeln immer neue Cloud Computing Dienste, zum Beispiel Amazons S3 Service und Elastic Computing Cloud oder AT&Ts Synaptic Hosting Service.

Es zeigt sich jedoch auch immer deutlicher, dass traditionelle Netzwerkstrukturen und Bereitstellungsmodelle neue, innovative Anwendungen nicht mehr lange tragen können. Die Nutzer erwarten aber auch bei der mobilen Arbeit simplen Zugang und Flexibilität. In dieser neuen Ära benötigen Dienstanbieter eine fundamental andere Herangehensweise - weg vom heutigen Modell des einfachen Bereitstellens von Anwendungszugängen, hin zu intelligenten, automatisierten und dienstleistungsorientierten Netzwerken.

Die Infrastruktur wird sich weiterentwickeln müssen, um sich den durch Virtualisierung und Cloud Computing getriebenen Innovationen rasch anzupassen und aus den neuen Diensten Kapital schlagen zu können. Noch befindet sich Cloud Computing in der Entwicklungsphase, doch heutige Versäumnisse sind morgen nur schwer aufzuholen. (hal)