Der neue BlackBerry Storm 9500 soll den Business-Bereich so umkrempeln, wie es das iPhone bereits im Consumer-Bereich geschafft hat. Für unseren Test haben wir die zum Redaktionsschluss aktuellste Firmware installiert. Diese hat mehrere Schwachstellen der ursprünglichen Version behoben. Beispielsweise reagiert der Storm nun deutlich besser auf Eingaben als mit der Firmware 4.7.0.65, die bei der Auslieferung im Dezember installiert war.
Zentrales Element des BlackBerry Storm ist der große Touchscreen. Am unteren Ende finden sich vier Tasten, mit denen sich Gespräche an- und ablehnen, das Menü aufrufen oder Aktionen abbrechen lassen. Das Display selbst ist angenehm hell und kontrastreich. Es kann durchaus mit dem Bildschirm des iPhone mithalten. Der Storm reagiert zügig auf Eingaben, deutlich schneller als beispielsweise der HTC Touch Pro. Vergleicht man ihn allerdings mit dem Apple iPhone oder dem Google G1, ist der BlackBerry Storm langsamer. Abhilfe kann man hier schaffen, wenn man in den Einstellungen unter „Bildschirm/Tastatur“ den Wert für den Punkt „Ziehempfindlichkeit“ nach oben setzt.
Der BlackBerry Storm verfügt über einen Lagesensor. Kippt man das Smartphone seitlich, wechselt die Ansicht entsprechend. Nahezu alle Programme sind an Hoch- und Queransicht angepasst, Ausnahmen gibt es aber, beispielsweise lässt sich BrickBreaker nur hochkant spielen. Ein anderes Problem ist, dass der Sensor zu sensibel eingestellt ist. Man wechselt die Ansicht dadurch oft, ohne dass man dies eigentlich gewollt hat.
Beim ersten Einsatz bemerkt man gleich den größten Unterschied zum Apple-Handy: Drückt man auf das Display, gibt es mit einem „Klick“ nach – man erhält also ein wirkliches taktiles Feedback. In dieser Form haben wir das noch nicht gesehen, es ist, als fühlte man den Tastendruck. Nachteil dabei: Um einen Programmpunkt oder einen Buchstaben auszuwählen, muss man zweimal wählen. Zuerst fährt man über den entsprechenden Punkt, anschließend drückt man die Taste. Das ist anfangs ungewohnt, geht aber nach einiger Zeit schnell von der Hand.
Hochkant zeigt der Storm die Tastatur im SureType-Layout an, ähnlich dem BlackBerry Pearl. Hält man das Gerät quer, schaltet die Tastatur auf ein QWERTZ-Layout um. Ein längerer Druck auf einen Buchstaben schaltet zwischen Groß- und Kleinschreibung um. Um zusätzliche Versionen eines Buchstabens zu tippen, etwa Umlaute, bewegt man den Finger auf einen Buchstaben, drückt aber noch nicht. Ähnlich wie beim iPhone werden dann die entsprechenden Alternativen angezeigt. E-Mails und andere Texte lassen sich im Querformat gut schreiben, allerdings vertippt man sich doch relativ oft. Insgesamt kann der Touch-BlackBerry nicht mit einer richtigen Tastatur, etwa der des BlackBerry Bold, mithalten.
Ein weiterer Nachteil: Die getestete Vodafone-Version des BlackBerry Storm beherrscht zwar UMTS und HSDPA, allerdings kein WLAN. Laut Vodafone sei dies nicht notwendig, eine Umfrage unter UMTS-Nutzern habe ergeben, dass diese WLAN kaum nutzen würden. Inwieweit diese Aussage stimmt, sei dahingestellt. Einem High-End-Smartphone hätte WLAN in jedem Fall gut zu Gesicht gestanden, allein schon um im Ausland einen günstigen Internetzugang zu haben. An GPS haben die Entwickler dagegen gedacht, ein passendes Modul ist integriert.
Stark bei der Kommunikation, Schwächen beim Surfen
Die E-Mail-Funktionen des BlackBerry Storm deklassieren erwartungsgemäß die Konkurrenz. In Kombination mit einer passenden Infrastruktur kommen E-Mails schnell und problemlos auf dem Gerät an.
Kombiniert mit einem BlackBerry Enterprise Server erhalten Nutzer zusätzlich Zugriff auf Kontakte und die Terminplanung. Aber auch die abgespeckte Version des BlackBerry Internet Service (BIS), der etwa von Vodafone angeboten wird, liefert E-Mails schnell und zuverlässig ab. Im Test ließ sich der BlackBerry Storm auch einwandfrei an dem kostenlosen BlackBerry Unite-Server betreiben.
Schlechter sieht es dagegen beim Internet aus. Auch wenn der Browser des Storm gut ist und Opera Mini als Alternative zur Verfügung steht: Der Safari-Browser des iPhones wird nicht erreicht. Vor allem die Multi-Touch-Bedienung samt Zwei-Finger-Zoom des iPhones fehlt dem Surfer. Wie beim iPhone ist zwar ein Youtube-Player installiert, ein kompletter Flash-Player fehlt allerdings. Hier verspricht Adobe aber Abhilfe: Bis 2010 soll es für das BlackBerry-Betriebssystem einen nativen Flash-Client geben.
Die App World – Programmkatalog für den Storm
Künftig sollen BlackBerry-Nutzer eine zentrale Anlaufstelle für Anwendungen finden, ähnlich dem AppStore von Apple. Geplant ist diese unter dem Namen App World; die Download-Plattform findet sich derzeit in der Beta-Phase. Eine Vorabversion des Softwareverzeichnisses ist bereits auf dem Storm vorinstalliert. Hier finden sich vor allem Clients für verschiedene Instant-Messaging-Systeme oder etwa die Client-Anwendung für Google Maps. Die Anwendungen lassen sich problemlos aus dem Client heraus auf dem Storm installieren.
Derzeit gibt es die Anwendungen zwar auch schon zum Download, noch sind sie aber über verschiedene Webseiten verteilt. Hier wäre ein zentrales Repository ein deutlicher Fortschritt. Aktuell ist allerdings nur ein Bruchteil der Anwendungen für BlackBerrys enthalten. Es bleibt abzuwarten, wie die Entwicklergemeinde die App World annimmt und wie kompliziert RIM den Zugang gestaltet. Problematisch könnten die Preisvorstellungen von RIM werden. Denn wenn eine Applikation nicht gratis ist, wird sie mindestens 2,75 Euro kosten. Der Kauf von Applikationen wird über die eBay-Tochter PayPal abgewickelt. Gekaufte Programme lassen sich nicht auf einer SD-Karte speichern oder von dieser starten.
Multimedia
RIM hat die Multimedia-Fähigkeiten des Storm deutlich hervorgehoben. Und tatsächlich kann sich das Gerät sehen lassen. Videos werden ruckelfrei und gestochen scharf wiedergegeben, auch Audio-Dateien lassen sich bequem abspielen. Problematisch können lediglich Dateien mit DRM-Schutz sein. Wurde Musik beispielsweise bei iTunes oder bei Napster gekauft, lässt sie sich nicht auf dem Storm abspielen. Vodafone bietet allerdings mit Vodafone Live Music einen eigenen Shop an, über den man auch direkt vom Stom aus zugreifen kann.
Speicher steht dafür ausreichend zur Verfügung. Der interne Speicher lässt sich bequem über microSD-Karten erweitern; bis zu 16 GByte sind hier möglich. Vodafone bietet die entsprechende Speicherkarte wahlweise im Paket mit an.
Praktisch ist, dass RIM beim Audio-Anschluss nicht auf Sonderformate setzt. Denn anders als beispielsweise bei HTC kommt ein Standard-3,5-mm-Klinkenanschluss zum Einsatz; es lassen sich also auch hochwertige Kopfhörer ohne zusätzlichen Adapter anschließen.
Lauf- und Ladezeit
Vergleicht man die Laufzeit des Storm mit anderen BlackBerrys, merkt man schnell: Der große Touchscreen fordert seinen Tribut. Der mitgelieferte Akku mit 1380 mAh hielt in unserem Dauertest 449,21 Minuten durch, also etwa 7,5 Stunden. Damit liegt der Storm in der Laufzeit zwar hinter allen anderen BlackBerrys, ist aber dennoch ein Langläufer unter den aktuellen Touch-Screen-Smartphones. Zum Vergleich: Das iPhone hielt unter gleichen Testumständen vier Stunden durch, das Google G1 war nach 3,5 Stunden leer, und der HTC Touch Pro brachte es auf sechs Stunden. Der Wert deckt sich mit den Erfahrungen aus der Praxis. Wird der BlackBerry Storm intensiver für Online-Dienste und E-Mails genutzt, muss er einmal am Tag an die Steckdose.
Für unseren Dauertest nutzen wir das leistungshungrigste Szenario. Die Bildschirmbeleuchtung war auf 100 Prozent eingestellt, zusätzlich waren die Datendienste aktiv. Über den Unite-Server wurde das Smartphone regelmäßig mit neuen E-Mails versorgt. Zusätzlich musste der Storm so lange die Kalenderansicht neu aufbauen, bis der Akku leer war.
Im Alltagseinsatz wird man hier sicherlich einiges an Energie einsparen können. Vor allem die Datenverbindung über 3G erweist sich als wahrer Stromfresser. Wann immer möglich, sollten Sie daher auf EDGE setzen.
Tabelle: Der BlackBerry Storm 9500 im Überblick
Prozessor |
Qualcomm |
Speicher |
ROM: 1024 MByte |
Erweiterungs-Slot |
MicroSD |
Display |
480 x 360 Bildpunkte |
Größe |
112,5 x 62,2 x 13,95 mm |
Gewicht |
155 Gramm inklusive Akku |
Akku |
1400 mAh |
Mobilfunk |
GSM / GPRS / EDGE / UMTS / HSDPA |
WLAN / GPS |
nein / ja |
Bluetooth |
ja, 2.0 Profile u. a.: mono/stereo headset, handsfree, phone book access profile, serial port profile |
Schnittstelle |
Micro-USB |
Synchronisation |
BlackBerry Desktop, BIS, BES, Unite |
Betriebssystem |
RIM OS |
Getestete Firmware |
4.0.7.109 |
Hersteller |
|
Preis (voraussichtlich) mit Vertrag |
Vodafone: ab 99 Euro, ab 129 Euro mit 16 GByte Speicherkarte |
ohne Vertrag |
Etwa 520 Euro |
Vertrieb |
Fazit: iPhone-Alternative für Business-Nutzer
Der Storm ist, zumindest im Business-Bereich, eines der besten Smartphones mit Touch-Bildschirm. Dennoch unterliegt er dem iPhone in verschiedenen Disziplinen, die in erster Linie mit Unterhaltung, zusätzlichen Anwendungen und Web-Surfen zu tun haben. Allerdings deklassiert RIM Apples Smartphone vor allem in seinen Stammdisziplinen E-Mail und Verwaltbarkeit mit Leichtigkeit. Und auch die Akku-Laufzeit spricht für den BlackBerry. Dafür müssen Nutzer auf WLAN verzichten – in dieser Preisklasse ist das für ein High-End-Smartphone enttäuschend.
Wie jedes RIM-Smartphone integriert sich auch der BlackBerry Storm in eine bestehende Infrastruktur, aktuelle Versionen des BlackBerry-Servers vorausgesetzt. Zeitaufwendige Workarounds oder zusätzliche Software wie beim iPhone sind nicht notwendig. Wer also auf den Coolness-Faktor des iPhones verzichten kann und Standardschnittstellen, wechselbare Speicherkarten und eine ausgezeichnete Verwaltbarkeit vorzieht, der sollte sich den Storm ansehen. Er erhält ein modernes Smartphone, das mit einem cleveren Bedienkonzept aufwartet und sich auch im Multimedia-Bereich nur wenige Schwächen erlaubt. (mja)
Alternative 1: Der BlackBerry Bold
Das aktuelle High-End-Gerät von RIM ist der BlackBerry Bold. In diesem Smartphone steckt nahezu alles, was derzeit an Technologie machbar und sinnvoll ist. Zusätzlich verfügt der Bold über einen brillanten Bildschirm. Den Test lesen Sie hier.
Alternative 2: Das iPhone
Zum iPhone sollten Sie greifen, wenn Sie zwar auf die Management-Features, aber nicht auf den besten Touchscreen im Markt verzichten wollen. Das iPhone ist ein großartiges Smartphone mit intuitiver Steuerung – es sollte aber trotz einiger Business-Funktionen eher als privates Handy verwendet werden. Den passenden Test finden Sie hier.
Alternative 3: Das Sony Ericsson Xperia X1
Mit dem Xperia X1 liefert Sony Ericsson eins der besten Smartphones auf Windows-Mobile-Basis ab. Das Gerät ist arbeitet flink, sieht gut aus und verfügt über alle aktuellen technischen Features. Ein besonderes Highlight sind die auswechselbaren Oberflächen. Mehr zum X1 lesen Sie hier.