Das Fritz!Box-Telefon

Billiger telefonieren: Die Fritz!Box als Least Cost Router

27.01.2006 von Albert Lauchner
Wer heute noch über die Telekom telefoniert, ist selbst schuld. Durch das simple, aber lästige Voranstellen einer Call-by-Call-Vorwahl lassen sich die Telefonkosten mehr als halbieren. Doch mit wenigen Mausklicks schalten Sie eine versteckte Funktion der Fritz!Box frei, die diese Aufgabe ab dann vollkommen automatisch für Sie erledigt.

Ein Mal telefonieren mit der Freundin im Nachbarort? Macht 4,9 Cent pro Minute. Ins Mobilnetz? Dann sind 22,8 Cent pro Minute fällig. Und ins Nachbarland Polen? Hierfür berechnet die Deutsche Telekom sagenhafte 24,6 Cent pro Minute. Setzt man vor die polnische Vorwahl aber die fünf magischen Ziffern 01050 einer Call-by-Call-Vorwahl, ist selbst das Auslandsgespräch zum neuen EU-Mitglied plötzlich für 1,7 Cent die Minute möglich.

Bei dieser Preispolitik ist es kein Wunder, dass immer mehr Leute die Telekom meiden und die T-Com-Festnetzsparte über rückläufige Einnahmen klagt. Das günstige Telefonieren über Call-by-Call hat sich flächendeckend durchgesetzt. Und VoIP holt jetzt zum nächsten Schlag aus.

Mitunter wird es aber anstrengend: Welche Vorwahl ist gerade die günstigste, soll man über VoIP oder Call-by-Call telefonieren, haben sich die Preise schon wieder geändert? Doch wer zu Hause eine AVM Fritz!Box hat, kann sich diese Fragen ab jetzt sparen. Denn Deutschlands beliebtester DSL-Router enthält – gut versteckt – einen so genannten Least Cost Router (LCR). Dieser weiß immer, welches gerade die günstigste Methode für das jeweilige Telefonat ist und leitet das Gespräch dementsprechend um. Ein Mal freigeschaltet und eingerichtet, muss man sich nie mehr um lästige Details kümmern, sondern telefoniert immer zu den bestmöglichen Konditionen.

Im folgenden Beitrag lesen Sie zunächst einige interessante Details zum deutschen Telefon- und DSL-Markt und zur Fritz!Box. Weiter erfahren Sie, wie Sie mit einfachen Mitteln ihre Telefonkosten durch Wahlregeln drastisch senken. Und dann geht es ans Eingemachte: das Freischalten des vollwertigen LCR-Moduls in der AVM Fritz!Box, komplett mit automatischen Tarif-Updates aus dem Internet und die Integration von VoIP und Call-by-Call.

Dieser Artikel ist der dritte Teil unseres großen Specials zu AVMs DSL-Router. Obwohl der Least Cost Router völlig unabhängig von den in den ersten beiden Teilen beschriebenen Erweiterungen ist, empfehlen wir Ihnen dennoch, zumindest die ersten sechs Seiten des Beitrags Tuning und Hacks für die Fritz!Box vorab zu lesen. Zu den speziellen Problemen bei DSL-Vollanschlüssen mit Telefon-Flatrate bietet der Beitrag Billiger telefonieren trotz Flatrate vom Dezember 2009 wertvolle Tipps.

TecChannel Special zur AVM Fritz!Box

Teil 1: Tuning und Hacks für die Fritz!Box

Teil 2: Fritz!Box-Hack: Computer über das Internet starten und fernsteuern

Teil 3: Die Fritz!Box als Least Cost Router

Teil 4: VPN-Direktkopplung mit der Fritz!Box

Teil 5: Rettung für die defekte Fritz!Box

Teil 6: Eigene Firmware mit Freetz erstellen

Teil 7: Billiger telefonieren trotz Flatrate

Call-by-Call- und VoIP-Geschäftsmodelle

Seit der Deregulierung des Telefonmarkts haben sich die Call-by-Call-Anbieter einen gehörigen Marktanteil gesichert. Deren Geschäftsmodell ist jedoch hart am Limit kalkuliert, denn die Deutsche Telekom besitzt fast überall noch die Hoheit über die letzte Meile. Für jedes Telefonat, das ein Anrufer über Call-by-Call führt, verlangt der Ex-Monopolist 0,5 Cent pro Minute für das so genannte Terminierungsentgelt. Dafür leitet er das Gespräch innerhalb der Ortschaft vom Kunden zur Ortsvermittlungsstelle, wo der alternative Telefonanbieter die Daten übernehmen und auf seiner Leitung quer durch Deutschland zur Ortsvermittlung des Angerufenen transportieren darf. Dort angekommen, sind erneut 0,5 Cent pro Minute für die Telekom fällig, die das Gespräch beim Empfänger abliefert.

Will der Call-by-Call-Anbieter kostendeckend arbeiten, muss er deutlich über einen Cent pro Minute verlangen. Günstigere Preise dienen oft nur als Lockangebot und werden in einer Mischkalkulation gegengerechnet. So wirbt etwa Arcor mit Call-by-Call für 0,87 Cent/Min. deutschlandweit. Doch wer nicht das schmale Zeitfenster von 19 bis 21 Uhr nutzt, sondern tagsüber mit Arcor Call-by-Call telefoniert, zahlt mit 4,5 Cent/Min. den fünffachen Preis und befindet sich wieder auf Telekom-Niveau.

VoIP-Anbieter können Gespräche generell 0,5 Cent/Min. günstiger anbieten. Denn der Anrufer überträgt die Sprachdaten über seine DSL-Leitung ohne das sonst fällige Terminierungsentgelt in das Netz des Betreibers. Der Anbieter leitet die Daten dann über sein IP-Netz zur Ortsvermittlung des Gesprächsziels. Erst dort fallen einmalig 0,5 Cent/Min. an Terminierungsentgelt für die Telekom an, die das Gespräch über die letzte Meile zustellt. So sind kostendeckende VoIP-Gebühren ab 1 Cent/Min. möglich.

Aber auch bei VoIP lauert die Kostenfalle, über die sich die Anbieter finanzieren. So fordert Deutschlands größter VoIP-Anbieter 1&1 zwar deutschlandweit nur 1 Cent/Min. Doch Handys sind erst ab 22,9 Cent, das Nachbarland Tschechien etwa für 19 Cent die Minute erreichbar. Mit Call-by-Call kostet das Gespräch in das mobile Netz unter 10 Cent/Min., mit Tschechien spricht man für 1,6 Cent/Min.

Anmerkung: Die Preisbeispiele in diesem Artikel beziehen sich auf den Stand von Januar 2006. Zu den speziellen Problemen bei DSL-Vollanschlüssen mit Telefon-Flatrate bietet der Beitrag Billiger telefonieren trotz Flatrate vom Dezember 2009 wertvolle Tipps.

AVM und die LCR-Zwickmühle

Scheinbar setzen viele Call-by-Call- und VoIP-Anbieter auf eine Mischkalkulation. Sie werben mit Kampfpreisen und verdienen an unachtsamen Gewohnheitsmenschen, die den Service auch außerhalb der Schnäppchenzeiten und nach kurzfristigen Preisänderungen nutzen.

Seit Jahren gibt es aber mit Least Cost Routern (LCR) ein probates Mittel, die Anbieter auszuhebeln und viel Geld zu sparen. LCR finden sich typischerweise als Teilmodule in besseren Telefonanlagen. Sie nutzen Tabellen, die je nach Uhrzeit und Vorwahlbereich den günstigsten Anbieter aufführen und leiten die Gespräche darüber um. Auch AVM hat LCR in viele ihrer ISDN-Telefonanlagen integriert. Bis vor drei Jahren machten die TK-Anlagen noch das Hauptgeschäft der Berliner Firma aus.

Inzwischen bestreitet AVM jedoch einen nicht unerheblichen Teil des Geschäfts mit ihrem DSL-Router Fritz!Box. Mit ein Grund für den Erfolg ist die hervorragende Verschmelzung von DSL mit Analog-, ISDN- und VoIP-Telefonie. Kaum ein Telefonie-Feature, das die Box nicht beherrscht. Selbst ein interner ISDN-Bus steht bereit, auch wenn die Fritz!Box nur am analogen Telekom-Netz angeschlossen ist. Lediglich ein vernünftiger Least Cost Router fehlt bislang in der Box.

Dies ist jedoch nicht verwunderlich. Denn große Stückzahlen der Fritz!Box laufen über DSL-Anbieter wie 1&1, Freenet, Strato und GMX, die den AVM-Router stark subventioniert beim Vertragsabschluss beipacken. Und an einem Least Cost Router im DSL-Modem haben diese Provider nun wirklich kein Interesse: Einerseits will man mit VoIP ja gerade den klassischen Telefonieanbietern das Geschäft abgraben und ihnen nicht auch noch Umsatz zuspielen. Andererseits versucht man zudem, durch eine geschickt getarnte Mischkalkulation mit VoIP auch noch Geld zu verdienen.

LCR für Anfänger

Doch in den Fritz!Box-Fon-Modellen findet sich bei genauerem Hinsehen etwas, das sich auch ohne Eingriff in die Software des DSL-Routers als einfache Version eines LCR zweckentfremden lässt: die Telefonie-Wahlregeln. Bevor wir näher auf den „echten“ Least Cost Router eingehen, geben wir zunächst ein paar Tipps, wie Sie allein mit den Wahlregeln Ihre Telefonkosten halbieren können.

Wenn Sie sich per Browser auf Ihre Box einloggen, finden Sie im Menüpunkt Telefonie den Unterpunkt Wahlregeln. Dort können Sie definieren, welche Telefonnummernkreise über welche Vorwahl oder auch über VoIP angerufen werden sollen. Zwar steht Ihnen keine zeitliche Staffelung wie bei einem echten LCR zur Verfügung. Doch wenn man in die Wahlregeln Call-by-Call-Provider einträgt, die rund um die Uhr günstig sind, lässt sich bereits einiges sparen.

Bei Ortsgesprächen berechnet die Telekom tagsüber 3,9 Cent/Min. und 1,5 Cent/Min. nachts sowie am Wochenende. Will man im Ortsbereich sparen, klicken Sie auf den Button Anbietervorwahlen einstellen und tragen bei Globale Anbietervorwahl die 01079 ein. Ab sofort läuft jedes Telefonat, das nicht durch weitere Regeln umgeleitet wird, über diesen Anbieter. Zur Nebenzeit sparen Sie sich bei Ortsgesprächen durch diesen Anbieter zwar nur recht wenig. Doch tagsüber sinken die Gebühren für das Ortsgespräch auf weniger als die Hälfte (1,8 Cent/Min.).

Die hier angegebenen Vorwahlnummern entsprechen den persönlichen Vorlieben des Autors. Sie sind nicht immer die günstigsten, haben sich aber für diesen Einsatz bewährt. Prüfen Sie bitte regelmäßig, ob sich Tarife geändert haben und andere Anbieter für Sie vorteilhafter sind. Auch verzichtet der Autor bewusst auf VoIP, da seine Frau in einigen Fällen mit der Sprachqualität nicht einverstanden war.

Weitere Nummernkreise

Als Weiteres bietet es sich an, eigene Wahlregeln für Ferngespräche und Telefonate ins Mobilnetz sowie ins Ausland festzulegen. Tragen Sie dafür zunächst bei den Anbietervorwahlen die dafür in Frage kommenden Call-by-Call-Anbieter aus unserem Screenshot ein.

Anschließend können Sie Wahlregeln definieren, die die Fritz!Box abweichend von der globalen Anbietervorwahl verwendet. Legt man wie in folgendem Bild gezeigt den Nummernkreis 00 auf die 01081, sinken die Gebühren bei Auslandsgesprächen dramatisch. Das europäische Ausland ist über diese Vorwahl für 2 bis 3 Cent/Min. erreichbar. Für unser Beispiel Polen fällt der Preis von 24,9 Cent/Min. bei der Telekom durch diese Wahlregel auf 2,4 Cent/Min., also auf ein Zehntel.

Die Regeln auf der vorangegangenen Seite definieren weitere Vorwahlen für den Anruf ins Mobilnetz und für Ferngespräche. Im Schnitt lassen sich mit den aufgeführten Einstellungen rund 50 Prozent der Telefonkosten einsparen.

Vollwertiger Least Cost Router für die Fritz!Box

Die über die Fritz!Box-Konfiguration erreichbaren Wahlregeln reduzieren die Telefonkosten zwar erheblich, reizen das Potenzial aber bei weitem nicht aus. Ein echter LCR sollte auch zeitgesteuert über den Tag verteilt die günstigsten Tarife kennen. Zudem sollte er seine Tariftabellen automatisch über das Internet stets aktuell halten.

Angestachelt von einem Thread bei ip-phone-forum.de hat sich vor einigen Monaten der LCR-Spezialist Harald Becker des Problems angenommen. Becker betreibt mit viel Engagement die Website www.Telefon-Sparbuch.de. Diese bietet nicht nur einen Online-Tarifrechner, mit dem sich der momentan günstigste Call-by-Call-Anbieter für ein Gespräch ermitteln lässt. Als besonderen Service kann man von der Website auch für viele Telefonanlagen die passenden LCR-Dateien individuell konfigurieren und downloaden.

Becker analysierte zunächst die Wahlregeln, die man über das Webinterface der Fritz!Box, wie auf den vorangegangenen Seiten beschrieben, eingeben kann. Zu seiner großen Überraschung legte die Fritz!Box diese Regeln in einer umfangreichen LCR-Tabelle ab, wie sie auch die ISDN-TK-Anlagen von AVM nutzen. Darin kann stündlich und getrennt für Werktage und Wochenende der günstigste Provider für fast beliebig viele Vorwahlzonen gespeichert werden. Mehr noch: Auch ein Fallback im Fehlerfall findet in der Fritz!Box-Tabelle noch Platz. Und das Beste daran: Ist die LCR-Tabelle mit den passenden Werten gefüllt, wird sie von der Fritz!Box ohne jegliche Modifikation bei Telefonaten korrekt ausgewertet.

Bewährte Software

AVM nutzt bei der Auswertung der wenigen offen zugänglichen Wahlregeln dasselbe Software-Modul, das sich auch schon bei den ISDN-TK-Anlagen bewährt hat. Nur bestand scheinbar kein Grund, dessen Möglichkeiten auch wirklich auszunutzen. Für Becker vereinfachte dies die Entwicklung eines echten Least Cost Routers für die Fritz!Box jedoch ungemein. Im Prinzip musste er „nur“ noch folgende Aufgaben lösen:

Inzwischen hat Becker all die kleinen und großen Probleme rund um den Fritz!Box-Least-Cost-Router gelöst. Im Folgenden beschreiben wir, wie Sie die Software auf Ihrer Fritz!Box installieren. Wenn Sie nur den LCR benötigen, läuft dies auf wenige Mausklicks hinaus. Soll der LCR zusammen mit unserem FTP- und SSH-Server aus den ersten beiden Teilen der Artikelserie laufen, müssen Sie selbst Hand anlegen und ein Start-Script um sieben Zeilen erweitern.

Der LCR läuft derzeit nur im Zusammenspiel mit der originalen AVM-Firmware auf allen Fritz!Box-Versionen, die die Telefonieunterstützung anbieten. Sollten Sie echte Mods (also nicht nur unsere dynamisch nachgeladenen Programme, sondern selbst kompilierte Firmware) einsetzen, raten wir vom Gebrauch ab. Lediglich der beliebte Danisahne-Mod soll laut Becker inzwischen mit dem LCR problemlos zusammenarbeitet.

Wir bitten Sie, sich bei Problemen an unser tecCHANNEL-Forum und das von www.ip-phone-forum.de zu wenden. AVM lehnt jede Hilfestellung ab und war bereits wegen der ersten beiden Teile unserer Fritz!Box-Serie auf Grund des „erhöhten Support-Aufwands“ nicht besonders erfreut.

Installation des LCR-Moduls

Achtung, die Informationen auf den nächsten vier Seiten sind teilweise veraltet. Den aktuellen Download und eine Installationsanleitung finden Sie auf http://lcr.telefonsparbuch.de/tmpl/calc/telephone/lcr/info/fritzbox_lcrupdater_download.htm direkt auf www.telefon-sparbuch.de. Ein Update der kompletten Fritz!Box Artikelserie erfolgt demnächst.

Ebenso wie bei allen anderen bislang vorgestellten Erweiterungen ist der Dreh- und Angelpunkt für Erweiterungen der Fritz!Box die Datei debug.cfg im Verzeichnis /var/flash. Diese Datei liegt im Flash-Speicher der Box und kann manuell mit einem Editor oder durch das Einspielen einer externen Datei verändert werden. Ihr Inhalt bleibt auch nach einem Stromausfall und selbst bei einem Firmware-Update erhalten und wird bei jedem Reboot der Box abgearbeitet.

Die debug.cfg wird zur Installation des LCR lediglich um folgende Zeilen erweitert:

/bin/update_led_on
while !(ping -c 1 lcr.telefonsparbuch.de); do sleep 5; done;
wget -qO /var/tmp/tsbinstaller http://lcr.telefonsparbuch.de/software/fritzbox/ xrelease_lcr_updater_installer
chmod 755 /var/tmp/tsbinstaller
/var/tmp/tsbinstaller
/bin/update_led_off
/var/tmp/tsb/tsbdaemon &

Bitte beachten Sie: Aus technischen Gründen befinden sich in der Textansicht und im PDF Leerzeichen in der URL in Zeile 3. Die korrekte URL lautet http://lcr.telefonsparbuch.de/software/fritzbox/xrelease_lcr_updater_installer

Das Script schaltet die Info-LED der Box ein und wartet, bis eine Internet-Verbindung besteht. Anschließend wird das LCR-Installations-Script von http://lcr.telefonsparbuch.de/software/fritzbox/xrelease_lcr_updater_installer heruntergeladen und ausgeführt. Hat dieses alle nötigen Erweiterungen durchgeführt, schaltet sich die Info-LED wieder aus und der Telefon-Sparbuch-Daemon wird gestartet. Dieser kümmert sich ab dann vollautomatisch um die Aktualisierung der Tariftabellen.

Klingt einfach, doch wie bekommen Sie dieses Script in die debug.cfg Ihrer Box? Bei einer noch jungfräulichen Box reduziert sich der Aufwand, wie auf der nächsten Seite beschrieben, auf wenige Mausklicks. Bei einer modifizierten Fritz!Box ist, wie auf der übernächsten Seite geschildert, ein manueller Eintrag mittels des Editors nvi nötig.

Vollautomatische Installation auf einer Original-Fritz!Box

Haben Sie Ihre Fritz!Box bislang noch nicht erweitert und benötigen Sie auch keinen telnet-, ftp- und ssh-Zugang, hat Becker für Sie eine komfortable Installationsdatei bereitgestellt. Diese erledigt die Installation des LCR-Moduls mit wenigen Mausklicks.

Laden Sie dazu zunächst von www.Telefon-Sparbuch.de/fritzbox.html die Installationsdatei auf Ihren Rechner. Klicken Sie dazu im Punkt „Installation“ mit der rechten Maustaste auf den Link „TelefonSparbuch_LCR_Updater.tar“ und wählen Sie „Ziel speichern unter“. Diese Datei dürfen Sie nicht entpacken, sondern müssen sie lediglich auf der Festplatte Ihres PCs ablegen.

Öffnen Sie dann mit einem Browser die Konfiguration der Fritz!Box und wechseln Sie zum Punkt System/Firmware-Update. Updaten Sie die Box dann mit der soeben heruntergeladenen Datei auf Ihrem Rechner. Keine Angst: Wie schon im Teil 1 beschrieben, wird dabei keine Software auf der Fritz!Box verändert, sondern lediglich die Startdatei debug.cfg um das vorher beschriebene Script ergänzt. Daher sollte Sie auch die Meldung „Das Firmware-Update ist fehlgeschlagen. Kein Fehler“ nicht beunruhigen, da sie im Prinzip ja richtig ist.

Mit diesen wenigen Mausklicks ist das LCR-Modul auf Ihrer Fritz!Box schon installiert. Wenn Sie den LCR wieder entfernen wollen und keinen direkten telnet-Zugang zur Box haben, spielen Sie auf dem oben beschriebenen Weg einfach eine Deinstallationsdatei als Firmware-Update ein. Diese stellt Becker ebenfalls unter www.Telefon-Sparbuch.de/fritzbox.html als „TelefonSparbuch_LCR_deinstallation.tar“ zum Download für Sie bereit.

Sollte es zu dem unwahrscheinlichen Fall kommen, dass beim Einrichten des LCR-Updates ein Fehler auftritt, so kann der Installationsvorgang abgebrochen werden, indem man das DSL-Kabel von der Box abzieht. Dann kann man mit der Deinstallationsdatei seine Box wieder in den ursprünglichen Zustand versetzen. Es empfiehlt sich daher, die Software prophylaktisch schon vorab herunterzuladen und auf der Festplatte des PCs zu speichern.

Manuelles Einbinden bei modifizierter Fritz!Box

Wer unsere Serie bislang aktiv mitverfolgt hat und sich bereits einen telnet-Zugang zur Box geschaltet hat, sollte die manuelle Installationsmethode bevorzugen. Laut Becker soll aber das Einbinden per Mausklick auch mit einer bereits modifizierten debug.cfg problemlos funktionieren.

Die manuelle Erweiterung der debug.cfg stellt kein großes Problem dar: Einloggen per telnet, mit nvi die Startdatei /var/flash/debug.cfg am Ende um die sieben Zeilen des Scripts der vorangegangenen Seite erweitern und dann die Box mit /sbin/reboot neu starten. Eine Kurzeinführung in nvi finden Sie auf den ersten zwei Seiten unseres Beitrags Crash-Kurs: Arbeiten mit vi. nvi ist lediglich ein Wrapper rund um den Linux-Editor vi, da sich Dateien im Flashspeicher nicht direkt bearbeiten lassen. Er erzeugt eine temporäre Kopie der Datei im RAM unter /var/tmp, öffnet diese mit vi und schreibt am Ende die editierte Datei nach /var/flash zurück.

Noch ein weiterer Tipp zum leichteren Arbeiten mit telnet: Öffnen Sie am besten gleich zwei telnet-Fenster und arbeiten Sie im zweiten. Denn in das erste Fenster schreibt die Box mitunter Statusmeldungen, die den Bildschirminhalt überschreiben und so das Arbeiten erschweren.

Der Clou: Einbindung in den Webserver

Das soeben in den Startprozess eingebundene Script erfüllt zwei Aufgaben. Zum einen startet es den tsbdaemon. Dieser prüft stündlich, ob sich die Tarifinformationen geändert haben und erneuert gegebenenfalls die Wähltabelle in der Fritz!Box.

Zuvor ruft das Script aber noch die Datei tsbinstaller aus dem Web ab, die es in sich hat. Denn das darin enthaltene Script verbiegt die HTML-Struktur der Fritz!Box derart, dass die neuen Konfigurations- und Statusseiten des LCR vom Webserver der Fritz!Box angezeigt werden.

Wenn Sie sich mit Ihrem Webbrowser auf den Fritz!Box-Konfigurationsseiten befinden, genügt ab sofort die Eingabe der Adresse fritz.box/tsb.htm, um die Konfiguration des LCR-Moduls zu starten. Durch die Integration in die Webstruktur der Fritz!Box hat die LCR-Konfiguration Zugang zu allen Statusinformationen und Systemdateien der Box.

Für interessierte Leser haben wir das Script abgebildet, mit dem Becker eigene Seiten in die HTML-Struktur der Fritz!Box einbindet. Durch symbolische Links und mount-Befehle leitet er das Root-Verzeichnis des Webservers aus dem statischen Speicher der Fritz!Box in eine Kopie im RAM um. Dadurch kann er dann eigene Webseiten unter fritz.box/tsb.htm vom Webserver der Box ausgeben lassen.

#!/bin/sh
# Fritz!Box WWW Seiten erweitern
# Copyright 2006 by Harald Becker - www.Telefonsparbuch.de

# Verzeichnisstruktur:
# /usr/www: html -> /var/html
# /var : html -> /usr/www/1und1
# /usr/www/1und1: html -> /usr/www/all/html
# /usr/www/1und1/cgi-bin -> ../../cgi-bin

TSBserver="lcr.telefonsparbuch.de"
TSBurl="http://$TSBserver/software/fritzbox"
TSBfile="xrelease_lcr_updater.tar"

echo "TSB: TSB Verzeichnisse anlegen"
for DIR in /var/tmp/tsb /var/tmp/tsb/data /var/tmp/tsb/www /var/tmp/tsb/www/htmltsb /var/tmp/tsb/www/cgi-bin /var/tmp/tsb/www/cgi-bin/tsb; do
echo "TSB: mkdir -m 777 $DIR"
if [ ! -d $DIR ]; then mkdir -m 777 $DIR; fi
done

echo "TSB: Verbindung zum Server testen (ping $TSBserver)"
while !(ping -c 1 $TSBserver); do sleep 5; done

echo "TSB: Lade LCR Updater Packet: $TSBurl/$TSBfile"
wget -qO /var/tmp/tsb.tar "$TSBurl/$TSBfile"

echo "TSB: TAR Archiv auspacken"
tar -C /var/tmp -xf /var/tmp/tsb.tar

echo "TSB: nicht mehr benötigte Dateien löschen"
echo "rm -f /var/tmp/tsb.tar"
rm -f /var/tmp/tsb.tar

echo "TSB: Dateirechte setzen"
chmod -R 444 /var/tmp/tsb/www/*

chmod 755 /var/tmp/tsb/www/cgi-bin
chmod 755 /var/tmp/tsb/www/cgi-bin/tsb

chmod 755 /var/tmp/tsb/*
chmod 755 /var/tmp/tsb/www/cgi-bin/tsb/*

basedir="/var/tmp/tsb/www"

echo "TSB: Links zu Originaldateien erstellen"
for file in /usr/www/cgi-bin/*; do
if [ "${file#/usr/www/cgi-bin/system_status}" = "$file" ]; then
destfile="${file##/usr/www/cgi-bin/}"
echo "TSB: cp $file $basedir/cgi-bin/$destfile"
cp $file $basedir/cgi-bin/$destfile
chmod 555 $basedir/cgi-bin/$destfile
fi
done

echo "TSB: ln -s /usr/bin/system_status $basedir/cgi-bin/system_status"
rm -f $basedir/cgi-bin/system_status
ln -s /usr/bin/system_status $basedir/cgi-bin/system_status

echo "TSB: ln -s /usr/www/html $basedir/html";
ln -s /usr/www/html $basedir/html

for name in 1und1 1und1/cgi-bin avm avm/cgi-bin; do
echo "TSB: create dir: $basedir/$name"
mkdir -m 777 "$basedir/$name"
done

# mount setzen
echo "TSB: binde original Webseitenstruktur ein"
for name in 1und1 avm; do
echo "TSB: mount -o bind $basedir/$name /usr/www/$name"
mount -o bind $basedir/$name /usr/www/$name

echo "TSB: ln -s /usr/www/all/html/index.html $basedir/$name/index.html"
ln -s /usr/www/all/html/index.html $basedir/$name/index.html

echo "TSB: ln -s /usr/www/all/html $basedir/$name/html"
ln -s /usr/www/all/html $basedir/$name/html

echo "TSB: ln -s /var/tmp/tsb/www/cgi-bin/tsb/_index.html /var/tmp/tsb/www/$name/tsb.htm"
ln -s /var/tmp/tsb/www/cgi-bin/tsb/_index.html /var/tmp/tsb/www/$name/tsb.htm


echo "TSB: ln -s /var/tmp/tsb/www/cgi-bin/tsb/_index.html /var/tmp/tsb/www/$name/tsb.html"
ln -s /var/tmp/tsb/www/cgi-bin/tsb/_index.html /var/tmp/tsb/www/$name/tsb.html

echo "TSB: ln -s /var/tmp/tsb/www/htmltsb /var/tmp/tsb/www/$name/htmltsb"
ln -s /var/tmp/tsb/www/htmltsb /var/tmp/tsb/www/$name/htmltsb
done

echo "mount -o bind /var/tmp/tsb/www/cgi-bin /usr/www/cgi-bin"
mount -o bind /var/tmp/tsb/www/cgi-bin /usr/www/cgi-bin

for name in 1und1/cgi-bin avm/cgi-bin; do
for file in $basedir/cgi-bin/*; do
destfile=${file##$basedir/cgi-bin/}
echo "TSB: ln -s ../../cgi-bin/$destfile /var/tmp/tsb/www/$name/$destfile"
ln -s ../../cgi-bin/$destfile /var/tmp/tsb/www/$name/$destfile
done
done
echo "TSB: install done."

Erste Konfiguration des LCR

Wenn Sie nach der Installation das erste Mal auf Ihrer Fritz!Box die Seite fritz.box/tsb.htm aufrufen, sollten Sie in den Unterpunkt „Konfiguration“ wechseln. Dort finden Sie ein umfangreiches Menü, über das Sie einmalig ihr persönliches LCR-Profil konfigurieren müssen.

Der LCR-Router in der Fritz!Box unterstützt 82 unabhängige Tarifzonen mit stündlich wechselnden Anbietern und einer Unterscheidung von Werktag und Wochenende. Die Zonen sind in zwei Blöcke unterteilt: Im ersten Block tragen Sie die besonders wichtigen Tarifzonen wie etwa die deutschen Bereiche Ort, Regional, Fern und Mobil und bis zu 28 Länder, in die Sie häufig telefonieren, ein. Sollte das noch nicht genügen, können Sie in einem zweiten Block weitere 50 Tarifzonen angeben, die die Fritz!Box ebenfalls auswertet, aber dafür etwas mehr Rechenzeit benötigt.

Auf der Konfigurationsseite wählen Sie auch aus, welche Anbieter der LCR berücksichtigen soll. Als Option kann man beispielsweise angeben, dass Anbieter mit Preisansage vor dem Gespräch bevorzugt ausgewählt werden. Dabei unterstützt der LCR in der Fritz!Box bis zu 100 Call-by-Call-Tarife und zehn VoIP-Anbieter.

Konfiguration permanent speichern

Auch wenn die Konfiguration des LCR auf den ersten Blick durch ihren Umfang abschreckt: Der Betreiber von Telefon-Sparbuch.de hat sie sauber und logisch gegliedert, so dass alle Einstellung in wenigen Minuten erledigt sind. Drückt man dann den Button „Speichern auf TK-Anlage“, legt die Fritz!Box alle Daten in ihrem Flash-Speicher ab. Dabei nutzt Becker einen eleganten Trick. Da nur die bereits mehrfach erwähnte Datei debug.cfg beschreibbar ist und zugleich auch einen Reboot oder Stromausfall übersteht, legt er an deren Ende alle gewählten Optionen kodiert ab.

Die Konfiguration am Ende der debug.cfg dient zwei Zwecken: Ruft man zu einem späteren Zeitpunkt die Webkonfiguration erneut auf, sind alle alten Einstellungen bereits vorausgewählt. Aber auch der LCR selbst nutzt diese Daten: Stündlich sendet er die Konfiguration an den Server von Telefon-Sparbuch.de und erhält daraufhin die individuelle und aktualisierte Tariftabelle zurück. Diese bindet er ohne den bei manuellem Update der Wahlregeln nötigen Neustart augenblicklich ein.

Eines sollten Sie nach der Konfiguration des LCR beachten: Die Original-AVM-Seite der Fritz!Box, die die Wahlregeln enthält, behauptet ab jetzt, es wären keine Regeln definiert. Dies ist auch richtig so, da ja der LCR jetzt das Regelwerk abarbeitet. Tragen Sie deshalb auch auf dieser Seite keine neuen Regeln ein, sondern nutzen Sie dazu immer die Konfigurationsseiten unter fritz.box/tsb.htm.

Preistabelle und Anrufliste

Hiermit ist die Installation und Konfiguration des Least Cost Routers bereits erledigt. Die restlichen, neu hinzugekommenen Seiten haben rein informativen Charakter. Wählt man etwa den Punkt „Preistabelle“, erhält man eine Übersicht der für jede Zone benutzten Vorwahlen und die zugehörigen Preise. Dabei ist es schön zu sehen, wie die Box oft stündlich und abhängig vom Wochentag (Werktag/Wochenende) die Provider wechselt.

Wer eine detaillierte Liste aller Telefonaktivitäten wünscht, wählt den Menüpunkt „Anrufliste“. Dahinter verbirgt sich eine sortierbare Aufstellung aller ein- und ausgehenden Anrufe mit Angabe des Call-by-Call-Providers und der Gesprächsdauer. Standardmäßig öffnet sich die Liste auch immer, wenn man auf die tsb-Seiten mit fritz.box/tsb.htm zugreift.

Wenn sich diese Liste im Laufe der Zeit füllt, kann es schon einmal 20 Sekunden dauern, bis die Box die Anzeige aktualisiert. Auf Wunsch lässt sich diese Liste daher auf den PC exportieren und mit Excel weiter bearbeiten. Anschließend kann man die Daten auf der Box löschen, so dass die Denkpause wieder kürzer ausfällt. Der Betreiber von Telefon-Sparbuch.de arbeitet derzeit an einem Update, das die Anzeige generell beschleunigt.

In die Telefonliste hat Harald Becker einige nette Features implementiert. Bei einem Klick auf die aufgelisteten Telefonnummern wählt die Fritz!Box das Ziel automatisch an. Hilfreich ist auch die Rückwärtssuche: Kickt man auf das „I“-Icon neben einer Telefonnummer, startet die Box eine Rückwärtssuche über DasÖrtliche.de und liefert die Adressdaten des Anrufers. So lässt sich bei verpassten Anrufen schnell entscheiden, ob ein Rückruf erforderlich ist.

Fazit

Der LCR ist eine geniale Erweiterung der Fritz!Box, mit der man jede Menge Geld sparen kann. Ein Mal mit ein paar Mausklicks installiert, verrichtet er absolut stressfrei im Hintergrund seine Arbeit und bedarf keiner weiteren Pflege. Zu verdanken ist das dem engagierten Einsatz des Betreibers von Telefon-Sparbuch.de, der diesen Service kostenlos zur Verfügung stellt.

An dieser Stelle möchten wir Sie bitten, seinen Einsatz auch entsprechend zu honorieren. Falls Sie mit dem Least Cost Router für die Fritz!Box zufrieden sind und dadurch 60 bis 80 Prozent Ihrer Telefonkosten sparen, sollten Sie dies Harald Becker je nach Ihrem Telefonumsatz mit einer Überweisung von zehn oder 20 Euro danken. So stellen Sie sicher, dass er auch weiterhin Zeit und Geld in die Pflege seiner Website steckt und den Service auch langfristig kostenlos anbietet. Die entsprechenden Bank- und Kontaktdaten finden Sie hier.

Der LCR für die Fritz!Box erhält derzeit immer noch neue Features. Daher sollten Sie Ihre Fritz!Box alle paar Monate ein Mal komplett ausschalten, damit sie beim Reboot die komplette LCR-Software aktualisiert. Im Internet gibt es einige Foren, die sich mit dem Telefonsparbuch LCR und den neuen Features beschäftigen. Die umfangreichsten Infos finden Sie unter http://www.ip-phone-forum.de/showthread.php?t=88738 und http://www.ip-phone-forum.de/showthread.php?t=91927. In diesen Foren ist auch der Entwickler der Software, Harald Becker, sehr aktiv, so dass Sie bei Problemen dort schnell Hilfe erhalten. Abschließend nochmals der Aufruf: Wenden Sie sich bei Problemen und Wünschen nicht an den Support von AVM, sondern an unser Forum oder das von IP-Phone-Forum.de. (ala)

Dieser Artikel ist der dritte Teil unseres großen Specials zu AVMs DSL-Router. Obwohl der Least Cost Router völlig unabhängig von den in den ersten beiden Teilen beschriebenen Erweiterungen ist, empfehlen wir Ihnen dennoch, zumindest die ersten sechs Seiten des Beitrags Tuning und Hacks für die Fritz!Box vorab zu lesen. Zu den speziellen Problemen bei DSL-Vollanschlüssen mit Telefon-Flatrate bietet der Beitrag Billiger telefonieren trotz Flatrate vom Dezember 2009 wertvolle Tipps.

TecChannel Special zur AVM Fritz!Box

Teil 1: Tuning und Hacks für die Fritz!Box

Teil 2: Fritz!Box-Hack: Computer über das Internet starten und fernsteuern

Teil 3: Die Fritz!Box als Least Cost Router

Teil 4: VPN-Direktkopplung mit der Fritz!Box

Teil 5: Rettung für die defekte Fritz!Box

Teil 6: Eigene Firmware mit Freetz erstellen

Teil 7: Billiger telefonieren trotz Flatrate