BBA 2008 verliehen

Big Brother Awards 2008 für Telekom, Bundestag und EU-Ministerrat

25.10.2008
Der Big Brother Award 2008 ging unter anderem an die Deutsche Telekom. Der Konzern ließ es sich nicht nehmen, zur Entgegennahme der zweifelhaften Auszeichnung ihren Datenschutzbeauftragten Dr. Claus Ulmer zu schicken.

Der Big Brother Award zeichnet jedes Jahr die schlimmsten Datenschutzsünder in verschieden Kategorien aus. Besonders Firmen und Behörden die unermüdlich Daten aller Art sammeln, missbrauchen, verkaufen oder nur schlampig schützen, landen regelmäßig bei der Anti-Preisverleihung ganz weit vorn. Die Gala konnte diese Jahr auch per Live-Stream verfolgt werden. Letztes Jahr gewannen der Bundestrojaner, Taxi-Überwachung und ein C.S.I-Autor.

Für die Bespitzelung von Telekom-Aufsichtsräten und Journalisten, erhält die Telekom den Big Brother Award 2008 in der Kategorie "Arbeitswelt und Kommunikation“. Der Konzern soll sich demnach intern an Daten vergriffen haben, deren Verwendung zu Ermittlungszwecken ansonsten nur mit richterlichem Beschluss möglich ist. Mehrere Hunderttausend Telefon- und Mobilfunkdatensätze von eigenen Aufsichtsräten und Journalisten sollen illegal ausgewertet worden sein, um herauszufinden, auf welchem Wege vertrauliche Informationen an Medien gelangt waren.

Bei der Preisverleihung entschuldigte sich der reumütige Telekom-Datenschützer Dr. Claus Ulmer mit den Worten: "Wir nehmen die Kritik an. Wir haben bereits Maßnahmen getroffen, dass sich das nicht wiederholt. Wir haben den Datenschutz zur Vorstandssache gemacht. Wir werden einen externen Datenschutzbeirat gründen und auf einer Internetseite transparent das laufende Ermittlungsverfahren kommunizieren."

And the winner is...

In der Kategorie „Verbraucher“ ging der BigBrotherAward 2008 an den Deutschen Bundestag für das Durchwinken mehrerer Gesetze, die eine Erhebung, langfristige Speicherung und Weitergabe von detaillierten Daten über Reisende erzwingen.

Aber der große "Gewinner" der Gala war zweifellos der EU-Ministerrat. In der Kategorie „Europa/EU“ heimste der Rat eine der ungeliebten Auszeichnungen für das eigenmächtige und undurchsichtige Erstellen von Terrorlisten. Dort werden zahlreichen Personen und Organisationen unter anderem aufgrund dubioser Geheimdienstinformationen einzelner Mitgliedsstaaten und ohne einer unabhängigen Beurteilung des Terrorismus beschuldigt.

Der vom Europarat beauftragte Sonderermittler Dick Marty stellte mit Entsetzen fest, er habe selten „etwas so Ungerechtes erlebt, wie die Aufstellung dieser Listen“, deren Verfahren er als „pervers“ bezeichnet. Auch der Publikumspreis für den Award, der sie am meisten „beeindruckt, erstaunt, verschüttert, oder empört, ...“ hat ging mit eindeutiger Mehrheit an den EU-Ministerrat. (mst)