Künstliche Dummheit statt Künstliche Intelligenz

Warum Künstliche Intelligenz (KI) in Spielen stagniert

Falsche Prioritäten

Also alles nur eine Frage der Planung und der Ressourcen? Nicht ganz! Vielen Entwicklern fehlt es bereits am Willen, mehr Aufwand in die KI-Entwicklung zu stecken. Dirk Steenpass von Blue Byte gibt offen zu: „Die Siedlungs-KI war durchaus angedacht. Sie stand aber nicht ganz oben auf der Prioritätenliste und war einer der Punkte, die letztendlich hinten runter gefallen sind.“

Frank Gwosdz von Artificial kritisiert: „Es gibt wohl kaum einen Spielaspekt, der von den Entwicklern so stiefmütterlich behandelt wird wie die Künstliche Intelligenz.“

Warum diese Missachtung? Auf den Punkt gebracht: Weil KI keine Spiele verkauft. Das tun spektakuläre Grafik, innovative Spielelemente, coole Charaktere, ja sogar Lizenzen. Sie fallen als Erstes auf, auf sie legen die Publisher wert, sie machen sich prima in der Werbung. Aber hätten signifikant mehr Leute zu Command & Conquer 3 gegriffen, wenn der Ernter schlauer gewesen wäre? Wohl kaum.

Entsprechend setzen die Entwickler ihre Prioritäten. Motto: Über die KI kann man später noch nachdenken. Ein Irrtum, wie Dirk Steenpass bestätigt: „Wenn du eine gute KI haben willst, dann muss die von Anfang an im Konzept stehen, noch bevor du überhaupt die erste Zeile Programmcode tippst.“

Aus ihrem Schattendasein kann die KI nur dann hervortreten, wenn man sie zum zentralen Spielelement befördert. So geschehen bei Assassin’s Creed: Die belebten Städte mit Hunderten Passanten waren von Anfang an ein zentrales Konzept – für den Publisher, für das Marketing und damit auch für den Entwickler. 15 Programmierer und Designer haben laut Ubisoft an der KI des Schleichspiels gearbeitet.