50 Jahre Festplatte: Vom lahmen Riesen zum flotten Winzling

… IBM 350 mit fünf MByte

Das Speichervolumen von fünf MByte der 1956 vorgestellten IBM 350 verteilte sich beidseitig auf 50 mit Eisenoxyd beschichtete Scheiben, die jeweils einen Durchmesser von knapp 61 Zentimetern hatten. Zum Vergleich: Bei aktuellen Festplatten besitzen die Scheiben einen Durchmesser von zirka sechs Zentimetern.

Vor der Einführung dieses magnetischen Datenspeichers mit sequenziellem Zugriff konnte man nur den Hauptspeicher in Form von Ferritkernen, Bänder und Magnettrommeln zur Speicherung nutzen. Diese damals neue Technik wurde aus dem gleichen Grund entwickelt, wie dies heute geschieht: mehr Kapazität mit kleineren Abmessungen.

Die RAMAC 305 – zirka 1000-mal gefertigt bis zum Ende der Produktion im Jahre 1961 – war eines der letzten Systeme von IBM, die noch mit Vakuumröhren arbeitete. Der Aufbau des Festplattenspeichers IBM 350 erinnert in gewisser Weise an heutige Tape-Roboter mit ihren vertikalen Aufzügen und den sich bewegenden Greifsystemen.

1958 bot man als Option an, die IBM 305 um eine weitere IBM 350 und um jeweils zwei unabhängige Schreib-/Leseköpfe auf eine Kapazität von 20 MByte zu erweitern.

Von der IBM 350 gab es von September 1956 bis zum 12. Januar 1959 14 Modelle, bis zum Stopp am 18. August 1969. Es bestand aus den 50 Platten, dem Greifsystem, den elektrischen und pneumatischen Kontrollen dafür, und einem Luftdruckkompressor. Das Gehäuse der Festplatte war in etwa so groß wie zwei mannshohe Kühlschränke. Jede der 50 Platten war in 10.000 Sektoren mit je 100 Zeichen organisiert.

Wer damals das Wunderwerk der Technik käuflich erwerben oder doch zumindest benutzen wollte, musste sehr tief in die Tasche greifen: 250.000 Dollar nach heutiger Rechnung musste man pro Jahr an Leasing-Gebühren für das System berappen. Dafür erhielt man eine Technik, von der IT-Spezialisten in den 50er Jahren nur träumen konnten: Zum ersten Mal war es möglich, Daten nicht nur sequenziell abzuspeichern wie bei den bekannten Bandspeichern, sondern im Prinzip irgendwo auf dem Speichermedium.

Heute trägt man Speicher-Sticks am Schmuckhalsband, die ein Fassungsvermögen von mehreren GByte besitzen – eine Kapazität, die vor 20 Jahren reichte, um die Daten eines mittelständischen Unternehmens zu sichern.