Linux 2.4 für den Desktop

Fazit

Wie unsere Probanden zeigen, trägt Linux seinen Ruf als Betriebssystem für Freaks und Masochisten inzwischen zu Unrecht. Sowohl Einrichtung und Verwaltung als auch die Bedienung der großen Distributionen lassen sich selbst von Einsteigern problemlos bewältigen. So stehen speziell Mandrake und SuSE in Sachen Usability Windows um nichts mehr nach.

Der Speicher- und Leistungshunger der eingesetzten grafischen Oberflächen fordert dabei allerdings seinen Tribut: Die Hardware-Anforderungen der Linux-Distributionen gleichen inzwischen verdächtig denen der Microsoft-Pendants. Zwar genügt ein Pentium-Rechner mit 64 MByte Speicher und 2-GByte-Harddisk grundsätzlich den Anforderungen, weder mit GNOME noch KDE jedoch ist damit ein zügiges Arbeiten möglich. Richtig Freude macht das grafisch aufgemotzte Linux erst ab einem Pentium III mit 500 MHz und 128 MByte RAM.

Den Umstieg auf den Kernel 2.4 werden dagegen nur die wenigsten Desktop-Anwender überhaupt bemerken. Die meisten neuen Features des aktuellen Betriebssystemkerns zielen eher auf den Servereinsatz. Auf dem Client kommen am ehesten der integrierte USB-Support und die ebenfalls in den Kernel eingebauten Firewall-Funktionen zum Tragen.

Für den Einsatz auf dem heimischen Desktop eignen sich aus unserem Testfeld Mandrake-Linux 8.0 und SuSE Linux 7.2 am besten. Beide können in Sachen Einrichtungs- und Bedienkomfort inzwischen problemlos mit Windows mithalten. Die seit 11. Juni im Laden erhältliche SuSE-Distribution glänzt vor allem durch eine topaktuelle Software-Ausstattung. Das bereits früher erschienene Mandrake-Linux weiß dagegen durch eine besser integrierte Verwaltung, gute Firewalling-Unterstützung und eine wesentlich komplettere Softwarepaketierung zu überzeugen.

Gegen die beiden Primusse fallen Red Hat 7.1 und Halloween Linux 7 in Sachen Komfort deutlich ab. Sie eignen sich eher für den Einsatz in der Firma, wo meist bereits Red-Hat-basierte Server laufen und deshalb entsprechendes Administrationspotenzial bereitsteht. Die originäre Red-Hat-Distribution weist dabei außer der Tatsache, dass sie quasi den Linux-Standard darstellt, kaum Vorteile auf. Das preisgünstigere und umfangreichere Halloween dagegen bietet mit Linux grundsätzlich vertrauten Anwendern eine hervorragende Möglichkeit, sich ohne große Kosten mit den Fähigkeiten und Eigenheiten der Red-Hat-Distribution vertraut zu machen. (jlu)