Wellenreiter

Vorteile von ATM bei Flußkontrolle und Bandbreitenverwaltung

Bei der Flußkontrolle (Flow Control) schneidet ATM ebenfalls besser ab als IP over Sonet. ATM verwendet Verfahren wie "Call Admission Control" (CAC), "Traffic Shaping" und "User Parameter Control" (UPC) beziehungsweise Policing. Verkehr, der eine festgelegte "Peak Cell Rate" (PCR) überschreitet, wird durch die "Cell Loss Priority" (CLP) im ATM-Header gekennzeichnet und nur dann weitergeleitet, wenn die Netzlast das zuläßt.

ATM arbeitet relativ schlecht mit der Flußkontrolle von TCP zusammen. Deshalb wurden auf der Anpassungsschicht AAL-5-Mechanismen wie "Partial Packet Discard" (PPD) und "Early Packet Discard" (EPD) implementiert. Sie ermöglichen es einem Switch, bei Überlast Zellen wegzuwerfen. Ein weiterer Vorteil von ATM ist die Fehlertoleranz.

PPP verwendet dagegen keinen Kontrollmechanismus; die TCP-Flußkontrolle setzt direkt auf der PPP-Verbindung auf. Router, die über ATM oder SDH miteinander verbunden sind, "sehen" nur eine Pipe mit einer bestimmten Bandbreite. Um einen ausreichenden Durchsatz zu erzielen, müssen Pakete zwischengespeichert werden.

PPP ist zwar nicht fehlertolerant, doch kann die darunterliegende Sonet/SDH-Schicht einen redundanten Ring nutzen, wenn eine Verbindung ausfällt. Diese Möglichkeit steht natürlich auch ATM über SDH zur Verfügung. Zusammenfassend lassen sich folgende Anwendungsgebiete für IPoS und IPoATM definieren:

- ISP-Backbones: Dort sind hauptsächlich schnelle Verbindungen gefragt, ohne komplexe Anpassungs- oder Integrationsverfahren. Gegen den Einsatz von IPoS spricht das Fehlen von Traffic Management und QoS. ATM wird deshalb in diesen Netzen eine wichtige Rolle spielen. Ein Konkurrent ist jedoch MPLS über Sonet/SDH.

- Corporate Networks (CN): Sie verbinden Intranets über große Entfernungen hinweg. Dafür sind statische Verbindungen mit einer möglichst hohen Nettodatenrate notwendig. In diesem Fall eignet sich Sonet/SDH besonders gut. Allerdings sind die Komponenten im Vergleich zu ATM noch sehr teuer. Hinzu kommt, daß ATM die Bandbreite optimal aufteilen kann, um unterschiedlichen Protokollen, etwa IPX/SPX, SNA oder Decnet, eigene virtuelle Verbindungen zuzuteilen.

- Campus-Backbones: Hier dominiert ATM, zumal die Kosten erheblich gesunken sind und viele Schnittstellen (UTP, STP, MMF, SMF) zur Verfügung stehen. Deshalb hat Sonet/SDH im Campus keine Chance.

- Carrier-Netze: Carrier setzen häufig Sonet/SDH ein, weil es einfach zu handhaben ist. Größere Verbreitung hat aber ATM über SDH gefunden, weil diese Technik ein flexibles Traffic Management und QoS zur Verfügung stellt.

ATM bleibt also die bessere Lösung für den Kern eines Netzwerks. Der Anwender kann mit seiner Hilfe wesentlich flexibler auf Anforderungen reagieren. Zudem garantiert es ein hohes Maß an Skalierbarkeit und Dienstgüte, und Dienste lassen sich schneller implementieren und bereitstellen. Allerdings fehlt oft das nötige Know-how; hier hat SDH Vorteile gegenüber ATM. Bei den Kosten hat ATM wegen des hohen Verbreitungsgrades die Nase vorn.

Entscheidend für den Erfolg von IPoATM oder IPoS werden letztendlich aber MPOA oder MPLS sein. Voraussetzung für den Einsatz von MPOA ist eine ATM-Struktur. MPLS setzt dagegen nicht auf einer bestimmten Technik auf. Welches Verfahren am Ende das Rennen macht, dürfte allerdings weniger von den Funktionen als von den Kosten abhängen. (re)