Web-Enabling schützt Investitionen

Auch Webservices werden veralten

Die Frage, ob der Markt fürs Web-Enabling nicht irgendwann wegbricht, wischen unsere Gesprächspartner aber mit einem Lachen vom Tisch: "Wenn es keine Mainframe- und Unix-Anwendungen mehr gibt, werden wir Webservices hosten, die dann zu Legacy-Systemen geworden sind." Für die Kernaufgabe von Tarantella, Lücken zwischen Technologien zu überbrücken, entstehe immer wieder neuer Bedarf. Außerdem biete man einen schnellen und unkomplizierten Webzugriff auf Applikationen. Andere Modelle würden den Anwender durch zu lange Wartezeiten abschrecken.

Auf Application-Serviceprovider (ASP) als Kunden gehen Adams und Churchward nicht ein. Hat das gepriesene neue IT-Konzept nicht gehalten, was es versprach? Eher ist wohl das Geschäftsmodell ASP zu einer Einsatzmethode von Software mutiert, die selbst den Architekten des Modells nicht mehr als separates Business in den Sinn kommt.

Eine Universität beispielsweise könnte als Non-Profit-ASP mittels Tarantella ihren Studenten neben dem Zugriff auf den Bibiliotheksserver Linux-Anwendungen wie Star Office zur Verfügung stellen, ohne die für vergleichbare kommerzielle Produkte fälligen Lizenzgebühren bezahlen zu müssen.

Große Hoffungen setzt Tarantella in die HIPAA-Initiative der US-Regierung. Der "Health Insurance Portability and Accountability Act" soll Transaktionen im Gesundheitswesen vereinfachen, indem die Kommunikationspartner zur Nutzung moderner Kommunikationsmedien angehalten werden. Dazu müssen die Computersysteme von Kliniken und Versicherungen ans Web, und zwar mit hoch entwickelten Datenschutzfunktionen. Hier kann Tarantella einige Probleme lösen, weil es Legacy-Anwendungen via SSL-Verschlüsselung internetfähig macht und die Kommunikationswege sichert. Außerdem hat das Unternehmen Erfahrung damit, Imaging-Anwendungen ins Web zu bringen, die unter anderem dem Austausch von Röntgenbildern dienen könnten. Dennis Adams geht so weit, dass er das Jahr 2002 für die US-IT-Industrie zum "HIPAA-Jahr" eklärt, während 2001 das "Security-und-Privacy-Jahr" gewesen sei.

In seinen offiziellen Mitteilungen an die Aktionäre nennt Tarantella als einen der möglichen Faktoren, die die Geschäftsentwicklung negativ beeinflussen könnten, die Einführung innovativer Techniken in den Markt: Sie könnten die Nachfrage senken. Als einziger unserer Interviewpartner im Valley unterstützt Adams allerdings die Meinung der Gartner Group, echte Innovationen seien von der Branche fürs Erste nicht zu erwarten. Java sei noch eine echte Erfindung gewesen, aber zurzeit könne er nichts vergleichbares sehen. Lediglich Instant Messaging lässt er als innovativ gelten, weil es eine Lücke zwischen Telefonie und E-Mail schließe, und die Extended Markup Language (XML) versteht er als Technologie, welche die bestehenden Standards im Bereich Enterprise Application Integration (EAI) und Electronic Data Interchange (EDI) ablösen werde.