ttt: Powerline-Internet kommt in einem Jahr

Vor tausend Tagen: Der Internet-Zugang über die Steckdose (Powerline) könnte in einem Jahr Realität sein. Energie Baden-Württemberg (EnBW), Siemens und tesion haben zusammen eine Powerline-Testinstallation in Betrieb genommen. Auch die RWE hat am Mittwoch ein Powerline-Musterhaus vorgestellt.

Diese Meldung erschien bei tecCHANNEL vor 1000 Tagen am 16.3.2000. Mit unserem Service "Tausend Tage tecCHANNEL" (ttt) weisen wir noch einmal auf wichtige Entwicklungen der Vergangenheit hin und prüfen, was aus hochgelobten Trends und Technologien geworden ist.

Die EnBW teilte am Donnerstag in Karlsruhe mit, dass die Markteinführung des Internets aus der Steckdose in etwa einem Jahr anvisiert sei. Seit August 1998 laufe der mit 150 Teilnehmern größte Powerline-Feldversuch in der Bundesrepublik. EnBW Powerline sei deshalb das am weitesten in Richtung Marktreife gediehene Projekt der schnellen Datenübertragung per Stromleitung in Deutschland. Powerline verspreche eine bis zu 20fache ISDN-Geschwindigkeit. Das in Ellwangen in der Zentrale einer EnBW-Regional-Tochtergesellschaft eingerichtete "Internet-Cafe" sei die erste Installation mit den künftig in einem gemeinsamen Unternehmen von Siemens und EnBW produzierten Hardware-Komponenten.

Zur Preisgestaltung von Powerline wollten sich EnBWund das Telekommunikations-Unternehmen tesion noch nicht genau äußern. Die Erstausrüstung eines kleineren Büros oder eines Privathaushalts mit den notwendigen Powerline-Komponenten solle aber nicht mehr als rund 1000 Mark kosten. Für die Nutzungspreise werden vor allem die gesendeten und empfangenen Datenmengen Kalkulationsgrundlage sein.

Das Powerline-Musterhaus von RWE folgt den Ankündigungen des Energiekonzerns im Vorfeld der "CeBIT". RWE will mit der Basisentwicklung in sechs Monaten fertig sein. Die Markteinführung ist ebenfalls für das nächste Jahr geplant.

Vor der Markteinführung müssen alle potenziellen Powerline-Anbieter noch eine rechtliche Hürde nehmen: eine Genehmigung der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post. (uba)

Das Internet aus der Steckdose hat sich, anders als geplant in Deutschland nicht durchgesetzt, obwohl die Idee verlockend klingt. RWE und auch E-ON haben sich inzwischen ganz aus dem Markt zurückgezogen. Auch Siemens verkündete bereits früh den Rückzug. Als Gründe gelten die Einführung und schnelle Verbreitung von DSL und die Störanfälligkeit der Powerline-Installationen. EnBW hält allerdings weiter an den Plänen fest und vertreibt die Technologie als EnPowerline. Den Feldversuch-Charakter hat aber auch EnPowerline nicht ablegen können. Installationen sind derzeit nur in einzelnen Ortschaften oder in Schulen zu finden. (uba)