Automatisierung, Cloud, Big Data, SSD

Storage-Trends - Speichertechnologien für Unternehmen

Clustering statt Tiering

Durch die Parallelisierung von "einfachem" Storage lässt sich eine hohe Performance ohne ein klassisches "teures" Tiering erzielen. Gleichzeitig werden die Trends Kosteneffizienz und Einfachheit bedient. Sehen Sie einen Trend für dieses "Clustering"?

Hans Schramm - Dell: "Das wird spannend, denn die Anwender müssen da natürlich mitspielen. Die IT-Verantwortlichen werden sich das genau anschauen wollen, da es hier ja um das bislang investierte Wissen in vorhandene Lösungen geht. Es bleibt abzuwarten, wer sich für ein Pilotprojekt bereit erklärt. Auch hier ist Dell als Komplettanbieter gut gerüstet, zum einen durch ein sehr ausgefeiltes Storage Tiering in den Arrays selbst, zum anderen durch die Möglichkeit, recht günstigen Storage auf kleinem Raum anzubieten - Server bauen und entwickeln wir ja auch noch."

Dirk Pfefferle - EMC: "Unsere Lösung lautet Unified Storage. Das Tiering läuft hier automatisch ab; die passende Software erlaubt entsprechende Performance-Anpassungen, was den Aufwand für Wartung und Verwaltung erheblich vereinfacht. Ein weiterer Vorteil von Unified Storage ist die Integration mit wichtigen Software-Tools, zum Beispiel von VMware oder Microsoft."

Robert Guzek - Fujitsu Technology Solutions: "Parallelisierung kann kurzfristig eine Alternative darstellen. Mögliche Kostenvorteile bei der Anschaffung werden schnell durch den erhöhten administrativen Aufwand wieder neutralisiert. Mit einer steigenden Systemzahl wird eine parallelisierte Landschaft letztendlich nicht günstiger, sondern wirtschaftlich teuer. In einer Vollkostenrechnung wären unter anderem auch die Service- und Wiederbeschaffungskosten zu berücksichtigen sowie insbesondere die Migrationskosten bei einem Technik-Refresh. Parallelisierung widerspricht dem Konsolidierungsgedanken und erhöht die Komplexität nachhaltig."

Thomas Meier - Hewlett-Packard: " HP hat dies unter dem Stichwort Storage Federation adressiert. HPs 3PAR-StoreServ-Systeme können im Verbund betrieben werden. Dann lassen sich Datenbereiche (LUNs) von einem System auf das andere transferieren - ganz ohne zusätzlichen Virtualisierungs-Layer und transparent für die Applikation. Mit dieser Technologie adressiert HP zugleich das Thema 'Transparent Failover' aus dem Bereich Servervirtualisierung. In Sachen Kosteneffizienz liegt der Fokus aus HP-Sicht auf Thin-Strategien, das heißt der logischen Überquotierung real vorhandenen, physikalischen Speichers. Diese wird von allen modernen Betriebssystemen per T10-Unmap-Funktion unterstützt. Die hardwarebasierte 3PAR-Thin-Technologie (ASIC) und die automatische Umsetzung der T10-Unmap-Funktion senken den Bedarf an Kapazität, Strom, Kühlung und Stellfläche im Rechenzentrum, was die Betriebskosten um bis zu 50 Prozent senkt. Dabei entstehen keine Einschränkungen anderer Array-Funktionen wie beispielsweise Snapshots, Remote Mirroring oder automatisches SubLUN Tiering."

Dr. Georgios Rimikis - Hitachi Data Systems: "Das hängt vom einzelnen Anwendungsfall ab. In wenig komplexen Umgebungen mag das eine erfolgreiche Herangehensweise sein. Aus unserer Sicht steigt jedoch die Zahl komplexer Umgebungen. Auch die Anforderungen hinsichtlich der Leistungsfähigkeit nehmen zu, nicht nur wegen Big Data. Wir verstehen unter Tiering - genauer Dynamic Tiering - das regelmäßige, volldynamische Verschieben von Daten auf Page-Ebene, also 42 beziehungsweise 32 Megabyte Blockgröße. Gerade in Verbindung mit leistungsfähigem Flash verfügen Unternehmen hier über Performance-Vorteile, die auch gefragt sind. Zudem senkt Dynamic Tiering ja auch in einer nicht parallelisierten Umgebung die Speicherkosten. In einem parallelisierten Cluster werden vermutlich nur selten extrem günstige, wenig leistungsfähige Low-End-Systeme stehen. In einer Umgebung mit dynamischem Tiering lassen sich jedoch bedarfsgerecht wirklich alle Speicherebenen einsetzen."

Ralf Colbus, Leading Solution Sales Professional Storage, IBM Deutschland: "Durch Tiering und Aufteilung in Storage-Klassen können Kosten sogar drastisch reduziert werden."
Ralf Colbus, Leading Solution Sales Professional Storage, IBM Deutschland: "Durch Tiering und Aufteilung in Storage-Klassen können Kosten sogar drastisch reduziert werden."
Foto: IBM

Ralf Colbus - IBM: "IBM beherrscht beide Technologien, das heißt, wir können Scale-out, Tiering oder eine Kombination aus beiden Ansätzen wählen. Entscheidend hierfür sind der Anwendungsfall und die Applikation. Bestimmte Applikationen benötigen kein Scale-out, sondern einen Scale-up-Ansatz, um die Performance abzurufen, das heißt eine klassische, monolithische Storage-Architektur."

"Teures Tiering ist hier aber nicht ganz richtig. Unsere Funktion des 'Easy Tierings', bei dem Daten gemäß ihrer Anforderung zum Beispiel auf SSD ausgelagert werden, ist kostenfrei. Durch Tiering und Aufteilung in Storage-Klassen können Kosten sogar drastisch reduziert werden."

Galvin Chang - Infortrend: "Wir haben den Einsatz von Clustern (Dateisystemen) dieser Art in leistungsfähigen technisch-wissenschaftlichen Rechenanwendungen, in der Medienverarbeitung und im Broadcasting-Bereich gesehen. Wir glauben auch, dass viele öffentliche Cloud-Anbieter diese Art von Cluster-Architektur anbieten."

Herbert Bild - NetApp: "Definitiv sehen wir den Trend des Clusterings. Wenn wir heute in ein Rechenzentrum schauen, finden wir viele unterschiedliche Storage-Systeme vor. Häufig muss der Administrator unterschiedliche Betriebssysteme beherrschen, was aufgrund des immer weniger werdenden Fachpersonals und der Geschwindigkeit von IT-Innovationen immer schwieriger wird. Wir setzen hier verstärkt auf eine agile Dateninfrastruktur und somit auf unser Betriebssystem Data ONTAP. Dieses legt sich wie eine Art Überbau über die einzelnen Storage-Systeme und lässt sich somit einfach administrieren. Unser clustered Data ONTAP fügt dem Ganzen noch die Clustering-Möglichkeiten hinzu. In einem virtualisierten Bereich werden alle Storage-Systeme zusammengefügt und können gemeinsam verwaltet werden. Auch eine einheitliche Automatisierung wird so erreicht. Das entlastet die IT-Administratoren ungemein und ermöglicht einen unterbrechungs- und störungsfreien Betriebslauf."

Arndt Müller - Oracle: "Entgegen der landläufigen Meinung führt eine hohe Parallelisierung nicht für jeden Anwendungszweck auch zu einer höheren Performance. Besonders dann nicht, wenn sie mit einer längeren Zugriffslatenz einhergeht, wie es beim Storage Clustering kaum zu vermeiden ist. Weil dies so ist, raten daher auch die meisten Storage-Cluster-Spezialisten zum Beispiel vom Einsatz für Datenbanken ab, denn diese reagieren sehr empfindlich auf hohe Latenzzeiten."

Arndt Müller, Storage Business Development Manager Europe North, Oracle: "Für geschäftskritische Anwendungen mit hohen Performance-Anforderungen wird auch in Zukunft ein Storage Cluster keine vernünftige Wahl sein."
Arndt Müller, Storage Business Development Manager Europe North, Oracle: "Für geschäftskritische Anwendungen mit hohen Performance-Anforderungen wird auch in Zukunft ein Storage Cluster keine vernünftige Wahl sein."
Foto: Oracle

"Gut geeignet ist Storage Clustering für weniger anspruchsvolle Anwendungen, wie Backup und Archive, Website-Daten oder Download Repositories. Oracle bietet mit dem SAM-FS/QFS-Filesystem auf Solaris und einfachem JBOD Storage eine Storage-Cluster-Lösung, die auch gehobenen Ansprüchen genügt. Für geschäftskritische Anwendungen mit hohen Performance-Anforderungen wird auch in Zukunft ein Storage Cluster keine vernünftige Wahl sein."

Stefan Weidner - SGI: "Diese Ansätze sind nicht neu, werden aber immer leichter und zuverlässiger realisierbar durch den weiter zunehmenden Einsatz von Software im Storage-Betrieb. Heute sind die Möglichkeiten hier noch nicht mal im Ansatz ausgereizt. Wir begrüßen diese Entwicklung sehr und haben mit SGI MIS hierfür eine wunderbare Hardwareplattform, aber eben auch die hierfür notwendige Softwarefunktionalität im Angebot, um solche Systeme zu erzeugen und zu betreiben. Die Virtualisierung von Storage steht hier in den Startlöchern, um klassische Storage-Systeme auch im hochkritischen Enterprise-Umfeld abzulösen. Die gesamten Möglichkeiten sind noch gar nicht alle abzusehen."