Service-Boom im Web-Hotel

Deutschland ist Schlüsselmarkt

Finanzmetropolen wie Frankfurt winken gleich mehreren Anbietern leistungsstarker Netze und passender IP-Services mit lukrativen Geschäften. Neben der bereits seit mehreren Jahren hier ansässigen Colt Telecom GmbH will jetzt auch der US-Carrier Global Crossing via Frankfurt - und weiterer Netzknotenpunkte - im Sprach- und Datenübertragungsgeschäft mitmischen. Knapp zwei Monate nach der Inbetriebnahme des Europanetzes Pan European Crossing (PEC) eröffnete Global Crossing (www.globalcrossing.com) am 16. Februar 2000 in Frankfurt seine deutsche Niederlassung. Von hier aus werden in Zukunft alle deutschen Kunden betreut und der weitere PEC-Ausbau in Deutschland vorangetrieben. Global Crossing baut und betreibt das eigenen Angaben zufolge mo-dernste IP-basierende Glasfasernetz der Welt. In den vergangenen fünf Monaten konzentrierte sich das amerikanische Unternehmen auf den Aufbau des deutschen Teils von PEC. Ende vergangenen Jahres hatte der Anbieter mit Köln, Düsseldorf, Frankfurt, Hannover und Hamburg die ersten fünf Städte in Deutschland an PEC angeschlossen. Bis Mai 2000 werden sechs weitere Städte folgen: Berlin, Dresden, Leipzig, Nürnberg, München und Stuttgart.

"Mit seinen 82 Millionen Einwohnern und einem enormen Internet-Marktpotenzial ist Deutschland für uns ein Schlüsselmarkt", sagte Bob Annunziata, CEO von Global Crossing, in Frankfurt. In das Geschäft mit Web-Hosting- und -Housing-Services will Global Crossing allerdings erst bis Ende 2000 einsteigen. Bis dahin soll in Frankfurt ein so genanntes "Global Center" errichtet werden. Der Geschäftsbereich Global Center Inc., bislang in mehreren Städten in den USA, Großbritannien und Australien aktiv, betreut derzeit rund 300 Internet-Firmen wie beispielsweise Yahoo, The Motley Fool, Ziff Davis, MP3.com und eToys. In Europa haben Carrier wie Swisscom oder Cable & Wireless bereits ganze PEC-Glasfaserstrecken von Global Crossing gekauft oder gemietet. Zu den Seekabel-Kunden gehören neben MCI Worldcom, Level 3 auch die Deutsche Telekom, Telecom Italia und France Télécom.

Gegen solche Konkurrenz können sich die nationalen Mitspieler im Citycarrier-Geschäft nur mit enormen Kraftanstrengungen behaupten. Einer der TK-Davids, die Stuttgarter Tesion Kommunikationsnetze Südwest GmbH & Co. KG, startete jetzt in Richtung eines bundesweiten Telekommunikationsnetzes. Zusammen mit dem Netzinfra-strukturlieferanten Carrier1 soll das neue Glasfasernetz bis Mitte des Jahres einsatzbereit sein. Um den Ausbau möglichst zügig voran- zubringen, hat die Tochter der EnBW AG und der Swisscom AG Teile des Glasfasernetzes vom paneuropäischen Netzbetreiber Carrier1 gekauft und will bis Juni 2000 einen deutschlandweiten Ring aufgebaut haben. Bis zum Jahresende sollen bundesweit 23 so genannte POI (Points of Interconnect - Übergabepunkte vom Netz der Deutschen Telekom an das Tesion-Netz) in Betrieb sein.