Selbstwahrnehmung im virtuellen Körper möglich

Neurowissenschaftlern ist es gelungen, mit Mitteln der virtuellen Realität die körperliche Selbstwahrnehmung zu manipulieren.

Die Wissenschaftler der TH Lausanne (Schweiz) und der Gutenberg-Universität Mainz konnten dabei zeigen, dass die räumliche Einheit von Körper und Selbst aufgelöst werden kann. Sie nutzten dabei klinische Daten aus der so genannten Heautoskopie (Spiegelhalluzination). Dabei fallen Körper und Selbst anscheinend auseinander.

Die Versuchsteilnehmer erhielten in einer Cyberspace-Umgebung nicht übereinstimmende sensorische und optische Informationen, angelehnt an das ältere „Gummihand-Experiment“. Bei diesem beobachtet die Versuchsperson die Nachbildung einer menschlichen Hand, während eine der eigenen Hände verdeckt ist. Sowohl die künstliche Gummihand wie auch die unsichtbare eigene Hand werden mit einem Stäbchen in einem synchronen Rhythmus gestreichelt. In dem Experiment erleben gesunde Versuchspersonen das künstliche Glied als einen Teil ihres eigenen Körpers. Sie spüren die gesehene Berührung in der Gummihand.

„Bei unserem neu entwickelten Ganzkörperexperiment haben die Probanden einen virtuellen Körper als ihren eigenen wahrgenommen und sich teilweise mit der dreidimensionalen Projektion identifiziert, wenn sie am Rücken gestreichelt wurden und dabei gleichzeitig gesehen haben, dass die ‚vor ihnen stehende’ Projektion am Rücken gestreichelt wurde“, so Prof. Dr. Thomas Metzinger von der Uni Mainz.

Die Versuchseilnehmer schauen über einen Bildschirm, der wie eine Brille direkt über den Augen sitzt, auf das gefilmte und in die virtuelle Realität eingesetzte Bild ihres eigenen Körpers. Der wird dann zum Beispiel mit einem Stäbchen in einem synchronen Rhythmus gestreichelt.

„Zum Teil haben die Versuchsteilnehmer ihr Selbst tatsächlich außerhalb des eigenen Körpers wahrgenommen und ihr Selbstgefühl in dem simulierten Avatar lokalisiert, sie dachten, der virtuelle Körper sei ihr eigener“, so Metzinger weiter. „Es handelt sich dabei aber noch nicht um eine komplette außerkörperliche Erfahrung, weil zum Beispiel der Gleichgewichtssinn und das Bewegungsgefühl bei dem ‚wirklichen’ Körper verbleiben. Letztlich ist aber natürlich auch das, was wir im Normalfall als den ‚wirklichen’ Körper erleben, nur der Inhalt dessen, was in meiner eigenen Theorie als das ‚phänomenale Selbstmodell’ bezeichnet wird.“ (dsc)