Sammelklagen gegen Microsoft

Richter Thomas Penfield Jackson hat in seiner Tatsachenfeststellung wenig Zweifel daran gelassen, dass er Microsoft des Monopolmissbrauchs für schuldig hält. Jetzt sieht sich Microsoft mit mehreren Sammelklagen privater Natur konfrontiert.

Mit einer Sammelklage gegen Microsoft sind am Montag drei Anwälte in Kalifornien vor Gericht gezogen. Der Vorwurf: Microsoft habe unter Ausnutzung seiner Monopolstellung überhöhte Preise für sein Betriebssystem Windows 9x verlangt. Die Anwälte nennen keine konkrete Schadenssumme, reichten die Klage aber stellvertretend für jeden kalifornischen Bürger ein, die eine Version von Windows 9x gekauft haben. Als Beweisstück "A" legten die Anwälte die Tatsachenfeststellung von Richter Jackson bei. Anfang des Monats hatte Richter Jackson den Vorwurf des Monopolmissbrauchs im Abschlußbericht zur Beweisaufnahme bestätigt.

Microsoft-Sprecher Tom Pilla nannte die Klage in einer ersten Stellungnahme "ironisch". Windows 9x Betriebssysteme, so Pilla seien billiger als das OS/2 von IBM und auch das Apple-Betriebssystem. Ohne ein Urteil im Anti-Trust-Prozess könne die Tatsachenfeststellung des Richters ohnehin nicht für eine Klage angewendet werden. Neben der jüngsten Klage in Kalifornien versuchen ähnliche Klagen in New York, Alabama, Louisiana und Birmingham den Status der Sammelklage zu erreichen.

Microsoft steckt damit in der Klemme. Je länger sich der Monopol-Prozess hinzieht, desto mehr Anwälte werden wohl auf die Idee kommen, den Softwarehersteller mit Sammelklagen zu überziehen. Eine schnelle außergerichtliche Einigung wäre in diesem Fall sinnvoll. Die jetzt eingereichten Sammelklagen verbessern die Position des Justizministeriums, das eine außergerichtliche Einigung erzielen möchte. Erst vor einigen Tagen hatte Richter Jackson einen Richter als Vermittler zwischen den Parteien berufen. (uba)